Hoellenfluestern
Lastwagen, der in die Fabrik rollte, gab Riley die Uhrzeit und das Autokennzeichen in das Notebook ihres Freundes ein, während Peter pflichtbewusst Fotos und Videoaufnahmen machte. Sobald der LKW davonfuhr, lehnte er sich wieder gegen die niedrige Steinmauer und stopfte die Hände in die Taschen, um sie zu wärmen. Nach dem dritten LKW heftete er den Blick auf Riley.
»Für den Fall, dass es dir noch nicht aufgefallen ist, wir sitzen jetzt gegenüber der Recyclingfabrik und überwachen sie. Zeit, mir zu erzählen, warum die Dämonenjäger dich zur Staatsfeindin Nummer eins erklärt haben.«
Riley war nicht sicher, wie sie anfangen sollte. »Sie sind hinter mir her …«, begann sie.
Stille. Er würde es ihr nicht einfach machen.
»Wegen Ori. Ich habe ihn auf dem Markt kennengelernt. Er sagte, er sei ein freiberuflicher Dämonenjäger und dass er versucht, den Fünfer zu töten, der meinen Dad umgebracht hat. Beim Tabernakel hat er mir das Leben gerettet, also glaubte ich alles, was er mir erzählte.«
»Ist das dieser Typ, von dem Simi so geschwärmt hat?«
Rileys Freunde hatten über ihre Bekanntschaften getratscht? Wie ätzend!
»Ja, das ist er. Gestern Abend hat er bei Harper diesen Fünfer getötet, und …« Sie hielt inne.
Peter wusste in etwa, wovon sie redete, wenn es um die verschiedenen Arten von Dämonen ging, aber er kannte nicht alle Details. Je nach Bösartigkeit und ihrer Fähigkeit, zu töten, wiesen die Dämonenfänger den Ausgeburten der Hölle einen bestimmten Rang zu. Dämonen ersten Grades waren reine Plagegeister, während Dämonen fünften Grades überaus bestialisch waren und ganze Städte vernichten konnten. Es war wichtig, dass ihr Freund genau verstand, was sie dazu bewogen hatte, Ori zu vertrauen.
»Ein Fünfer ist richtig gefährlich. Er kann Erdbeben und Stürme hervorrufen. Der Dämon, der uns angegriffen hat, hat Harpers Haus plattgemacht. Wenn Ori uns nicht gerettet hätte, wären wir jetzt beide tot.«
Ihr Freund runzelte die Stirn. »Weiter.«
Sie musste es irgendjemandem erzählen, und Peter war für sie mehr ein Bruder als ein Freund.
Riley holte tief Luft. »Später habe ich mich mit Ori auf dem Friedhof getroffen, und wir …« Ihre Stimme verhakte sich. »Wir haben die Nacht zusammen verbracht.«
»Wie … zusammen? «, fragte Peter. Er zog die Brauen hoch und hob die Stimme.
Sie schluckte hart. »Ja.«
»Ich dachte, du hättest noch nie …« Seine Stimme verlor sich.
»Nicht bis letzte Nacht.« Erzähl ihm einfach alles . »Da ist noch etwas. Ori ist ein Engel, mit Flügeln und allem Drum und Dran. Ehrlich.«
Ihr Freund starrte sie an. »Du hast dich von einem Engel auf einem Friedhof flachlegen lassen? Ist das nicht Gotteslästerung oder so was?«, platzte er heraus.
Rileys Wangen brannten vor Verlegenheit. »Wahrscheinlich. Nachdem wir … also, danach fand ich heraus, dass er für Luzifer arbeitet. Ori ist ein gefallener Engel, und er war hinter meiner Seele her.«
Peters Mund klappte vor Entsetzen auf.
»Ach ja, und ich habe mit dem Höllenfürsten persönlich geredet. Ein ziemlich unheimlicher Typ, so viel ist sicher.«
Der Verstand ihres Freundes setzte wieder ein. »Erst treibst du es mit einem gefallenen Engel, und anschließend plauderst du ein wenig mit dem Höllenfürsten?«
»Ja. Ich schulde Luzifer einen Gefallen, damit er Ori nicht alle umbringen lässt, die ich liebe.« Wie dich .
»Einen Gefallen«, sagte Peter tonlos und strich sich mit der Hand übers Kinn. »Und was ist mit deiner Seele?«, fragte er noch leiser.
»Sie gehört immer noch mir.« Sie lachte bitter auf. »Luzifer wollte sie nicht. Er sagte, als freie Mitarbeiterin wäre ich nützlicher für ihn, was immer das heißen soll. Und dem Himmel schulde ich ebenfalls einen Gefallen. Darum ist die Hölle überhaupt hinter mir her.«
Peter stieß sich von der Steinmauer ab und ging ein paar Schritte, wobei er Riley den Rücken zukehrte. »Bitte sag mir, dass das alles ein bescheuerter Witz ist.«
»Es ist die Wahrheit. Jedes Wort. Darum sind die Jäger hinter mir her.«
»Wie haben sie es herausgefunden?«, fragte Peter und drehte sich wieder zu ihr um.
»Ich glaube, Beck hat mich verpfiffen. Ich war heute Morgen bei ihm und habe ihm alles erzählt. Er war so wütend, Peter. Ich habe noch nie jemanden so wütend erlebt.«
»Ach! Was für eine Überraschung aber auch«, erwiderte ihr Freund sarkastisch. »Ich habe gesehen, wie er dich auf der Beerdigung von deinem Dad
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