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Höllenfracht

Höllenfracht

Titel: Höllenfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Anadyr entfernt. Allerdings hatte nicht eine einzige Küstenstation die B-52 auf ihr Radar bekommen. Sie mußte sich folglich noch immer hier irgendwo in den Bergen rings um Anadyr versteckt halten, um zu versuchen, den richtigen Augenblick zum Entwischen aus der Überwachung der Luftabwehr zu finden.
    Hätten die Amerikaner versucht, in nördlicher und westlicher Richtung von der Halbinsel Kamtschatka zu entkommen, statt es hinüber nach Alaska zu versuchen, wären sie den dort wartenden beiden MiG-29-Staffeln vom regionalen Abwehrbereich Magadan in die Arme geflogen. Aber auch von dort gab es keine Meldung, daß der amerikanische Bomber gesichtet worden sei. Nein, nein, er war noch hier. Hier ganz in der Nähe. Es war gar nicht anders möglich.
    Er war entschlossen, die B-52 nach dem Auftanken zu finden. Ihr Heck-Radar würde sie am Ende verraten. Und die Hitzeausstrahlung ihrer Triebwerke. Wenn erst die Dämmerung eingesetzt hätte, überlegte sich Juri Papendrejow, würde er auch das Puls-Doppler-Radar nicht mehr benötigen, um das amerikanische Flugzeug aufzuspüren. Mit dem Infrarot-Suchgerät und den passiven elektronischen Abtastern konnte er sich nach Belieben heranpirschen - er war selbst so gut wie unentdeckbar - bis sich die B-52 selbst verriet oder vom Beringowskij-Radar ausgemacht wurde.
    Einmal dachte er ganz kurz an seine Frau und seine Familie, die sicher und warm in ihrer Wohnung in Kiew saßen, während er hier Tausende von Kilometern des Himmels über Sibirien absuchte, um einen Eindringling zu suchen, der genausogut auch schon längst abgestürzt sein konnte. Auch über die Konsequenzen seines Verhaltens dachte er kurz nach ... Seine Erfahrenheit und sein Einsatzeifer könnten ihm vielleicht durch die Untersuchung helfen, die seiner ungenehmigten Jagd auf diese B-52 unausweichlich folgen würde. Sein alter Geschwaderkommandeur würde vielleicht dafür sorgen, daß er ein Jahr lang zum Schneeräumdienst abkommandiert wurde. Vielleicht auch für eine Degradierung. Ein Luftabwehralarm, ermunterte er sich selbst, war immerhin eine Situation, in der vieles entschuldbar war. Jedenfalls, das Erschießungspeloton oder die Verbannung würde es schon nicht gleich geben.
    Allerdings konnte ihm nur eines eine ehrenhafte Rückkehr zu seiner Familie ermöglichen - eine Auszeichnung und eine volle Rehabilitierung. Als der Flugplatz Anadyr in Sicht kam - wenn auch noch sechsunddreißig Kilometer entfernt -, war ihm klar, daß das einzige, was ihm zu beidem verhelfen konnte, der Film der Bordkanonen-Kamera über den Absturz der B-52 war, die in Flammen aufging, nachdem seine zweiläufige GSh-23 sie getroffen hatte. Oder eine seiner neueren AA-8 Raketen mit Wärmezielsuche.
    Ganz klar. Die B-52 mußte vom Himmel.
     
    Der Old Dog glich eher einem Lazarettschiff als einem strategischen Bomber, als er die schmale, schneebedeckte Startbahn des Flugplatzes von Anadyr entlangrollte.
    Am Steuer saß Patrick McLanahan. Als das erfahrenste und gegenwärtig auch physisch am wenigsten beeinträchtigte Besatzungsmitglied hatte es unvermeidlich ihn getroffen, den linken Pilotensitz einzunehmen. Ein eisiger Wind fuhr ihm durch die durchlöcherten Scheiben der Cockpitkanzel wie Nadelstiche ins Gesicht. Und zudem waren auch die Scheiben direkt hinter dem Schleudersitz schon lange völlig zerstört. Er versuchte, zuviel auf einmal zu tun. Das Wichtigste blieb freilich, das Flugzeug wenigstens einigermaßen in der Mitte der Rollbahn zu halten.
    Ormack, dessen Schulter blutüberströmt war und der kaum noch die Kraft für das Umlegen von Schaltern hatte, saß wieder im Kopilotensitz. Er las die Checkliste für den Start vor und gab McLanahan letzte Instruktionen, wie man ein Flugzeug startete.
    Angelina war auf ihrem Bordschützen-Platz und prüfte und kontrollierte noch einmal die Geräte. Sie hatte noch zwei Scorpion -
    Raketen auf dem rechten äußeren Trägerpylonen, drei weitere in der Abschußtrommel des Bombenschachtes, zwei HARM-Anti-Radar-Raketen, ebenfalls im inneren Abschußkatapult, sowie zwanzig Stinger -Luftminen in der Heck-Kanone - und nicht die kleinste verbliebene Möglichkeit, sie zu steuern... Das Zielsuch-Radar war bei dem Angriff der Russen auf dem Flugplatz zerschossen worden.
    Nichtsdestoweniger blieb der Old Dog immer noch ein Gegner, mit dem zu rechnen war, weil die Scorpion und die HARM sich auch selbst in ihre Ziele dirigieren konnten, wenn dadurch auch ihre Effektivität erheblich reduziert war.
    Wendy

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