Höllenfracht
niemals visuelle Landehilfen zu benutzen, außer in unmittelbarer Nähe der Landebahn; ganz besonders unter den Bedingungen des langen Winterzwielichts.
Der junge Jagdflieger war knappe vier Kilometer von Anadyr entfernt, als er seine Fulcrum endlich durchgecheckt und landebereit hatte. Nachdem er das Flugfeld erst einmal zur Sichtkontrolle überfliegen wollte, war er doppelt so schnell wie bei einem normalen Landeanflug. Das Fahrwerk war noch nicht ausgefahren, aber die Klappen waren bereits aufgestellt, ebenso die Leitschienen, um den immerhin relativ langsamen Niedrighöhen-Anflug sicherer zu machen.
In dem noch herrschenden Dämmerlicht hatte er die massiven Rauchwolken über dem Flugplatz und den großen schwarzen Umriß auf dem schneebedeckten Rollfeld nicht erkennen können.
Papendrejow machte seinen Kontroll-Überflug und achtete besonders auf Tower, Hauptgebäude und Flugzeug-Abstellfeld. Alles war leer.
Er überlegte gerade, daß er sich seinen Treibstoff wohl selbst werde pumpen müssen, als seine Aufmerksamkeit nach vorne gelenkt wurde. Seine Kanzelscheiben waren plötzlich in eine dicke, dunkle Rauchwolke gehüllt. Instinktiv drückte er den Gashebel nach vorne und zündete damit die Turmansky-Nachbrenner, während eine Turbulenzenwelle sein Flugzeug schüttelte.
Und dann sah er sie. Er war so nahe daran, daß er sie fast berührte.
So nahe, daß er erkennen konnte, wie der Pilot sich mühte, die Maschine in die Höhe zu bekommen.
Die amerikanische B-52! Beim Start vom Flugplatz Anadyr! Ganz unbewußt und instinktiv drückte er den Knopf seiner Zwillings-Bordkanone in die Flugzeugnase - die GSh-23 mit ihrem 23-Millimeter-Kaliber - und feuerte los.
Die Schüsse verwehten irgendwohin, weil eine neue Turbulenz, verursacht von der B-52, seinen Jäger wie im Sturm schüttelte. Er mußte hart abdrehen, um nicht direkt in das Leitwerk des Bombers zu rasen. Als er an der linken Seite vorbeifegte, nahm er mit Genugtuung wahr, daß die mächtige Bordkanone im Heck des Bombers ihm nicht folgte ...
Er gratulierte sich zu seinem unwahrscheinlichen Glück, zog eine weite Linksschleife, fuhr Klappen und Leitschienen wieder ein und lud zwei AA-8-Raketen mit Wärmezielsuche. Die anfängliche ungläubige Überraschung, in den langgesuchten amerikanischen Bomber hier, ausgerechnet hier, fast hineinzufliegen, machte schnell wieder der entschlossenen Konzentration auf die Jagd Platz. Hier und jetzt, das war es!
Elftausend Quadratkilometer hatte er abgesucht und war diesem Flugzeug hinterhergeflogen, hatte buchstäblich alles riskiert, um es zur Strecke zu bringen - und jetzt hatte er es vor sich. Er hatte es gefunden.
Der Radarhöhenmesser zeigte nur einige hundert Fuß über Grund, aber McLanahan konnte nicht länger warten. Er begann die Klappen hochzunehmen.
»Klappen hoch, Colonel. SST-Nase sinkt. Ich kann es zwar nicht fassen, aber da ist eben ein russischer Jäger an uns vorbeigeflitzt.
Sehen Sie ihn noch?«
Ormack blickte nach rechts hinaus. »Nein.«
»Schauen Sie nach ihm aus.« McLanahan behielt die KlappenAnzeiger im Auge, während die großen Tragflächenbremsen sich aus dem Fahrtluftstrom hoben. Mit dem Anheben der Klappen schwand der Auftrieb des Old Dog, und er sackte etwas durch. McLanahan griff nach dem Hebel des Triebwerks acht und drückte ihn auf vollen Einsatzschub durch. Er hatte Mühe, das wie ein bockendes Pferd herumhüpfende Steuer fest unter Kontrolle zu bekommen, als der mächtige Schub des Differentials den Bomber fast einen Purzelbaum schlagen lassen wollte. Und das hätte nur mit einem Sturz auf die Berge unter ihnen enden können. Er holte aus der Steuerung, was an Seitentrimmkapazität überhaupt noch vorhanden war, um den Bomber einigermaßen auf Kurs und im Gleichgewicht zu halten ...
»Klappen oben«, rief er durch. Und dann wurde seine Aufmerksamkeit von einem plötzlich aufleuchtenden gelben Licht auf der oberen Instrumententafel in Anspruch genommen: Triebwerk zwei. Sein Öldruck war unter das Minimum gefallen. Mit einem raschen Griff setzte er das Triebwerk außer Betrieb, ehe der Ölmangel es explodieren ließ. Da jetzt zwei Triebwerke auf der linken Seite ausgefallen waren, hatte er keine andere Wahl, als Schub vom Triebwerk acht wegzunehmen. Ohne einwandfreies Ruder war es angesichts eines derart ungleichmäßigen Schubs unmöglich, die Nase des Flugzeugs gerade zu halten.
»Triebwerk zwei abgestellt«, gab er über Bordfunk durch.
»Nummer acht zum Ausgleich
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