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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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manchmal zuckten sie, als hätte er ein Geräusch aufgefangen. Aber statt nervöser zu werden, begann er sich zu entspannen.
    »Geht er weg?«, flüsterte ich.
    Er nickte.
    Ich setzte mich bequemer zurecht. Es war schwierig, Angst um das eigene Leben zu haben, solange ein hundert Kilo schwerer Wolf auf meinem Schoß lag. Es war sogar seltsam tröstlich. Über der Wärme seines Körpers, dem weichen Pelz und dem Pochen seines Herzens fiel es mir zunehmend schwer, wach zu bleiben.
    »Wie lange sollten wir noch hier …?«
    Derek erstarrte. Ich spähte in die Nacht hinaus, aber als ich dann wieder Derek ansah, hatte er nicht mehr den Ausdruck eines Jagdhunds auf der Fährte. Sein Kopf war gesenkt, seine Augen waren weit geöffnet, und er hielt sich vollkommen still.
    Dann spürte ich es. Seine Muskeln zuckten.
    »Du bist so weit, dich zurückzuwandeln?«, flüsterte ich.
    Er knurrte unruhig, und ich sah die Besorgnis in seinen Augen.
    »Kein Problem. Nach den ersten Anzeichen dauert es immer noch eine Weile, stimmt’s? Wir haben Zeit, zum Haus zurückzugehen, und du kannst dich dort wandeln …«
    Er begann zu zucken. Seine Vorderbeine schossen nach vorn. Dann fiel er auf die Seite, und alle vier Beine wurden starr. Sein Kopf zuckte nach hinten, und die Augen rollten wild.
    »Schon okay. Hier ist es sowieso besser. Lass es einfach passieren.«
    Nicht, dass er da eine Wahl gehabt hätte. Ich kletterte über ihn hinweg, um den zuckenden Klauen aus dem Weg zu gehen, und kauerte mich hinter seinem Rücken auf den Boden. Ich massierte seine Schultern und versicherte ihm, dass alles in Ordnung war, alles bestens verlief.
    Sein Kopf senkte sich und flog dann mit einem Knacken wie von brechenden Knochen wieder nach hinten. Er stieß eine Art Kläffen aus, das in einem Fauchen endete, als er das Geräusch zu verschlucken versuchte, aber die Krämpfe folgten jetzt schneller aufeinander, und jeder davon rang ihm ein Wimmern ab. Als er schließlich verstummte, blieb rings um uns her alles still. Aber ich wusste, Liam musste ihn gehört haben.
    Ich beugte mich über Derek und redete ihm im Flüsterton zu, versuchte, jedes Geräusch von Liam zu übertönen, damit Derek nicht in Panik geriet. Aber sehr bald fuhr sein Kopf hoch, und ich wusste, dass Liam sich näherte.
    Derek befand sich inzwischen mitten in seiner Wandlung – seine Schnauze schien sich zusammenzuschieben, die Ohren schoben sich abwärts, sein Haar wurde länger, während der Pelz kürzer wurde. Ich beugte mich zu seinem Ohr hinunter.
    »Mach einfach weiter, okay? Ich kümmere mich drum.«
    Er erstarrte und machte ein Geräusch, von dem ich genau wusste, dass es ein Nein war. Ich stand trotzdem auf. Er versuchte, das Gleiche zu tun, doch da setzte der nächste Krampf ein.
    »Es ist schon okay«, sagte ich, während ich mein Messer herauszog. »Ich mache nichts Dummes. Du bist fast fertig, ich lenke ihn ab, bis du’s hinter dir hast.«
    »Nein!«
Seine Stimme war guttural und verzerrt.
    Ich wandte mich ab, um zu gehen. Er griff nach meinem Bein, aber seine Finger waren noch knotige Stummel, und ich machte mich ohne weiteres los. Ohne mich umzusehen, rannte ich aus dem Dickicht ins Freie.

[home]
22
    I ch rannte, um so viel Entfernung zwischen Derek und mich zu bringen wie irgend möglich. Schließlich sah ich die Gestalt eines großen, dünnen Mannes mit hellem Haar durch den Wald hinken, einen Stock in einer Hand. Liam. Das Hinken erklärte wohl, warum er keine Wolfsgestalt angenommen hatte. Ich konnte nur raten, wie übel die Wandlung sein musste, wenn man verletzt war. Außerdem bedeutete die Verletzung, dass er noch eine Rechnung zu begleichen hatte. Mit mir.
    Ich holte tief Atem und versuchte, mein galoppierendes Herz zur Ruhe zu zwingen. Es funktionierte nicht. Na ja, Pech gehabt.
    Ich rannte so lange weiter, wie ich es wagte, und blieb dann fast unmittelbar vor ihm abrupt stehen. Er tat es ebenfalls und lächelte.
    »Na so was, hallo, Süße«, sagte er gedehnt. »Hab mir doch gedacht, ich hätte dich gerochen.«
    »Wie geht’s dem Bein?«
    Sein Grinsen wurde etwas weniger freundlich. »Tut höllisch weh.«
    »Das tut mir wirklich leid.«
    »Da möchte ich drauf wetten.«
    Er trat näher. Ich trat zurück.
    »Keine Sorge«, sagte er, »ich verzeihe dir das mit dem Bein. Ich mag es, wenn meine Mädels bisschen Temperament haben.« Sein Blick jagte mir einen Schauer über den Rücken. »Macht mehr Spaß, sie zu brechen. Und, wo steckt dieser große Ochse von

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