Höllenfracht
scherzen. »Startcheckliste. Steuerungs-hilfenhebel.«
McLanahan holte tief Atem und versuchte, nicht an Luger zu denken. Konzentrier dich, Junge, befahl er sich selbst. Erledige deinen Job hier. Alle zählten schließlich auf ihn... auch er selbst.
»Jetzt geht's los!« Er griff nach den sieben funktionierenden Gashebeln und drückte sie bis auf vollen Einsatzschub nach vorne.
Wegen des ausgefallenen Triebwerks eins zog der Old Dog ziemlich nach links auf der schneebedeckten Startbahn. McLanahan trat mit Macht auf das rechte Stabilisatorpedal, um zu korrigieren, bis er merkte, daß das nichts nützte, weil die beiden Dualruder nicht mehr vorhanden waren. Vorsichtig nahm er den Schub von Nummer acht zurück, bis er die Maschine einigermaßen wieder gerade hatte. Dann drückte er erneut auf volle Kraft.
»Gut«, sagte Ormack und strengte sich an, über den Lärm hinweg gehört zu werden. »Stabilisatoren sind keine mehr da... Versuchen Sie die Kiste einfach nach Gefühl auf der Bahn zu halten.« Er legte seine Hand an seinen Steuerknüppel, konnte aber nicht helfen.
»Passen Sie mit einem Auge auf die Entfernungsmarkierungen auf, wenn Sie können. Sie stehen im Abstand von hundert Metern. Heben Sie ab, wenn noch etwa tausend Meter übrig sind -«
»Ich sehe keine«, schrie McLanahan. »Die sausen so verdammt schnell vorbei. Wart mal... sechzehn, fünfzehn, vierzehn . . .« Das wilde Rütteln des Flugzeugs und die Vibrationen machten es schwierig, die Augen wieder auf die Instrumente zu richten.
Als McLanahan das Steuer nach rechts drückte, um den heftigen Linksdrift auszugleichen, schien es, als schlittere das Flugzeug quer zur Startbahn vorwärts. Er blickte auf die Instrumente. Ein Warnlicht war an, aber er konnte nicht erkennen, welches.
»Ruhig halten, Patrick - !«
»Wie denn, Mann, sie wackelt zu wild herum -«
»Ruhig - ganz ruhig - Sie schaffen das. Ganz ruhig ...«
McLanahan nahm in einem Anflug von Furcht wahr, daß gerade die Tausendmeter-Marke vorbeigesaust war. Bei der Marke neunhundert Meter zog er den Steuerknüppel hoch, rang buchstäblich mit ihm, bis er ihn an der Brust hatte. Aber die Nase des Flugzeugs wollte nicht vom Boden abheben.
»Komm schon, Baby, heb ab, verdammt noch mal!«
»Trimmen Sie die Nase etwas höher«, schrie Ormack. »Das große Rad an Ihrem Knie! Sanft! Halten Sie den hinteren Druck, aber verringern Sie ihn, sobald die Nase hochgeht!«
»Er will nicht hoch ...!« Das heftige Rütteln und die Turbulenzen machten es ihm kaum noch möglich, das Rad zu halten ... Und da vorne tauchte schon das Ende der Startbahn auf, ein hoher Wall von Eis und Schnee ...
»Vier ... drei... zwei... o Gott, da vorn ist eine Schneebarriere, wir kommen nie -«
Obwohl die Nase immer noch nach unten zeigte, hob der Old Dog vom Boden ab - einen knappen Meter zog er über den Hügel aus Schnee und Eis am Ende der Startbahn hinweg. Emporgedrückt vom Luftwirbelstrom, der sich zwischen Tragflächen und Boden gebildet hatte, hob sich das Flugzeug knappe sechs Meter über den schneebedeckten Boden. Die Luftwirbel, die von unten gegen die riesigen Tragflächen drückten und an ihnen rissen, verursachten wilde Turbulenzen.
Aber wie durch ein Wunder nahmen diese Schläge allmählich ab, und die Luftgeschwindigkeit stieg langsam an. Die Nase des Old Dog hob sich wirklich. McLanahan riß den Steuerknüppel in alle Richtungen, um die Schwingungen auszugleichen. Und allmählich stieg der schwere Bomber tatsächlich in den sibirischen Himmel.
Ganz vorsichtig griff McLanahan schließlich zum Fahrwerkshebel und zog ihn hoch. Er behielt gleichzeitig die Anzeigeleuchten für das Hauptfahrwerk im Auge. »Fahrwerk drin, Colonel, halten Sie ein Auge auf -«
Er wurde durch eine huschende Bewegung draußen vor dem Cockpitfenster mitten im Satz unterbrochen. Ormack hatte es noch vor ihm gesehen, war aber zu verblüfft, um etwas sagen zu können.
Er konnte lediglich wortlos mit dem Finger auf den hellgrauen Jäger MiG-29- Fulcrum zeigen, der auf einmal über und vor ihnen war, dann ziellos nach links wegsackte und verschwunden war, während seine Zwillingsnachbrenner den Himmel erleuchtete.
Das gab es doch nicht!
Juri Papendrejow war mit seinen Checklisten beschäftigt gewesen und mit den Vorbereitungen für die Landung auf dem Flugplatz Anadyr. Er folgte den Navigationsleitstrahlen und seinem Leitstrahl für Instrumentenanflug. In seiner Ausbildungszeit war immer wieder darauf hingewiesen worden,
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