Höllenfracht
aufgelöst. Er zog langsam den Reißverschluß zu.
»Mama«, sagte er und nahm die Tasche, »da gibt es nichts zu verstehen.«
»Das ist doch nicht irgend so ein Geheimauftrag?« fragte Maureen McLanahan halb im Scherz. »Bist du vielleicht ein Spion ? Nun komm, Patrick. Sag mir doch wenigstens ungefähr, was es ist!«
»Du hast zu viel John le Carre gelesen, Mama. Ich habe eben meine Befehle. Du weißt doch, Mama, diese TDY-Sachen. Die kommen immer plötzlich und überraschend. Und ich darf nicht darüber sprechen.«
Maureen McLanahan betrachtete ihren Sohn eine Weile. Dann sagte sie: »Catherine erwähnte was von einem Einsatz oder einer Versetzung, die man dir angeboten hat.«
Patrick nickte. »Ich habe das Angebot erhalten, das ich wollte.
Eine sehr gute Position im SAC-Hauptquartier.«
»Klingt sehr ... es scheint eine großartige Chance zu sein«, sagte Patricks Mutter.
»Das ist es auch, Mama. Aber Catherine will nicht mit nach Nebraska. Sie meint, das Militär nützt mich aus. Und du ... nun, deine Reaktion, falls ich versetzt würde, kenne ich ja.«
Patrick hängte sich die Tasche über die Schulter und drängelte sich eilig an seiner Mutter vorbei.
»Ist das alles, was du mitnimmst?« fragte sie und sah ihm nach, wie er ins Wohnzimmer ging.
»Mehr soll ich nicht mitnehmen«, antwortete er. »Vermutlich werde ich alles bekommen, was ich brauche.«
»O Patrick«, sagte sie und rang die Hände, »ich möchte dir ja so gerne helfen, die richtige Entscheidung zu treffen, aber es ist nicht einfach. Schließlich ist das Restaurant unsere Existenz. Und wenn du weggehst, weiß ich nicht, ob wir das alles allein schaffen.«
Patrick ging zu ihr und küßte sie auf die Wange. »Ich verstehe es ja, Mama, ich verstehe es wirklich. Aber ... schließlich läuft es doch inzwischen fast von selbst. Und du hast Paul. So wichtig wie vielleicht am Anfang bin ich jetzt gar nicht mehr.« Er umarmte sie kurz. »Da brauchst du dir bestimmt keine Sorgen zu machen. Glaub mir.«
Maureen McLanahan knöpfte ihrem Sohn den obersten Hemdknopf zu. »Aber du kommst doch zurück, Patrick, nicht?«
»Ja, sicher«, seufzte er. »Natürlich komme ich zurück.«
Sie wischte sich eine Haarsträhne aus der Stirn und lächelte. »Ich liebe dich, Patrick.«
»Ich dich auch, Mama.« McLanahan sah sie aufmunternd an, drehte sich um und ging.
Die Fahrt zum Flughafen in Catherines Mercedes verlief schweigsam. McLanahan hielt Catherines rechte Hand, bis sie in die Auffahrt zum United-Airlines-Terminal einbogen. Catherine stellte den Motor nicht ab, als sie anhielt, sondern nahm nur den Gang heraus und sah ihm zu, wie er seine Tasche und seine Jacke vom Rücksitz angelte.
»Du wirst mir fehlen«, sagte er, während er sich die Sachen auf den Schoß packte.
»Du mir auch«, antwortete sie. Dann entstand eine unbehagliche Pause. Schließlich fügte sie hinzu: »Mir wäre es lieber, du müßtest nicht weg.«
»Es gehört zu meinem Job, Cat«, sagte er. »Irgendwie ist es ja aufregend, diese ganze Geheimnistuerei. Wie eine Fahrkarte für den Orientexpreß.«
»Wenn du mich fragst«, sagte Catherine kühl, »ich finde es gar nicht aufregend. Es ist blödsinnig. Einen Gott weiß wohin zu schicken und ihm nicht einmal zu sagen, wie lange es dauern wird.«
Er sah sie wortlos an.
»Gott sei Dank wird das bald ein Ende haben«, fuhr sie fort. »Es ist nur wieder einmal ein Beispiel, wie die beim Militär mit den Leuten umgehen. Da heißt es immer, der beste Navigator in der Air Force, und dann schicken sie dich wie ein Bündel schmutziger Wäsche herum, nach Timbuktu oder was weiß ich.«
McLanahan antwortete nichts darauf. »Ich muß los, Cat«, sagte er schließlich und öffnete die Wagentür. Er beugte sich noch einmal kurz zu ihr hinüber und gab ihr einen Kuß auf die Wange. »Danke fürs Herbringen.« Er stieg aus.
»Patrick«, sagte sie unvermittelt, »wenn du ... wieder zurück bist, müssen wir miteinander reden. Über uns.«
Er sah sie kurz an und versuchte ihren Gesichtsausdruck zu ergründen. Dann zuckte er die Achseln. »Okay«, sagte er. »In Ordnung.« Er schloß die Wagentür, und sie fuhr sofort weg.
Am Informationsschalter wurde McLanahan behandelt, als hätte man dort jeden Tag mit geheimnisvollen Nachfragen nach Tickets zu tun. Er zeigte seinen Personalausweis - das einzige Dokument, das ihm mitzunehmen erlaubt worden war - und bekam sofort einen versiegelten Umschlag ausgehändigt und die Auskunft, zu welchem
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