Höllenfeuer (German Edition)
einen eher gefassten, um nicht zu sagen, abgebrühten Eindruck.
„Das ist doch logisch. Er muss geistesgestört sein, einen an der Waffel haben, anders kann ich mir diese Wahnsinn s tat nicht erklären“, sagte Eller, dem kurz vor zweiundzwa n zig Uhr fast die Augen zufielen.
„In meiner über 30 jährigen Tätigkeit bei der Krimina l polizei ist mir ein derartig grausiger Fall noch nicht vorg e kommen , weder hier noch in Hamburg . Ich habe fes t gestellt , dass die Verbrecher immer grausamer und br u taler werden . Ein Menschenleben ist für viele von ihnen einfach nichts mehr wert. Die Wertevorstellungen der Menschen haben sich dermaßen verändert, dass mir manchmal angst und bange wird. Und unsere Gesetze kann man auch vergessen. Hat nicht Friedrich Niet z sche mal gesagt: Jedes Volk hat die G e setze, die es verdient. Wenn das so weiter geht, haben wir bei uns in Deutschland auch bald amerikanische Verhältni s se. Dann bin ich aber Gott sei Dank schon in Pension. - Frank, i ch werde diesen perversen Verbrecher fassen, das schwöre ich Dir.“
„Findest d u nicht, dass wir für heute Schluss machen sollten?“ , gähnte Frank Eller bereits zum wiederholten M a le.
„Lass mich bitte nur noch schnell den Bericht fertig schreiben, dann machen wir Feierabend.“
„Eine Frage habe ich aber noch, Jürgen . Was macht d ich eigentlich so zuversichtlich? Warum bist d u d ir so s i cher, den Täter zu fassen?“ , wunderte sich Eller.
Schneider schaute kurz von seinem Bildschirm auf, lugte über seine Lesebrille, die er in letzter Zeit immer häufiger benötigte und antwortete nach kurzer Pause: „Weißt d u w a rum, Frank? Weil ich fest daran glaube. Du musst immer fest an etwas glauben, wenn d u d ir wünschst, dass es in E r füllung gehen soll. Der Glaube ist eine der wichtigsten F ä higkeiten des Menschen. Damit ist er dem Tier weit überl e gen.
Frank, eine Testfrage. Du kommst doch gerade von der Schule. Was sind die Hauptmotive für einen Mord? Das müsste eigentlich aus d ir heraussprudeln wie aus der Pi s tole geschossen .“
„Willst d u mich jetzt testen? Das mussten wir im Schlaf b e herrschen. Das haben wir gepaukt, bis zum Erbrechen. Bere i cherung, Sexualität , Gruppendynamik und persönlicher Ko n flikt.“
„Prima, Eins, setzen. Stimmt haargenau. Bereicherung und Gruppendynamik fallen schon einmal weg. Blieben da nur Sexualität und persönlicher Konflikt. Wir wissen m o mentan noch nicht, ob das Opfer vergewaltigt wurde. Wenn ja, wäre das Motiv so gut wie klar: Mädchen ve r gewaltigt und danach umgebracht. Mit dem Verbrennen wollte er sämtliche Spuren verwischen.
Die Fallanalyse hat jedoch bisher nur ergeben, dass es ein Einzeltäter war. Wir haben frische Reifenspuren und Sch u habdrücke von nur einer Person. Die Frage ist also: War es ein Zufallsopfer oder hat der Mörder sein Opfer g e zielt ausgewählt? W enn wir Glück haben, gehört die we g geworfene Zigarettenkippe ebenfalls dem Täter. Für unsere Spezia l isten wird es kein Problem sein, daraus die DNS, den g e netischen Fingerabdruck, zu ermitteln. Aber warum sage ich d ir das alles. Das weißt d u sicher besser, als ich.“
„Das beweist aber immer noch nicht, ob der Raucher auch gleichzeitig der Mörder ist.“
„Nein, aber wir müssen doch jeder möglichen Spur nachg e hen, auch wenn sie noch so winzig ist.“
„ Wir sollten eine DNA-Reihenuntersuchung aller Mä n ner aus der Umgebung durchführen , um d ie Ergebnisse mit verurteilten Tätern abzugleichen? “ , schlug Eller vor.
„Warten wir doch erst einmal die Ergebnisse der Zigare t te n kippe ab. Vielleicht war es auch eine Raucherin. “
„Jawohl, Kollege Profiler.“
„Spinner, d u solltest dir weniger von den schlechten Krimis im Fernsehen an schauen. – Apropos Krimis hast d u die Schlagzeile in der Zeitung gelesen? ‚Der Hochsitzmö r der!‘“
„Ja, den Begriff finde ich ganz treffend. Er e rinnert ein wenig an Edgar Wallace, oder so“, antwortete ihm Eller.
Schneider lachte: „Ein guter Vergleich. Dann ist das ja eine umso größere Herausforderung für uns. Bei den Edgar Wa l lace Filmen wurde der Mörder jedenfalls am Schluss immer gefasst.“
*
Johannes war auf dem Weg zu seiner Berghütte, als er mitten auf dem Weg plötzlich scharf bremste und we n dete. Mit Vollgas fuhr er zurück nach Hollerfeld. Im Ort fuhr er langsam. Nahm Kurs in Richtung Bundesw e hrkaserne. Dort stellte er seinen Wagen auf dem Parkplatz ab und
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