Höllenfracht
ist die Norm! Ich weiß, Patrick, Sie sind aus dem Holz geschnitzt, aus dem Leute auf höheren Positionen sein müssen. Aber Sie müssen die Entscheidung dafür treffen. Ja oder nein, hier und jetzt.«
Wilder schloß die Personalakte. »So, das war jetzt genug offizielle Rede. Sagen Sie mir Bescheid, sobald Sie Ihre Entscheidung getroffen haben. Ich will mich bemühen, die Sache noch etwas hinauszuziehen, aber garantieren kann ich nichts.«
Nach einer längeren Pause erhob sich McLanahan. »Ich hoffe, das ist alles, Sir? Denn ich habe jetzt eine Menge nachzudenken.«
»Da ist noch etwas.« Wilder kehrte zu seinem Schreibtisch zurück.
McLanahan setzte sich ebenfalls wieder.
»Es hat damit zu tun, warum ich Sie ausgerechnet hierher kommen ließ, in die Kommandozentrale«, erklärte Wilder. »Und es ist auch gleichzeitig der Grund, warum ich Ihre Antwort auf dieses Versetzungsangebot rasch brauche. Ich habe eine ziemlich ungewöhnliche Anfrage bekommen. Sie benötigen einen besonders erfahrenen B-52-Radar-Navigator als Teilnehmer eines Spezialtrainings. Es handelt sich um eine hochgeheime Sache. Ich mußte die Anfrage im Kommunikationszentrum persönlich entgegennehmen. Alle anderen mußten raus, nur ich allein durfte drin sein. Tja. Also, wie auch immer, jedenfalls habe ich sofort an Sie gedacht.«
»Sicher, warum nicht? Das mache ich«, sagte McLanahan. »Was ist es? Um was für eine Art Training geht es?«
Wilder öffnete den roten Aktendeckel vor sich wieder. »Ich ... ich habe selbst nicht die leiseste Ahnung, Patrick. Ich habe nur ganz einfache Anweisungen. Können Sie in zwei Tagen reisefertig sein?«
»In zwei Tagen?« McLanahan dachte nach. »Viel Zeit ist das wirklich nicht, aber ... natürlich kann ich bereit sein. Reisefertig wohin?«
»Weiß ich nicht. Haben sie mir nicht gesagt.«
»Aber ... das verstehe ich nicht«, sagte McLanahan.
»Patrick! Ganz streng geheim, sagte ich doch. Sie sollen sich übermorgen um acht Uhr morgens am Informationsschalter unseres allgemeinen Flughafens melden, Ihren Ausweis zeigen und dazu diesen Brief. Aus.« Er reichte McLanahan den Brief. »Sie bringen nichts weiter mit als Zivilkleider zum Wechseln und Waschzeug, alles in einem einzigen Stück Handgepäck. Sobald Ihre Identität und der Brief überprüft worden sind, bekommen Sie Ihre weiteren Instruktionen.« Wilder musterte seinen jungen Radar-Navigator eine Weile.
»Alles klar?«
»Ja, Sir. Alles klar. Bis auf... es klingt eben alles ziemlich merkwürdig.«
»Wenn Sie so lange dabei sind wie ich, Patrick«, sagte Wilder und stand auf, »dann wissen Sie allmählich, daß alle diese Geheimnistuereien in Wirklichkeit alte Hüte sind. Es ist ihnen zur zweiten Natur geworden. Die dort oben wollen eben auch ihre Spielchen spielen, das verstehen Sie doch?«
McLanahan erhob sich ebenfalls. »O ja, Colonel, das verstehe ich nun wirklich.«
»Denken Sie daran«, erinnerte ihn Wilder, »Sie dürfen mit niemandem über diesen Auftrag sprechen. Stecken Sie den Brief so weg, daß niemand darankommen kann. Erzählen Sie niemandem, was Sie tun und wohin Sie gehen, auch nicht, wenn man es Ihnen am Flughafen gesagt hat.«
»Ja, Sir. Das dürfte nicht schwer sein, nachdem ich selbst keine Ahnung habe, was ich tun soll.«
»Ja, aber sagen Sie nicht einmal das irgendwem, Pat«, meinte Wilder lächelnd.
»Ja, Sir.« McLanahan machte eine Kehrtwendung, um zu gehen.
Kurz ehe er den Raum verließ, drehte er sich dann noch einmal zu Wilder um. »Sir, wenn ich davon zurückkomme, muß ich aber mit Ihnen noch über diese Versetzung reden - und über die Air Force.«
Wilder nickte und faltete seine Hände vor sich auf dem Schreibtisch. »Ist in Ordnung, Patrick«, erwiderte er.
»Danke Sir.« McLanahan machte kehrt und ging.
Wilder stand auf und ging eine Weile hin und her. Dann griff er in seine Schreibtischschublade und holte sich eine Zigarette heraus. Es war seine erste seit Jahren.
»Wenn du so lange dabei bist wie ich, Junge«, wiederholte er selbstironisch, »dann weißt du allmählich, daß diese ganze Geheimnistuerei ein alter Hut ist.« Was für ein Scheißdreck, dachte er. Ein wirklicher Scheißdreck.
SUNRISE, KALIFORNIEN
»Ich verstehe überhaupt nichts«, sagte sie schließlich.
McLanahan hatte eben das letzte Paar Socken in seine übervolle Sporttasche gestopft, als seine Mutter ins Schlafzimmer kam und ihn packen sah. Sie stand da, ungeduldig die Arme über der flachen Brust verschränkt, und war völlig
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