Höllenbote Angela
noch sich selbst. Das sind Leute, die ihrem eigenen Herzschlag mißtrauen. Für einen normalen Menschen ist es schlimm, wenn man mit ihnen zusammenarbeiten muß.«
Eine Antwort zum Lachen. Wir lachten nicht. Unser Freund Abe war Amerikaner, er arbeitete beim FBI. Er hatte den nötigen Ein- und Durchblick. Er wußte, wovon er redete. Er kannte die Organisation besser als wir, obwohl wir auch mit der NSA zu tun gehabt hatten. Auch wie sie Angela Sarti auf ihre Seite gezogen hatte, sprach für die Organisation, bei deren Handlungen Recht und Gesetz in eine Grauzone wegtauchten. Um die angebliche Freiheit zu verteidigen, bedienten sie sich oft Methoden der Unfreiheit und der Erpressung.
Links von uns sahen wir den Fluß. Ein grauer, träger, winterlicher Strom, der wie abgefegt wirkte. Es gab keine Ausflugsschiffe mehr, die bei schönem Wetter in Richtung Wiiulsor fuhren und dem Wasser ein buntes Bild verliehen. Die Schiffe, die jetzt über das Wasser glitten, wirkten farblos. Sie rochen nach Arbeit. Auch wenn hin und wieder die mit elektrischen Kerzen geschmückten Tannenbäume an Bord grüßten, konnte eine vorweihnachtliche Stimmung nicht aufkommen. Auch nicht bei uns.
Wir waren nur ein Teil der Strecke über die Autobahn gefahren. Die letzten Kilometer rollten wir über eine Landstraße, die uns nach Stanwell brachte.
Raoul Barnes war die einzige Spur, die wir hatten. Wenn dieser Trumpf nicht stach, konnten wir wieder von vorn beginnen.
»Hast du denn deine Freunde entdecken können?« fragte ich den Mann aus New York.
»Bisher nicht.«
»Dann werden sie uns wohl auch in Ruhe gelassen haben. Bei deinen Argusaugen, Abe.«
»Hör auf zu spotten, John.«
»Ich spotte nicht. Das meine ich ehrlich.«
»Diese Kerle haben andere Methoden. Es würde mich nicht wundern, wenn sie schon bei Raoul Barnes’ Schwester wären. Denn ihnen stehen die gleichen Informationen zur Verfügung wie uns. Das darfst du nicht vergessen. Die sind verdammt schnell und auch fix im Denken.«
»Warum haben sie dich dann losgeschickt?« fragte Suko.
Douglas mußte lachen. »Mittlerweile hat sich bei uns schon bis zu den höchsten Stellen herumgesprochen, daß ich jemand bin, der nicht nur normale Verbrecher jagt. Ich habe zu oft Kontakt mit euch beiden gehabt, und wer ihr seid, ist ebenfalls bekannt. Sie stehen vor einem Rätsel. Daß man ihren Big Smith umgebracht hat, hätten sie ja noch verkraften können. Allerdings haben sie auf dem Film gesehen, wie es geschehen ist. Das können sie nicht nachvollziehen. Da brauchen sie eben einen Experten. Dabei haben ihnen nicht einmal ihre Supercomputer geholfen. Irgendwo finde ich es auch positiv, daß der Mensch hin und wieder gebraucht wird.«
Er wußte, daß wir ihm recht gaben. So gut wie Technik auch half, es gab jedoch Probleme, da war der Mensch wichtiger, denn er konnte handeln, ohne daß ihm etwas eingegeben war, denn Intuition fehlte dem Computer, und er würde sie auch nie bekommen.
Die Umgebung hier war touristisch aufgearbeitet worden. Es gab recht viele Pensionen und kleine Hotels. Nach wie vor war Windsor Castle ein Anziehungspunkt zahlreicher Besucher, und nicht wenige übernachteten auch in der Nähe.
Stanwell war kein großer Ort und lag auch relativ weit vom Castle entfernt. Eine leicht hügelige Umgebung. Viele Seen oder künstlich angelegte Reservoire schufen eine gewisse Idylle, nur wenige Meilen entfernt vom Moloch London.
Wochenendhäuser waren in der Regel nicht in den normalen Ortskern eingebaut worden, sondern lagen zumeist an den Rändern der kleinen Dörfer und Städte. Deshalb hielten wir die Augen offen, aber die Siedlung war nicht zu sehen.
Dafür gerieten wir in die Nähe eines kleinen Weihnachts- und Trödelmarktes. Er war nicht überfüllt, baute sich entlang einer schmalen Straße auf, wo keine Häuser störten. Hier gab es genügend Menschen, die wir fragen konnten.
Diese Aufgabe übernahm Suko, während Abe und ich im Rover warteten. Der Freund aus den Staaten schaute mich fast finster an. »Was sagt dir dein Gefühl, John?«
»Warum fragst du?«
»Weil ich dich kenne. Du bist doch jemand, der auf seine innere Stimme hört.«
»Im Prinzip schon. Ich denke auch, daß wir hier nicht falsch sind.«
»Gut.«
Suko kehrte zurück. Er warf sich auf den Sitz, schnallte sich an und sagte: »Fahr mal weiter. Die Siedlung zu finden, ist kein Problem mehr.«
»Und?«
Er sah mich verständnislos an. »Wie und?«
»Hat man dir noch einige Tips gegeben, was
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