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Hoellenfluestern

Hoellenfluestern

Titel: Hoellenfluestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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aus seinem Gefängnis befreien, parkte Riley am Westeingang und ging zu Fuß weiter. Wie sie gehofft hatte, wischte die kühle Morgenluft die mentalen Spinnweben in ihrem Kopf beiseite, während die Bewegung die Schmerzen in ihrem Rücken und den Beinen linderte. Die Beschwerden würden vorbeigehen; was zählte, war, dass Beck wieder gesund wurde. Sie war für ihn da gewesen, so wie er immer für sie da gewesen war. Das fühlte sich richtig gut an.
    Martha, der Engel, saß auf der Treppe zum Pförtnerhaus, als hätte er auf Rileys Auftauchen gewartet. Die Stricknadeln bewegten sich mit Warp-Geschwindigkeit und schufen etwas, das eine Mütze aus hellrotem Garn zu werden schien.
    »Gut, dass du da bist. Der gefallene Engel macht solch ein Theater«, sagte der Engel missbilligend. »Er stört den Frieden dieses heiligen Ortes.«
    »Ist das nicht genau das, was eine Ausgeburt der Hölle nun einmal macht?«
    Der Engel dachte darüber nach und zuckte schließlich die Achseln. Die Nadeln klapperten weiter.
    Riley stellte ihren Rucksack ab und setzte sich auf die Mauer vor dem kleinen Backsteingebäude.
    »Können Sie ihn aus meinem Kopf bekommen?«, fragte sie. »Einen Exorzismus veranstalten oder so etwas?«
    »Er ist aufgrund deines freien Willens dort. Damit musst du einfach klarkommen.«
    Ein liebevoller, aber strenger Engel. Na super.
    »Er glaubt, ich würde ihn befreien«, sagte Riley. »Sein Ego hat etwa die Größe eines Planeten.«
    »Das ist nichts Ungewöhnliches bei uns Engeln«, erwiderte Martha augenzwinkernd.
    Riley stieß mit der Spitze ihres Turnschuhs gegen die Pflastersteine. »Warum wollte Luzifer meine Seele nicht haben?«
    Martha musterte sie von der Seite. »Du sprichst seinen Namen so beiläufig aus.«
    »Wie nennen Sie und Ihre Leute ihn denn?«
    »Wir haben eine ganze Anzahl Namen für den Morgenstern«, erwiderte der Engel säuerlich. »Viele davon sind nicht gerade vornehm.«
    Da kapierte Riley. »Luzifer testet auch Engel, nicht nur uns Sterbliche.« Das brachte ihr ein Nicken ein. »Was passiert, wenn Sie so einen unangekündigten Test nicht bestehen? Werden Sie dann alle zu Statuen?«
    »Dieses Wissen ist nicht für dich bestimmt.«
    Frustration machte sich in ihr breit. Der Bote des Himmels schien nie besonders hilfreich zu sein, es sei denn, es passte seinem Boss in den Kram. »Was dürfen Sie mir denn erzählen?«
    »Frag den gefallenen Engel nach einem anderen seiner Art. Einem namens Sartael. Achte genau darauf, wie er antwortet, und du wirst eine Menge erfahren. Genug, dass es sich lohnt, diesen kalten Morgen hier zu verbringen.«
    »Aber wer ist …«
    Martha schnitt ihr das Wort ab. »Geh und sprich mit dem Verräter, Liebes, oder er schreit wieder herum. Das macht die Eichhörnchen nervös.« Sie erhob sich und stopfte das Strickzeug in ihren Beutel, ging ein paar Schritte und verschwand. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, Rileys Frage über Luzifer zu beantworten.
    Ich will doch nur die Wahrheit wissen .
    Riley schlenderte gemächlich zur Statue und genoss den Morgen. Soweit sie sehen konnte, hatte Ori sich seit gestern nicht verändert, bis auf den Vogelkot auf den Flügeln. Das nervt ihn garantiert . Sie stellte sich an das Podest des Marmorengels und wartete ungeduldig auf den Sonnenaufgang. Anstatt den Horizont anzustarren wie eine gaffende Touristin, schloss sie die Augen und lauschte dem Vogelgezwitscher und dem gelegentlichen Rascheln in den Bäumen um sie herum. Wahrscheinlich waren das die nervösen Eichhörnchen.
    Riley spürte eher, als dass sie es sah, wie Ori lebendig wurde. Hitze durchströmte sie, als würde sie zusammen mit ihm wiedererwachen. Als sie die Augen aufschlug, starrte er zu ihr herunter. Wie würde es heute sein? Noch mehr Zorn? Noch mehr verführerische Lügen?
    Der Engel schüttelte seine Flügel aus. »Wieder da?«, fragte er.
    »Du hast mich gerufen, schon vergessen? Ich habe Besseres zu tun, als hier herumzuhängen und dir zuzusehen, wie du von Stein zum Ekel und wieder zu Stein wirst.«
    »Du kannst meinen Ruf ja ignorieren, wenn du stark genug bist«, erwiderte er.
    Das bezweifelte sie. »Und dann? Hetzt du dann die geflügelten Affen auf mich?«
    Verwirrt runzelte Ori die Stirn. »Ich befehlige keine Primaten. Ich befehlige nur Sterbliche.«
    Offenkundig war der Engel kein Fan vom Zauberer von Oz .
    »Wow, das ist aber ein ziemlich großes Ego für eine dämliche Statue. Aber du bluffst nur – du kannst mir nicht befehlen, dich zu befreien,

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