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Hoellenfluestern

Hoellenfluestern

Titel: Hoellenfluestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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herauszuhören, aber er war jetzt weicher, wie sündhaft sahnige Schokolade.
    »Dorftrottel ist nur ein Spitzname«, antwortete Riley. »Du nennst mich manchmal Prinzessin, und ich lebe auch nicht im Schloss.«
    »Ich weiß. Es ist nur so, dass ich jetzt immer die Aufnahmen höre und feststelle, dass ich anfange, anders zu reden. Ich glaube nicht, dass das eine schlechte Sache ist.«
    Da steckte mehr dahinter als Stewart und seine Pläne für Becks Zukunft in der Zunft. »Hat Justine etwas dazu gesagt?«
    Er nickte. »Sie findet, ich klinge reizend. Das will ich nicht. Ich will, dass die Leute mich ernst nehmen.«
    Was bildet sich diese Schreibertussi eigentlich ein, wer sie ist? Andererseits, wenn er bereit war, sich so grundlegend zu ändern, war die Geschichte mit der Reporterin ja vielleicht doch ernster, als Riley gedacht hatte.
    Was siehst du in ihr?
    Beck brauchte jemanden, der ihn unterstützte. »Lass dir von niemandem sagen, wie du sprechen oder dich verhalten solltest. Sei du selbst. Das ist cool genug.«
    »Danke«, sagte er. »Ich habe doch gesehen, wie das läuft. In der Armee war ich mit diesem Mädel zusammen, Caitlin. Sie kam aus North Carolina, aber das wusste ich nicht, bis sie es mir erzählte. Wir waren … ziemlich gut befreundet.«
    So, wie er von ihr sprach, war da mehr, als dass sie einfach nur zusammen in die Kiste gehüpft waren, und als sie seinen melancholischen Blick sah, beschloss sie, besser nicht nach irgendwelchen Einzelheiten zu fragen.
    »Wie wär’s, wenn du dir einen britischen Akzent zulegen würdest?«, schlug Riley vor. »Oder einen schottischen, wie Stewart?«, sagte sie und wackelte mit den Brauen. »Das wäre total sexy.«
    »Werd bloß nicht frech«, sagte er.
    Irgendwo in der Nähe ging eine Sirene los und verschwand in der Ferne.
    Allmählich legte sich die bedrückende Traurigkeit. Beck half ihr, einen Weg aus der Dunkelheit herauszufinden. Als Riley sich wieder neben ihn kuschelte, ordnete er fürsorglich die Decke neu, um sie zu wärmen. Einen kurzen Moment lang wünschte sie, sie könnten sich immer so nahe sein.
    »Darf ich dich etwas Persönliches fragen?«, sagte sie. Er nickte. Sie wollte nicht zugeben, dass sie in Becks Sachen herumgeschnüffelt hatte, und formulierte ihre Frage sorgfältig. »Dad hat gesagt, dass du in der Armee einige Orden bekommen hast. Warum hast du sie nirgendwo aufgehängt, so dass die Leute sie sehen können?«
    Er schüttelte den Kopf, noch ehe sie den Satz beendet hatte. »Ich weiß, dass manche Leute das unglaublich wichtig nehmen, aber ich muss immer an die denken, die nicht zurückgekommen sind. Immer, wenn ich mir die Dinger ansehe, sehe ich ihre Gesichter und male mir aus, was für Leben sie wohl führen würden, wenn ich sie gerettet hätte. Ich habe nicht genug dafür getan, und ich kann auch nicht so tun, als würden die Orden das wieder gutmachen.«
    Darum klingt er manchmal so alt . »Du kannst nicht für jeden auf dieser Welt die Verantwortung übernehmen«, sagte sie.
    Er zog sie besitzergreifend an sich. »Ich weiß.« Er spähte zum gegenüberliegenden Gebäude hinüber. »Da! Die Show fängt an«, sagte er. »Siehst du?«
    Was soll ich sehen?
    Der einzige Unterschied war, dass im Gebäude vor ihnen jetzt eine Reihe Lichter leuchteten, ein einziges von unzähligen Stockwerken. Dann erhellte sich eine andere Etage, dann noch eine, wie bei einem Weihnachtsbaum, bei dem ein Licht nach dem anderen eingeschaltet wurde. Weitere Lichter begannen aufzuflackern, je mehr die Dämmerung die Oberhand gewann. Einige waren strahlend hell, andere goldgelb – die gebeutelte Stadt glitt vom Tag in die Nacht.
    »Pass auf die Spitze vom Bank-of-America-Haus auf«, sagte Beck voll Vorfreude. Riley schaute in die entsprechende Richtung und betrachtete das Gebäude. Die Spitze bestand aus einem einzigen Punkt, so dass es aussah wie ein riesiger Druckbleistift.
    »Jetzt mach schon. Leg den Schalter um«, drängte Beck.
    Seine Begeisterung war ansteckend. »Komm schon! Das willst du doch nur!«
    Als hätte Beck selbst Hand angelegt, begann die Spitze des Gebäudes zu glimmen wie die Glühfäden einer gewaltigen Glühbirne.
    »Wow, das ist ja cool«, sagte Riley, überwältigt von dem Leuchtfeuer, das sie stets als selbstverständlich angesehen hatte. »Ich habe noch nie gesehen, wie es eingeschaltet wird.«
    »Darum komme ich hier hoch, wenn mir alles zu viel wird. Ich sehe zu, wie die Lichter angehen, und manchmal, wenn ich morgens hier bin,

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