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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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hätte seinen Rat beherzigen sollen. Aber sobald sich unsere Blicke trafen, verflog meine Furcht. Ich mochte einen wuchtigen schwarzen Wolf vor mir sehen, aber in den grünen Augen sah ich nach wie vor Derek.
    Er versuchte, einen Schritt vorwärts zu tun, aber die Beine rutschten unter ihm weg, und er landete mit einem spürbaren Aufschlag auf dem Boden. Ich schob mich an ihn heran, als er dort lag, die Augen geschlossen. Seine Flanken hoben und senkten sich schnell, die Zunge hing ihm aus dem Maul.
    »Alles in Ordnung?«
    Seine Augen öffneten sich, und er antwortete mit einem ungeschickten Ruck der Schnauze, als versuchte er zu nicken. Dann rollten die Augen in seinem Schädel nach hinten, und er schloss sie wieder.
    Es ging ihm gut, er war einfach nur erschöpft, wie beim letzten Mal, als er zu müde gewesen war, um sich auch nur anzuziehen, bevor er einschlief. Ich stand auf und setzte mich in Bewegung, zurück zum Weg – ich würde ihn jetzt in Frieden lassen. Aber ich hatte es etwa nur zwei Schritte weit geschafft, bis er schnaubte. Ich drehte mich um und sah ihn auf dem Bauch liegen, bereit aufzuspringen. Er teilte mir mit einer ruckartigen Bewegung der Schnauze mit, ich sollte zurückkommen.
    »Ich dachte, du würdest vielleicht lieber …«
    Er schnitt mir mit einem Schnaufen das Wort ab. Für einen Wolf ist es gar nicht einfach, die Stirn zu runzeln, aber er brachte einen sehr überzeugenden finsteren Blick zustande.
    Ich holte das Schnappmesser aus der Jackentasche. »Es ist alles in Ordnung, ich bin bewaffnet.«
    Ein Schnauben.
Ist mir egal.
Eine kurze Kopfbewegung.
Komm hierher.
    Als ich zögerte, knurrte er.
    »Na, das Knurren hast du jedenfalls schon tadellos drauf. Das muss die jahrelange Übung sein.«
    Er machte Anstalten, mit unsicheren Beinen aufzustehen.
    »Schön, ich komme ja zurück. Ich wollte einfach nicht im Weg sein.«
    Ein Grunzen.
Bist du nicht.
Jedenfalls hoffte ich, dass das die Übersetzung war.
    »Du verstehst mich, oder?«, fragte ich, während ich zurückkehrte und mich auf das ausgebreitete Sweatshirt setzte. »Du weißt, was ich sage?«
    Er versuchte zu nicken und fauchte, als er feststellte, wie schwer es ihm fiel.
    »Gar nicht so einfach, nicht sprechen zu können, was?« Ich grinste. »Na ja, gar nicht so einfach für dich –
ich
könnte mich dran gewöhnen.«
    Er knurrte vor sich hin, aber ich sah die Erleichterung in seinen Augen, als sei er froh, mich lächeln zu sehen.
    »Ich hatte also recht, stimmt’s? Das bist immer noch du in Wolfsgestalt.«
    Er grunzte.
    »Keine plötzlichen, unkontrollierbaren Bedürfnisse, irgendwas umzubringen?«
    Er verdrehte die Augen.
    »Hey, du bist derjenige, der sich deswegen Sorgen gemacht hat.« Ich machte eine Pause. »Und ich rieche für dich nicht nach Abendessen, oder?«
    Dafür nun bekam ich einen
wirklich
vernichtenden Blick.
    »Wollte es einfach nur abklären.«
    Er stieß ein brummendes Grollen aus, das sich fast wie ein Lachen anhörte, und streckte sich aus, den Kopf auf den Vorderpfoten, den Blick auf mich gerichtet. Ich versuchte, es mir ebenfalls bequem zu machen, aber der Waldboden war auch durch das Sweatshirt hindurch noch eiskalt, und ich trug nur meinen neuen Schlafanzug, eine dünne Jacke und die Turnschuhe.
    Als er mich schaudern sah, streckte er eine Vorderpfote nach dem Sweatshirt aus, betastete die Kante und fauchte wieder, als ihm klarwurde, dass er sie nicht packen konnte.
    »Nicht mehr richtig zupacken zu können, daran wirst du dich erst gewöhnen müssen, was?«
    Er winkte mich mit der Nase näher. Als ich so tat, als hätte ich ihn nicht verstanden, drehte er sich in meine Richtung, nahm die Kante des Sweatshirts behutsam zwischen die Zähne, wobei er vor Widerwillen die Lefzen verzog, und zupfte daran.
    »Okay, okay, ich versuche ja bloß, dir nicht zu sehr auf die Pelle zu rücken!«
    Das war zwar nicht der einzige Grund, warum mir zu viel Körperkontakt mittlerweile unbehaglich war, aber er grunzte nur und schien mir sagen zu wollen, dass er damit kein Problem hatte. Ich rückte näher an ihn heran. Er veränderte seine Position, bis sein Körper einen Windschutz für mich abgab. Nach der Wandlung verströmte er immer noch Hitze wie ein Ofen.
    Er grunzte.
    »Ja, das ist besser. Danke. Und jetzt ruh dich aus.«
    Ich hatte keine Ahnung, wie es jetzt weitergehen sollte. Ich bezweifelte, dass Derek es wusste. Er war vollkommen von der Aufgabe in Anspruch genommen gewesen, die Wandlung hinter sich zu

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