Hoellenglanz
hatte.
»Chloe«, sagte Margaret scharf. »So fürchterlich dieses Ding auch ist … deine Priorität sollte dieser menschliche Geist sein. Zieh ihn rüber, schnell.«
»Aber wenn …«
Sie packte mich am Arm, und eine Spur von Panik klang in ihrer Stimme mit. »Du musst das tun, Chloe.
Schnell.
«
Der Abstand zwischen dem Wesen und uns wurde kleiner. Es war ein Eichhörnchen. Ich erkannte ein paar verbliebene Büschel von langen grauen Haaren auf dem rattenartigen Schwanz.
Es begann zu schnattern, ein fürchterliches quiekendes, rasselndes Geräusch. Es hob den Kopf, drehte die leeren Augenhöhlen in meine Richtung und kroch weiter vorwärts, wobei es eine Spur von Pelz und anderen Teilen hinter sich zurückließ. Der Wind trug den Gestank von faulendem Fleisch zu uns herüber.
Tori schlug sich die Hand vor den Mund. »Tu was«, flüsterte sie.
Ich riss mich zusammen, schloss die Augen und drang weiter vor, steckte alles, was ich hatte, in einen massiven Ruck, stellte mir vor, wie ich den Geist …
Der Boden unter uns schwankte. Tori schrie. Margaret keuchte. Meine Augen öffneten sich. Die Erde bebte und stöhnte, und dann platzte sie mit einem ohrenbetäubenden Knall unmittelbar vor uns auf.
Tori packte mich am Arm und zerrte mich auf die Beine. Wir wichen hastig zurück, als der Boden sich mit einem donnernden Brüllen öffnete. Dreck stürzte in den Riss hinunter und stob als Wolke wieder nach oben, ein muffiger Gestank quoll mit ihm hervor.
»O nein«, sagte Tori. »Nein, nein, nein.«
Sie versuchte, mich weiter nach hinten zu zerren. Ich schüttelte sie ab, suchte mir eine Stelle, die weit genug entfernt war, um mir Sicherheit zu bieten, schloss die Augen und konzentrierte mich darauf, die Geister freizugeben. Und wenn sich das jetzt unglaublich gelassen anhört … sagen wir einfach, die Erde war nicht das Einzige, das hier bebte. Ich musste mich wieder auf die Knie fallen lassen, bevor sie von allein unter mir nachgaben.
Ich kniff die Augen zusammen und machte weiter, selbst als Margaret mich an den Schultern packte. Sie schrie mich an, ich solle aufstehen, aber ich konzentrierte mich aufs Freigeben. Freigeben, freigeben, freigeben …
Jemand schrie. Dann eine zweite Stimme. Ich sprang auf und sah mich um, aber außer uns war niemand in der Nähe des Risses im Boden – inzwischen mindestens sechs Meter lang, ein halbes Dutzend Särge sichtbar.
Der Boden hatte aufgehört zu schwanken. Es war nichts mehr zu hören als das Rascheln von Blättern. Ich sah auf. Die Zweige der Bäume waren mit winzigen jungen Knospen bedeckt – das war es nicht, was dieses Geräusch verursachte.
Ich verfolgte das Geräusch zurück zu den Särgen. Es war kein Rascheln, sondern ein Kratzen – Nägel, die an der Innenseite der Särge entlangschabten. Dann folgten die schwachen, gedämpften Schreie der Geister, die in den Körpern gefangen waren und versuchten, sich ins Freie zu kämpfen …
Ich fiel wieder auf die Knie.
Gib sie frei. Das ist jetzt deine Aufgabe. Deine einzige Aufgabe. Gib die Geister frei, bevor sie als Zombies …
Wieder ein Aufschrei, dieses Mal hinter mir. Eine Trauergesellschaft kam in unsere Richtung. Träger transportierten einen Sarg auf ein offenes Grab am Rand des älteren Friedhofsabschnitts zu.
Aber sie waren stehen geblieben und starrten auf den Sarg hinunter. Ich lief in ihre Richtung, langsam, vorsichtig, den Blick auf den Sarg gerichtet, während ich mir sagte, dass sie der Erdstöße wegen stehen geblieben waren.
Ein Keuchen aus der Gruppe heraus. Dann hörte ich, was sie hörten – ein dumpfes Klopfen aus dem Inneren des Sargs.
Entspann dich, entspann dich und gib sie frei. Freigeben, freigeben, frei…
Ein leises Stöhnen kam aus dem Sarg, und jedes Härchen auf meinem Rücken stellte sich auf. Noch ein Stöhnen, lauter. Gedämpft. Dann ein erstickter Schrei aus dem Inneren.
Zwei der Träger ließen die Griffe los. Das Ende des Sargs kippte, und die anderen vier ließen vor Überraschung ebenfalls los. Der Sarg stürzte, schlug auf einem Grabstein auf, und der Deckel öffnete sich mit einem Knall.
Die Gruppe der Trauergäste versperrte mir die Sicht, als jeder dort einen anderen packte – einige, um sich abzustützen, andere, um jemanden aus dem Weg zu stoßen, als sie zu flüchten begannen.
Als die Menge sich zu zerstreuen begann, sah ich einen Arm auf dem Boden. Der Rest des Körpers war hinter dem Grabstein verborgen. Er lag einfach dort, die Handfläche
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