Hoellenglanz
frustriert, und ich …«
»Bitte«, sagte ich, während ich zu ihm herumfuhr. »Hör einfach auf, okay?«
Er tat es – etwa fünf Schritte lang. »Ich bin frustriert wegen der Situation hier. Dass wir hier festsitzen. Dass die Wandlung bevorsteht, macht’s noch schlimmer. Ich weiß, dass das keine Entschuldigung ist.«
Ich sah zu ihm auf. Er beobachtete mich erwartungsvoll. Er wollte mich sagen hören, dass es die Dinge vielleicht ja doch erklärte. Mildernde Umstände. Das Problem war, dass ich ja selbst mildernde Umstände für ihn finden wollte. Doch wenn ich es tat und ihm dann das nächste Mal danach war, irgendetwas an mir auszulassen, dann würde er es wieder tun.
»Chloe?«
Ich blieb am Rand der kleinen Lichtung stehen. »Ist das hier gut?«
Er sagte nichts, und ich nahm an, er sähe sich die Lichtung an, aber als ich mich wieder zu ihm umdrehte, war er vollkommen still geworden und starrte mit erhobenem Kinn in den Wald hinaus. »Hast du das gehört?«
»Was?«
Er schüttelte den Kopf. »Nichts, nehme ich an.«
Er trat auf die Lichtung, sah sich um und murmelte: »Gut, gut.« Dann zog er das Sweatshirt aus und breitete es auf dem Boden aus. »Du kannst hier sitzen.« Er warf mir einen Blick zu. »Weißt du noch, neulich Nacht bei Andrew? Als du ins Freie rausgekommen bist und mir Gesellschaft geleistet hast und wir versucht haben, irgendwas zu finden, damit du üben kannst? Das sollten wir bei Gelegenheit wieder machen.«
Ich seufzte. »Du gibst einfach nicht auf, stimmt’s? Du glaubst, wenn du bloß das Richtige sagst, ist alles wieder in Ordnung.«
Seine Lippen zuckten und eine Art Lächeln war erahnbar. »Ich kann ja hoffen, oder?«
»Klar. Und wenn es funktioniert, was sagt das dann über mich? Du kannst mich behandeln, wie es dir gerade passt, und sobald du dann wieder beschließt, nett zu tun, ist alles vergeben.«
»Es tut mir wirklich leid, Chloe.«
»Im Moment.« Ich wandte mich ab. »Vergiss es, okay? Versuchen wir einfach …«
Er griff nach meiner Schulter. Ich spürte die brennende Hitze seiner Haut noch durch die Jacke hindurch. »Ich mein’s ernst. Es tut mir wirklich leid. Wenn ich so wütend werde, dann ist das nicht … es ist nicht …« Er ließ meinen Arm los und rieb sich den Nacken. Der Schweiß rann ihm in Rinnsalen übers Gesicht. Ich sah, wie die Haut seiner Unterarme sich kräuselte.
»Du musst dich fertig machen.«
»Nein. Ich muss was sagen. Lass mir einen Moment Zeit.«
Er nahm sich den Moment. Dann einen zweiten. Dann noch einen. Er stand einfach da, rieb sich heftig den Arm, den Blick auf ihn hinunter gerichtet.
»Derek, du musst …«
»Alles okay. Lass mir einfach …« Er holte tief Luft.
»Derek …«
»Bloß ein Moment.«
Er begann wieder zu kratzen. Als ich einen Schritt nach vorn tat, um nach seiner Hand zu greifen, hörte er auf damit.
»Okay, okay«, murmelte er. Er krümmte die Finger und schloss sie dann zur Faust, als wollte er sich so vom Kratzen abhalten. »Ich sag dir, du sollst keine Angst vor mir haben. Ich raunze dich an, wenn du zurückweichst. Aber manchmal …«
Er griff nach hinten, um sich zwischen den Schulterblättern zu kratzen, und zuckte zusammen, als sich seine Fingernägel in die Haut gruben.
»Derek, du musst wirklich …«
»Manchmal ist es genau das, was ich will«, sagte er. »Das ist es, was ich zu tun versuche – dich wegscheuchen.«
»Damit du mir nicht versehentlich weh tust.« Ich seufzte. »Du würdest mir …«
»Nein, das ist es nicht. Es ist …«
Seine Hand bewegte sich wieder in Richtung Unterarm und hielt inne, als dunkle Stoppeln aus der Haut sprossen.
»Du wandelst dich gerade, Derek! Wir reden später.«
»In Ordnung. Ja. Später. Gut.« Er stieß die Worte in einem erleichterten Schwall heraus.
Er sah sich um und blinzelte, weil der Schweiß ihm in die Augen lief.
»Du wirst auf alle viere gehen müssen«, sagte ich behutsam.
Als er sich immer noch nicht rührte, griff ich nach seiner Hand und zog. Er ging mit einiger Mühe in die Hocke und dann auf Hände und Knie, in die richtige Stellung, um die Wandlung zu beginnen.
»Wenn Margaret dir nicht gerade einen Stoß neue T-Shirts besorgt hat, solltest du dieses vielleicht besser ausziehen«, bemerkte ich.
»Stimmt.«
Er griff nach dem Saum, zerrte das T-Shirt nach oben, aber seine Arme wollten sich nicht weit genug drehen, dass er es sich über den Kopf hätte ziehen können – als seien seine Gelenke bereits dabei, ihre
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