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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Position zu ändern. Also kam ich ihm zu Hilfe. Wobei ich nicht so weit ging, ihm auch noch die Hose auszuziehen. Glücklicherweise hatte er zum Schlafen eine Jogginghose angezogen, die er selbst bis zu den Knien hinunterschieben konnte. Danach hatte ich keine Probleme mehr damit, sie ihm ganz von den Beinen zu ziehen. Die Shorts ließ er an. Wenn sie während der Wandlung zerreißen sollten, konnte ich nur hoffen, dass die Veränderungen zu diesem Zeitpunkt weit genug fortgeschritten waren … na ja, wie auch immer.
    Er war die Kleider kaum losgeworden, da setzten die Zuckungen schon ein, sein Rücken krümmte sich nach oben, bis das Rückgrat in einem scheinbar unmöglichen Bogen gespannt war, ein gurgelndes Wimmern drang aus deiner Kehle. Das Geräusch erstarb, als er sein Abendessen in die Büsche erbrach.
    Eine ganze Weile ging es so weiter. Die Krämpfe, die Zuckungen, das Schlängeln und Kräuseln der Haut und der Muskeln wie in einem Horrorfilm. Das Keuchen und Stöhnen und die erstickten Schmerzensschreie zwischen dem Würgen der Brechanfälle. Der Gestank nach Schweiß und Erbrochenem.
    Man sollte doch wirklich meinen, das Ganze hätte mich von allen romantischen Ideen geheilt, die ich im Hinblick auf den Typ möglicherweise hatte. Aber ich hatte es jetzt dreimal erlebt, und ich hatte jedes Mal zugesehen. Ich wusste, wenn ich den Blick abwandte, mich entfernte, den Eindruck machte, ich sei entsetzt oder angeekelt, würde ich es nur schlimmer machen.
    Ich war weder entsetzt noch angeekelt. Was ich da sah, war nicht irgendein Typ, der kotzte und sich dabei grotesk verknotete. Ich sah Derek, und er hatte rasende Schmerzen und unbeschreibliche Angst.
    Tatsächlich war mehr als der erste Krampf nicht nötig, und der letzte Rest von meinem Ärger war verflogen. Dafür würde ich auch später noch Zeit haben. Stattdessen kniete ich neben ihm, rieb ihm die Schultern, teilte ihm mit, dass alles in Ordnung war, dass alles nach Plan lief, er einfach weitermachen sollte.
    Irgendwann hörte er auf zu würgen und kauerte einfach am Boden, den Kopf gesenkt, das Gesicht von herabhängendem Haar verdeckt, den Körper überzogen mit kurzem schwarzem Haar, die Schultermuskeln verspannt, die Klauenfinger halb in der Erde vergraben. Er keuchte. Tiefe, zitternde Atemzüge.
    »Es wird besser«, sagte ich. »Es geht schneller dieses Mal.« Ob das nun stimmte oder nicht, es kam nicht weiter drauf an – wichtig war, dass er es akzeptierte. Er nickte und entspannte sich ein wenig.
    Der nächste Krampf setzte ein. Sein Körper krümmte sich, als eine Welle nach der anderen durch ihn hindurchging. Seine Arme und Beine veränderten sich weiter, wurden dünner und kürzer, Hände und Füße ebenfalls. Das Haar auf seinem Kopf schien sich in die Haut zurückzuziehen, während die Körperbehaarung länger wurde, von Stoppeln zu dichtem Pelz. Und was sein Gesicht anging – ich wusste genau, dass auch das sich wandelte, aber er hielt den Kopf abgewandt.
    Sein Körper zuckte und wand sich, bis er wieder aufhören musste. Er keuchte und rang nach Atem. Ich massierte ihm den Rücken, und er lehnte sich an mich. Ich spürte das Zittern der Muskeln, als könne er sich kaum auf allen vieren aufrecht halten. Ich schob mich noch näher an ihn heran, legte den Kopf auf seine Schulter und spürte das Herz schlagen, schnell und hart, während das Schaudern allmählich nachließ.
    »Du hast’s fast geschafft. Mach einfach weiter. Dieses Mal bringst du’s zu Ende, du musst nur …«
    Er verspannte sich. Dann schoss sein Rücken nach oben, und die Bewegung schleuderte mich zur Seite. Sein Körper wurde vollkommen starr, sein Kopf war immer noch gesenkt, aber der Rücken wölbte sich höher und höher, als zerrte ihn jemand aufwärts, während der Kopf noch weiter absank. Der schwarze Pelz schimmerte im Mondlicht.
    Knochen knackten. Derek stieß ein tiefes Stöhnen aus, das mich veranlasste, wieder näher zu kommen, ihm den Rücken zu reiben, ihm zu versichern, dass alles in Ordnung war. Und dann kam ein letztes heftiges Zusammenzucken, und es war wirklich in Ordnung. Er hob den Kopf, drehte ihn und sah mich an, und er war ein Wolf.

[home]
20
    A ls Derek das letzte Mal versucht hatte, sich zu wandeln, hatte er mir das Versprechen abgenommen, dass ich mich in Sicherheit bringen würde, wenn es so aussah, als würde er es zu Ende bringen. Als ich nun den Wolf vor mir stehen sah, spürte ich, wie mir ein Bleigewicht in die Magengrube fiel – ich

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