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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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ich dich sehen kann.«
    Als ich an ihm vorbeiging, glitt mein Blick zu seinem Stock. Genau wie Ramon war auch er verletzt.
    Nutze das.
    »I-ihr habt gesagt, ihr würdet Derek zum R-rudel bringen?« Dieses Mal stotterte ich absichtlich. »Das habt ihr immer noch vor, oder?«
    Er winkte mich einfach weiter, den Blick auf die Stelle gerichtet, wo er Derek vermutete.
    »B-bitte, t-tut …«
    Ich machte einen Satz und griff nach dem Stock, aber er riss ihn außer Reichweite, schwang ihn und erwischte mich so hart am Rücken, dass er mir den Atem aus den Lungen und den Boden unter den Füßen wegschlug.
    Ich landete keuchend im Dreck. Mein verletzter Arm brannte. Ich hob den Kopf und versuchte, die Schwärze vor meinen Augen loszubekommen, während Liam weiter auf Dereks Dickicht zuging. Jeder Atemzug fühlte sich an, als bohrte sich ein glühendes Messer in meine Lungen.
    Tu irgendwas.
    Zum Beispiel? Ich war machtlos. Ich …
    Nein. Ich war nicht machtlos. Es gab etwas, das ich tun konnte. Bei dem Gedanken stieg mir ein bitterer Geschmack in die Kehle, aber es war nichts, verglichen mit dem, was ich angesichts der Vorstellung empfand, Liam könnte Derek noch mitten in der Wandlung antreffen.
    Ich musste Derek noch etwas Zeit verschaffen.
    Ich schloss die Augen und konzentrierte mich, schob alle inneren Warnsignale zur Seite. Ich legte meine ganze Kraft in die Beschwörung … und es passierte gar nichts. All diese genetisch modifizierten Begabungen, und wenn man sie dann wirklich brauchte, ließen sie einen im Stich.
    Dann wirst du das hier wohl auf die altmodische Art erledigen müssen.
    Ich versuchte aufzustehen. Der Schmerz zuckte durch mich hindurch, und der Wald schien zu kippen. Mein Magen meldete sich zurück. Ich biss die Zähne zusammen und kroch zu einem heruntergefallenen Ast, der in der Nähe lag. Ich legte die Finger um ihn, wappnete mich gegen den Schmerz und stemmte mich auf die Beine. Sobald ich es geschafft hatte, stürzte ich Liam nach. Er ging mir mit einer Drehung aus dem Weg, aber ich brachte es fertig, auszuholen und ihn mit dem Ast am Schenkel zu erwischen, an der gleichen Stelle, in die ich ihm drei Tage zuvor das Messer gerammt hatte.
    Er heulte auf und taumelte. Ich schlug wieder zu. Er stürzte. Im Fallen griff er nach mir, aber ich sprang mit erhobenem Knüppel zurück. Als er aufzustehen versuchte, holte ich noch einmal aus, aber dieses Mal packte er den Ast und riss mich von den Beinen. Ich ließ los, aber ich segelte bereits durch die Luft und kam ein, zwei Meter von ihm entfernt krachend auf dem Boden auf. Hastig warf ich mich aus dem Weg, als Liam nach mir greifen wollte.
    Ich schaffte es, auf die Füße zu kommen. Er versuchte, sich ebenfalls aufzurappeln, doch dann erstarrte er und blickte irgendetwas hinter mir an.
    Bitte, lass es Derek sein.
    Ich drehte mich um und sah ein halb verwestes Kaninchen, das die Reste seines Körpers auf mich zuzerrte. Die Ohren waren zerfetzte Streifen ledriger Haut, die Nase war ein Krater, die Lippen verschwunden, so dass die großen Nagezähne bloß lagen. Die Augen glichen verschrumpelten Rosinen. Der hintere Teil des Körpers war platt und verdreht, beide Hinterbeine ragten in dieselbe Richtung, als es sich vorwärtsschleppte.
    »Halt«, sagte ich. Meine Stimme klang unheimlich ruhig.
    Das Kaninchen hielt inne. Ich drehte mich zu Liam um. Er sah mich an, sein Gesicht war verzerrt. Langsam kam er auf die Füße, ohne den Blick von mir zu wenden.
    »Vorwärts«, sagte ich.
    Das Kaninchen kroch auf Liam zu. Er stolperte einen Schritt rückwärts.
    Ich stand auf. Das Kaninchen war jetzt neben mir und klapperte mit den Zähnen.
    In Gedanken wies ich es an, sich Liam zu nähern. Es zögerte, drehte dann den Kopf in seine Richtung und setzte sich wieder in Bewegung.
    Liam stieß eine Reihe von Flüchen aus und wich langsam zurück. Dann erklang irgendwo hinter ihm ein Knurren.
    Er drehte sich um. Eine dunkle Form bewegte sich zwischen den Bäumen, in ihren Schatten verborgen. Ich sah nichts als den Umriss – die spitzen Ohren, den buschigen Schwanz, eine lange Schnauze. Hatte Derek sich wieder in einen Wolf zurückverwandelt? Aber als das Tier sich vorwärtszubewegen begann, stellte ich fest, dass es kaum halb so groß war wie Derek.
    Unter einem Baum blieb es stehen, fast vollständig verborgen, nur die Zähne sichtbar, die nach oben gezogenen Lefzen. Das Knurren ließ die Luft erzittern. Als es ins Mondlicht hinaustrat, wappnete ich mich für den

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