Höllenbote Angela
kämpfen hatte. Ob die Nase angebrochen oder schon gebrochen war, das wußte er nicht. Jedenfalls blutete sie noch immer. Der Schmerz hatte ihm die Tränen in die Augen getrieben.
Barnes schaffte es, sich auf den Rücken zu drehen. Die Augen hielt er so weit offen wie möglich, und er sah auch, daß jemand vor ihm stand. Es konnte nur Angela Sarti sein, aber sie sah nicht mehr aus wie sonst.
Es konnte auch an ihm oder an den Tränen liegen, daß die Frau vor ihm verschwamm. Trotz der Schmelzen war es ihm möglich, klar zu denken, und so mußte er einfach zu dem Entschluß kommen, daß Angela alle Trümpfe in den Händen hielt.
Die spielte sie auch aus. Besonders ihre Stärke. Als sie zupackte und den Mann in die Höhe zerrte, da wirkte es so leicht, als hätte er überhaupt kein Gewicht.
Sie stand dicht vor ihm und hielt ihn an den Revers seiner Lederjacke fest. Der Wirt schwankte, obwohl er mit beiden Füßen auf dem Boden stand. Barnes spürte es kaum. Auch sah er das andere Gesicht mit den zurückgezogenen Lippen ziemlich undeutlich, und er roch den Atem dieses Monstrums.
Nein, das war kein Atem. Vampire atmen nicht. Was da aus dem Maul wehte, konnte nur als alter Blutgestank bezeichnet werden, als wäre innerhalb des Körpers etwas dabei, allmählich zu verfaulen.
Angela Sarti drehte ihr Opfer herum. Sehr schnell und hastig. Und ebenso hart wuchtete sie den Mann mit dem Rücken gegen die Wand, wo er stehenblieb, noch von ihr gehalten.
Die Sarti wußte, daß es keine Macht der Welt gab, die ihr das Opfer jetzt noch entreißen konnte. Dieser Mann war ihre Nahrung. Sie mußte einfach dem Trieb folgen, den alle Vampire in sich spürten. Sie starrte auf die Haut am Hals, sie zerrte den Kopf nach rechts, um die linke Seite zu spannen, und Raoul ließ alles widerstandslos mit sich geschehen, während aus seiner Nase das Blut floß und rote Flecken auf seiner Kleidung hinterließ.
Die Wiedergängerin knurrte leise. Es war ein Geräusch der Vorfreude, das sie überkommen hatte. Sie konnte sich einfach nicht mehr zurückhalten. Diese Beißpremiere würde ihr unvergeßlich bleiben, das stand fest. Es war einfach super, es gehörte dazu. Widerstand wurde ihr keiner entgegengesetzt.
Ihr Kopf bewegte sich ruckartig vor. Dabei öffnete sie den Mund so weit wie möglich.
Einen Augenblick später hing sie am Hals des Menschen wie ein Tier, das sich an seiner Beute festgebissen hatte. Sie preßte die Zähne tief in die Haut hinein, sie spürte das Blut, das aus der Ader wie aus einem kleinen Quell in ihren Mund sprudelte, den Hals erreichte, so daß sie einfach schlucken mußte.
Es war herrlich. Es war köstlich. Es war eine Wohltat für die Vampirin, und sie genoß es mit jeder Faser ihres untoten Daseins. Daß sie eine Existenz inmitten einer Schattenwelt führte, daran dachte sie nicht. Sie trank, sie labte sich, und sie sorgte dafür, daß ihr Opfer tief hineinglitt in die Welt der Finsternis, die ihn auch als Untoten weiterhin umschweben würde…
***
Es war eine Spur, nicht mehr. Aber wir waren davon überzeugt, auf der richtigen Fährte zu sein, ohne allerdings große Beweise zu haben. Die Resultate unserer Überlegungen wiesen einfach in diese Richtung.
Praktisch gesehen hieß die Spur Stanwell, ein Ort südlich von Heathrow, dessen Nähe immer präsent war, denn wie gewaltige Geistervögel schwebten die startenden und landenden Maschinen in das oder aus dem Gebirge aus Wolken hinein.
Abe Douglas hatte sich auf den Rücksitz gesetzt. Obwohl Platz genug vorhanden war, verbreitete er eine gewisse Unruhe, als wäre es ihm dort zu eng. Er bewegte sich hin und her, als säße er auf einer Schaukel und schaute sich auch öfter um, als es normal gewesen wäre.
Suko wurde es zuviel. Er sprach den G-man schließlich darauf an. »Was ist los, Abe?«
»Im Prinzip nichts. Aber du kennst das sicherlich. So ein verdammtes Gefühl will einfach nicht weichen.«
»Welches?«
Douglas runzelte die Stirn. »Haltet mich nicht für einen Spinner, aber es könnte sein, daß wir verfolgt werden.«
»Keinesfalls. Hast du einen Verdacht?« Auch Suko hatte sich so gut wie möglich gedreht, während ich mich aus diesem Dialog heraushielt und nur fuhr.
»NSA!«
Da weder Suko noch ich einen Kommentar abgaben, sprach der FBI-Mann weiter. »Ich traue diesen Typen nicht. Man hat mir zwar offiziell freie Hand gelassen, aber sich darauf zu verlassen, wäre sehr naiv. Die überwachen nicht nur andere, alles und etwas, sondern suchen
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