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Hoellenfeuer

Hoellenfeuer

Titel: Hoellenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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Geister verstorbener Menschen davon Wind bekommen. Beide hoffen, dass du ein Ende ihrer Tage auf dieser Welt, ihrer Hölle, bringen wirst.“
    Ein Schrecken durchfuhr Eleanor.
    „Das klingt, als sagtest du, dass ich den Tag des Jüngsten Gerichtes einläuten würde“, hauchte sie.
    Raphael hob vielsagend eine Augenbraue, während er auf sie hinabblickte.
    „Ich sage nicht, dass es so ist“, stellte er fest. „Ich sage nur, dass offenbar einige Seelen daran zu glauben scheinen. Bislang dürfte sich die Kenntnis von deinen ‚Fähigkeiten‘ noch nicht allzu weit herumgesprochen haben. Unter den Engeln weiß ich nur von Samael, Naral und Uriel. Das Mädchen Elizabeth wusste es wohl vor allem, weil sie dir so nahe war. Sie scheint in den Mauern von Stratton Hall gefangen zu sein. Irgendwie muss sie von dir erfahren haben. Es wäre interessant zu wissen, wie sie von dir gehört hat.“
    Eine Weile sagte keiner ein Wort. Noch immer gingen sie die waldige Landstraße entlang, die Eleanor vor ein paar N ächten schon einmal an Raphaels Seite entlanggegangen war.
    „Sag, wohin gehen wir eigentlich?“, wagte Eleanor schließlich doch zu fragen.
    „Dort entlang!“, erwiderte Raphael und wies auf einen kleinen Trampelpfad, der rechterhand von der Landstraße abzweigte. Es war ein von Unkraut überwucherter, schmaler Weg, der offensichtlich nicht allzu oft benutzt wurde und zudem finster und unfreundlich wirkte.
    „Was gibt es da?“, fragte Eleanor.
    „Wir müssen in Erfahrung bringen, wie ungewöhnlich deine Begegnung mit Elizabeth tatsächlich war. Wir müssen uns vergewissern, dass du tatsächlich auch dann Geister zu sehen vermagst, wenn sie den Kontakt mit dir nicht absichtlich suchen!“
    „Heißt das, du bringst mich zu einem Geist?“, schrie Eleanor auf und blieb abrupt stehen.
    Raphael wandte sich zu ihr um. „Hab keine Angst “, sagte er beruhigend. „Ich bleibe die ganze Zeit über neben dir stehen. Dir kann nichts geschehen. Ich will nur wissen, ob du ihn sehen kannst. Er wird dich nicht erwarten und von sich aus keinen Kontakt zu dir suchen. Wenn du ihn aber dennoch wahrnehmen kannst, wäre das tatsächlich bemerkenswert.“
    Eleanor schlotterte am ganzen Leib. Die Angst, die sie im Angesicht des Geistes von Elizabeth empfunden hatte, war mit einem Schlag zurückgekehrt, obwohl sie diesmal an einem hellen, sonnigen Ort im Freien stand, dem nichts Furchteinflößendes anhaftete.
    „Das kann doch nichts Besonderes sein “, jammerte sie. „Es gibt doch immer wieder Menschen, die Geister gesehen haben. Man hört doch immer wieder davon. Wieso soll es ausgerechnet bei mir etwas Ungewöhnliches ein?“
    „Das meiste von dem, was du gehört hast, haben sich irgendwelche Leute ausgedacht. Es ist wirklich sehr selten, dass Menschen Geister sehen können. Es kommt vielleicht alle Tausend Jahre einmal vor. Und selbst dann ist es kein Zufall. Der betreffende Mensch muss über gewisse Fähigkeiten der Hellsichtigkeit verfügen. Und der Verstorbene muss es darauf anlegen, gesehen zu werden. Er muss sich darauf konzentrieren. Das zwei von dieser Art im richtigen Moment aufeinander treffen, ist wirklich ungewöhnlich.“
    „Ich verstehe “, sagte Eleanor mit zitternder Stimme.
    „Dir wird nichts geschehen “, wiederholte Raphael. Dann streckte er seine Hand aus und lächelte Eleanor liebevoll an. Zögernd ergriff Eleanor seine Hand. In diesem Augenblick wäre sie liebend gern zurück nach Stratton Hall gelaufen, allein Raphaels Versprechen, nicht von ihrer Seite zu weichen, ließ sie vorwärts gehen. So kämpften sie sich durch das Unterholz des Waldes, rund zehn Minuten lang, bis Raphael endlich stehen blieb. Die letzten Minuten waren sie stetig bergauf gegangen, nun standen sie auf einer bewaldeten Höhe, an der Eleanor nichts Ungewöhnliches erkennen konnte. In der Nähe hämmerte ein Specht, einige Insekten brummten über den dichtbewachsenen Waldboden, vereinzelte Sonnenstrahlen warfen lange Lichtbahnen durch das Geäst über ihren Köpfen. Eine friedliche Szene, der kaum etwas Furchterregendes anhaften konnte, wären nicht Raphaels Worte gewesen.
    „Wo ist der Geist?“, flüsterte atemlos, als sie stehenblieb.
    „An dieser Stelle stand einmal eine Burg “, sprach Raphael leise und andächtig. Er sah sich mit einem Blick um, der Eleanor verriet, dass er in diesem Augenblick etwas ganz anderes zu sehen imstande war, als sie selbst. „In ihren Kerkern starb im Jahre 1184 ein Mann namens William

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