Höllenfeuer (German Edition)
diesen schrecklichen Unfall vollzogen haben, sind sehr komplex. Es kann durchaus vorkommen, dass Johannes t a ge- oder wochenlang völlig normal erscheint . Plötzlich setzt diese Veränderung in ihm, in seiner Seele ein. In Ausna h mefällen kann es sogar sein , dass die Patienten in diesem Moment , der sich über Minuten oder Stunden hi n ziehen kann, die Kontrolle über sich verlieren und nicht mehr wi s sen, was sie tun. So, als hätten sie infolge überhöhten Alk o holgenusses einen Filmriss. Das ist wir k lich sehr tragisch. Hinzu kommen Halluzinationen oder D e pressionen.
Häufig können sie sich am nächsten Tag auch nicht mehr im Detail an das erinnern, was am Vortag vorg e fallen war . Man nennt diese Veränderungen auch Psychosen oder ps y chotische Störungen , wie Ihnen ja auch bereits der beha n delnde Arzt im Krankenhaus berichtet hat . Im weitesten Sinne kann man sie vergleichen mit der Geschichte von Dr. Jekyll und Mister Hyde . Nur, dass dort der Mr. Hyde a n fangs eine Trank zu sich g e nommen hat. Später traten dann diese Veränderungen ganz von selbst ein. “
Karla nickte zustimmend: „Mmm. Also doch. “
„Was meinen s ie mit: Also doch?“ , fragte Keller.
„Ach, ich habe mich gestern ein wenig im Internet über diese psychotischen Störungen informiert. Das, was ich da gelesen habe, hat mich sehr schockiert. Es stimmt im Gru n de g e nommen mit dem überein, was sie mir gerade erzählt haben . Herr Doktor, ich habe Angst, dass sich J o hannes zu solch einem Mr. Hyde entwickeln könnte.“
„Nun ja, bei Mister Hyde waren die Ursachen ein wenig anders. Man kann es nicht so direkt miteinander vergle i chen. Ich wollte lediglich n ur, dass s ie mal eine ungefä h re Vorstellung vom Verhalten dieser Menschen b e kommen. Bei jedem Menschen äußern sich diese Ps y chosen anders.
Im schlimmsten Fall kann es bei dieser Krankheit zu u n kontrollierbaren Anfällen kommen, die sich etwa folge n dermaßen äußern können : Der harmlose und gutmütige Kranke kehrt plötzlich das Böse in sich nach außen, wird quasi zum Werwolf , um Ihnen das wieder bildlich zu vera n scha u lichen, und kann sich nach einem möglichen Anfall , in A n führungszeichen, kaum noch an Einzelheiten erinnern. Aber wir wollen ja nicht gleich den Teufel an die Wand malen. Vielleicht hat Johannes ja auch Glück und bei ihm treten diese Anfälle nie auf. Drücken wir ihm die Daumen. “
Karla war beunruhigt.
„ Oh. Mein Gott. Das klingt ja furchtbar. Ist das eigen t lich heilbar? Oder anders gesagt bestehen Hoffnu n gen, dass sich dieser Zustand einmal normalisiert?“
„Es kann sein, aber sicher bin ich mir nicht. Das hängt ganz vom Einzelfall ab . Wie schwer war die Ve r letzung? Kann der Körper diese Störung selbst wieder in Ordnung bringen ? Die Erfolgs chance ist ziemlich hoch .“
„Und die A ndere n, die es nicht schaffen ?“
„Ja, die Anderen müssen damit leben . Im schlimmsten Fall erleiden sie während der Gemütsveränderungen Unfä l le, begeht Suizid oder ähnliche Dinge. Man diese Me n schen ja auch nicht Tag und Nacht überwachen.
Es tut mir l eid, Frau Sandgruber, ihnen keine positivere Antwort geben zu können. Ich weiß auch nicht, wie ich I h nen helfen kann. Johannes soll unbedingt zu mir in die Sprechstunde kommen, damit ich ihm Medikamente ve r schreiben kann . Sie helfen, derartige Bewusstseinsveränd e rungen zu unterdrücken, mehr aber auch nicht. Aber, wenn er nicht von selbst zu mir kommt, kann ich nichts m a chen. Wir können ihn ja nicht von der Polizei zuführen la s sen. “
„ Das sind ja keine guten Aussichten.“
„Versuchen s ie Streit und Stress zu vermeiden. Joha n nes sollte möglichst ein ausgeglichenes Leben führen. Ich weiß, dass dies nicht immer möglich ist. Sie sollten aber positiv auf ihn einwirken. Handeln s ie nicht unüberlegt. Das könnte seinen Zustand nur noch ve r schlimmern. “
„ Das ist nicht einfach, was s ie da von mir verlangen, Herr Doktor.“
„Ich weiß, aber das ist der einzige Weg, irgendwann einmal wieder ein normales Leben zu führen .
„ Ich werde mein B estes tun, Herr Doktor. Ich danke i h nen vielmals .“
„Keine Ursache Frau Sandgruber. Kommen s ie gut nach Hause! Und schicken s ie mir unbedingt i hren Mann zu mir! Am besten gleich morgen. “
Karla war von diesem Gespräch sehr enttäuscht. Zumi n dest hätte sie gedacht, dass sich der Zustand von Joha n nes im Laufe der Z eit wieder weitgehend normali s ieren
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