Hoellenflirt
leiden.«
Jetzt kann ich meine Tränen kaum mehr zurückhalten. Das ist alles zu viel für mich.
»Sorry, aber du musst aufhören, dich so gehen zu lassen!« Er streckt eine Hand nach mir aus, aber ich bleibe, wo ich bin. »Pass auf: Ich hab Giltine angerufen und die hat sich um alles gekümmert.«
»Wer ist Giltine? Und was hat sie gemacht?«, frage ich, diesmal mit beherrschter Stimme.
»Giltine ist eine...nun... eine Bekannte von mir. Was sie mit der... Leiche gemacht hat, weiß ich nicht. Aber Giltine ist eine erstklassige Problemlöserin. So viel ist sicher. Heute Abend erfahren wir dann, was los ist. Du bist übrigens aufgenommen.«
Ich versteh nur Bahnhof. Kein Wunder, dass ich ständig alles wiederholen möchte.
»Aufgenommen? Bei was aufgenommen? Habe ich etwas verpasst?« Verwirrt starre ich Valle ins Gesicht.
»Aufgenommen in unsere Gruppe. Wir haben dich die letzten Tage beobachtet und nach allem, was passiert ist, finden wir, dass du würdig bist, bei uns einzusteigen.« In Valles Augen ist ein freudiges Blitzen zu erkennen.
Mir wird gleich noch übler. »Weil ich einen Menschen getötet habe?«, frage ich fassungslos.
Das ist ja krank. Das alles ist verdammt krank!
»Nein, weil du Grenzen überschritten hast. Und das mit dem Detektiv war eindeutig ein Unfall. Letztlich hat er sich das selbst zuzuschreiben. Du wolltest ihn doch nicht töten, oder?«
»Aber er ist tot!« Eigentlich hatte ich diese Worte schreien wollen, doch mir gelingt nur ein heiseres Flüstern.
Valle nickt. »Giltine hat alles arrangiert. Niemand wird dich verdächtigen.«
Die Wahrheit ergreift Stück für Stück Besitz von meinem Körper. Unaufhaltsam dringt die Erkenntnis zu mir vor, dass ich wirklich jemanden getötet habe. Thor Friedrichsen ist tatsächlich tot. Diese Gewissheit ist grauenhaft.
»Ich hätte mich auf diesen Mist gar nicht erst einlassen sollen. Und wenn ich nicht einfach abgehauen wäre, dann . . .«
»Hätte, wäre, könnte, sollte...Du musst lernen, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind. Du hast Scheiße gebaut, okay, dann steh dazu. Du wolltest, dass ich mich drum kümmere, das hab ich getan. Und jetzt ist es erledigt, also sei zufrieden.« Valle kommt näher. »Du gehörst jetzt zu uns.«
»Ich habe einen Menschen auf dem Gewissen. Es ist einfach schrecklich, was ich getan habe«, stammle ich kaum hörbar.
»Akzeptier es. Die Sache ist erledigt, mach dir nicht so viele Gedanken deswegen.«
Nun steht er vor mir und jetzt endlich nimmt er mich in den Arm und für einen Moment ist alles gut, ich fühle mich geborgen, aufgehoben. Irgendwann löst er sich aus der Umarmung. »Ich glaube, du solltest nach Hause fahren und dich ein bisschen ausruhen.« Er streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Okay?«
Ich nicke. Wie ein ferngesteuertes Spielzeug lasse ich mich von ihm zur Tür führen. Valle drückt mich noch einmal fest an sich, dann umfasst er meine Haare mit einer Hand und zieht damit leicht, aber bestimmt meinen Kopf zur Seite, sodass mein Hals freiliegt, beugt sich darüber wie ein Vampir und küsst mich dort ganz sanft, verteilt zarte flatternde Küsse, knabbert, saugt sich fest.
Eiskalte Schauer breiten sich in meinem Körper aus und doch fühle ich mich, als würde ein heißes Feuer in mir lodern. Ich möchte weglaufen und ich möchte, dass er mich weiter festhält, ich möchte schreien und ich will, dass er mir den Mund mit seinen Küssen verschließt.
Da hört er plötzlich auf, als wüsste er, wie durcheinander ich bin, und räuspert sich. »Musst du nicht wieder zurück?«
Er hat recht. Ich muss hier weg, muss nachdenken, alleine nachdenken.
Ich schiebe ihn von mir und renne beinahe aus seiner Wohnung. Ein paar Minuten später stehe ich auf der Straße.
Und weiß gar nicht mehr, wie genau ich dorthin gekommen bin.
Ich bin schwinge n
Du beklagst dich über mein Schweigen. Beklage dic h nicht, freue dich lieber mit mir, denn ich habe meine n Kuss bekommen und nicht nur den. Weil ich bereit war, jeden Preis dafür zu zahlen . Wenn ich nur in seiner Nähe sein kann, diesen Duft einatmen und zuweilen sogar diese Hand auf meiner fühlen , dann begreife ich, warum ich überhaupt am Leben bin , warum mein Herz schlägt. Schon wieder so pathetisch , aber ich fürchte, alles, was ich noch weiter schreibe n könnte, wird sich so anhören . Also entschuldige, wenn ich dir schwachsinnig vorkomme, vielleicht bin ich ja auch schwachsinnig, einfach deshalb, weil ich liebe . Dein
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