Höllenbote Angela
Menschen, die sich nicht bewegten. Puppen waren es sicherlich nicht. Schlafende auch nicht. Ein fürchterlicher Verdacht stieg in mir auf, den ich noch für mich behielt, als ich wieder zurück zu meinen Freunden ging.
Sie sahen mir an, daß etwas passiert war. »Weißt du, wie du aussiehst, John?«
»Ja, Abe, das weiß ich. Und es gibt auch einen Grund.« Ich schluckte. »Genau habe ich es nicht gesehen, aber wir sollten uns auf eine böse Überraschung gefaßt machen.«
»Tote?«
Ich hob die Schultern. »Hast du Barnes gesehen?«
»Nein, Abe. Die Tür ist verschlossen. Wir müssen aber rein.«
Die Haustür gehörte nicht zu den stabilsten. Einige Tritte würden reichen, um sie zu öffnen.
Suko schob uns zurück. Er übernahm die Aufgabe. In der Stille hörten sich die Echos laut an, als Suko einige Male mit seinen wuchtigen Karatetritten das Schloß malträtierte. Abe Douglas und ich standen im Schneeregen, der kalt auf unsere Köpfe rieselte. Die Flocken tauten im Haar und rannen als Tropfen über die Haut im Nacken hinweg.
Ein letztes, ziemlich lautes Splittern zeigte an, daß Suko es geschafft hatte. Um das Holz herum sah die Tür nicht mehr so aus wie sonst, und sie hing locker in den Angeln.
Suko drückte sie vorsichtig nach innen.
Es war warm im Haus. Ein beweis, daß es bewohnt wurde. Und es war totenstill.
Eine Grabesruhe, die bei einem Menschen eine Gänsehaut erzeugen kann. Meinen Herzschlag spürte ich lauter, und ich hatte das Gefühl, als wären wir dabei, eine große Gruft zu betreten, in der sich ein widerlicher Geruch ausgebreitet hatte.
Abe Douglas blieb im schmalen Flur stehen und hielt mich am Jackettärmel zurück. »Was riecht hier so?« Er fragte es mit einem Unterton in der Stimme, als wüßte er Bescheid, wobei er trotzdem eine Bestätigung haben wollte.
Suko kam mir zuvor. »Blut, Abe, hier riecht es nach Blut, und das ist verdammt kein Spaß.«
Der G-man flüsterte einen Fluch und schaute mich an.
Ich nickte. Ein weiterer Kommentar erübrigte sich.
Wir waren uns noch unschlüssig, wohin wir uns wenden sollten. Der Geruch erreichte uns aus keiner bestimmten Richtung. Er war einfach da und füllte das Haus. Auch weniger sensible Menschen hätten ihn wahrgenommen.
In unserer Nähe stand eine Tür offen. Es war der direkte Weg in den Anbau hinein. Weiter vorn ging es zu den Wohnräumen. Dort verschwand die Umgebung im Halbdunkel.
Wir waren in kein normales Haus gekommen. Dies hier war ein Totenhaus. Uberall lauerte der Sensenmann oder sein Erbe, das wir noch nicht entdeckt hatten.
Ich deutete mit dem Daumen auf die nahe Tür. »Wenn wir etwas finden, dann im Anbau.« Ich dachte dabei an meinen Blick durch das Fenster. »Dort muß einfach etwas sein.«
Mir widersprach keiner. Die Haustür hatten wir nicht wieder geschlossen. Sie stand so weit offen, daß ein Wirbel aus Schneeflocken ins Haus wirbeln konnte.
Abe Douglas war noch immer unsicher. Mit einem langen, schleichenden Schritt ging er zur Haustür und warf einen Blick nach draußen. Wahrscheinlich dachte er an die Verfolger, aber die Gegend um das Haus herum blieb leer.
Auch mein Kreuz »meldete« sich nicht, als ich es einmal kurz berührte. Wir alle waren angespannt, als wir die Tür öffneten und den Anbau betraten. Wir bewegten uns dabei wie einstudiert. Ich blieb in der Mitte, während Suko und Abe sofort zu beiden Seiten hin weggingen, die Waffen gezogen und die Mündungen gegen die Decke gerichtet.
Niemand griff uns an. Es blieb ruhig. Nur unsere Geräusche waren zu hören. Das flache Atmen, denn der Blutgeruch hatte sich noch verstärkt.
»Scheint alles okay zu sein«, bemerkte Suko, wobei er das erste Wort besonders betont hatte.
Wir alle mußten es genau wissen, aber ich war derjenige, der die Lampe hervorholte. Als ich sie anknipste, hatte Suko bereits den Lichtschalter gedrückt.
Unter der Decke klackerten für einen Moment zwei Leuchten, dann wurde es hell.
Und wie!
Es war ein Bild des Schreckens. Das absolute Grauen. Uns stockte der Atem. Nicht nur mein Gesicht wurde bleich, den Freunden erging es ähnlich.
Links von mir stöhnte Abe Douglas auf und schüttelte den Kopf. An der anderen Seite stöhnte Suko leise. Ich hatte das Gefühl, daß in meiner Kehle ein dicker Kloß steckte.
Was wir sahen, war furchtbar.
Zwei Tote, eine Frau und ein Mann.
Man hatte sie nicht nur einfach umgebracht, man hatte sie auf eine so schreckliche Art und Weise gelotet, daß wir darüber nur mit den Köpfen
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