Hoellenglanz
aufhob.
»Oh, sieh mal«, sagte er, während er mit einem Finger an der Bruchstelle entlangstrich. »Scharf. Ich mag scharfe Sachen.«
Derek schob sich vor mich. Ich starrte seinen Rücken an, schob alle Gedanken beiseite und konzentrierte mich vollkommen auf die Vorstellung, wie Royce rückwärts durch die Dimensionen segelte … welche Dimensionen auch immer. Ich konzentrierte mich, bis meine Schläfen zu pochen begannen. Immer noch nichts.
Du kannst’s nicht. Hör auf, hier rumzuprobieren, und verzieh dich an einen sicheren Ort.
Aber es gab keinen sicheren Ort. Nicht bei diesem Geist. Ich musste ihn loswerden.
»Was weißt du alles über Werwölfe?«, fragte Royce, während er auf und ab ging und die Scherbe in den Händen drehte. »Wir sind mit dem ganzen Mist aufgewachsen, Austin und ich. Gehörte zu unserer kulturellen Ausbildung, so hat mein Onkel das immer genannt.«
»Was sagt er?«, fragte Derek.
»Ich versuche, nicht zuzuhören.«
»Nur zu«, sagte Derek. »Erzähl’s mir.«
Royce stürzte sich auf Derek, die Scherbe wie eine Klinge hochgeschwungen. Derek trat aus dem Weg und blieb auch danach nicht stehen, schlug einen Kreis um Royce, lockte ihn von mir fort, gab mir zugleich zu verstehen, ich solle mich wieder ans Bannen machen.
Royce stürzte wieder vor. Die Porzellanscherbe kam Derek etwas zu nahe und lieferte dem mentalen Stoß, den ich gerade abschicken wollte, einen kleinen panischen Zusatz. Royce’ halb materialisierte Gestalt begann zu verschwimmen. Beim nächsten Angriff holte er so weit aus, dass ihm die Scherbe aus der Hand flog. Er stürzte los, um sie aufzuheben. Derek erreichte sie als Erster und zertrat das Stück mit seinem Schuh.
Royce rannte zum Rest der Scherben hinüber. Derek schaffte es, auf das größte Stück zu treten, aber Royce hob ein weiteres auf. Ich versetzte ihm den nächsten Stoß. Wieder begann seine Gestalt zu verschwimmen.
Royce ging rückwärts, die Augen auf Derek gerichtet. Dereks Blick blieb auf die neue Scherbe gerichtet, an der er Royce’ Bewegungen nachvollziehen konnte.
»Du stehst doch auf Naturwissenschaften, stimmt’s?«, fragte Royce. »Okay, ich probiere jetzt ein eigenes Experiment aus. Wie ich vorhin schon gefragt habe – was weißt du alles über Werwolflegenden?«
Ich wiederholte die Worte. Derek sagte nach wie vor nichts. Er bewegte sich rückwärts, hielt Royce’ Aufmerksamkeit auf sich gerichtet, gab mir Zeit, ihn zu bannen.
»Ich erinnere mich an die wenigsten«, fuhr Royce fort. »Es war ziemlich langweiliges Zeug, zumindest das, was Onkel Todd uns erzählt hat. Aber da gab’s auch noch andere in Büchern, von denen er nicht wollte, dass wir sie lasen. Da war eins über Werwolfprozesse. Anscheinend hat so ziemlich jeder mittelalterliche Serienmörder versucht, mit der Werwolfentschuldigung durchzukommen. Von einem Typ war eine richtig coole Story dabei, er hat vor Gericht erzählt, er wär ein Werwolf. Das einzige Problem dabei war, die hatten ihn dabei beobachtet, wie er jemanden umgebracht hatte, und er hatte dabei ausgesehen wie ein Mensch. Also, weißt du, was er gesagt hat?«
Derek gab mir ein Zeichen, ich solle die Mitteilung weitergeben. Ich tat es, so gut ich konnte.
»Er hat gesagt: ›Mein Pelz ist innen‹«, antwortete Derek.
Royce lachte. »Okay, anscheinend bin ich nicht der Einzige, der diese blutrünstigen alten Geschichten mag. In Ordnung, und jetzt erzähl der kleinen Nekro, wie die Story ausgeht. Was hat das Gericht gemacht?«
Ich zögerte, bevor ich die Frage weitergab, aber Derek bestand darauf, die Mitteilung zu hören, und sagte dann: »Ihm Arme und Beine abgeschlagen und sie seziert, um auf der Hautinnenseite nach Pelz zu suchen.«
Royce sah mich an. »Nur war leider keiner da. Aber immerhin hatten sie sich den ganzen Ärger erspart, den eine richtige Verhandlung bedeutet hätte.« Dann fuhr er plötzlich herum und stürzte auf Derek los. Derek riss beide Hände nach oben, um sich zu verteidigen, und die Scherbe schlitzte ihm den einen Handrücken auf. Blut quoll heraus.
Royce sprang zurück. »Ich sehe keinen Pelz, und du? Wahrscheinlich müssen wir einfach weitermachen, wenn wir das Experiment gründlich durchführen wollen.«
Ich sah das Blut an Dereks Hand hinunterlaufen, schloss die Augen und versetzte Royce einen einzigen wuterfüllten Stoß. Die Scherbe landete klirrend auf dem Fußboden. Royce war immer noch da, sehr verschwommen, die Zähne zusammengebissen. Die Sehnen traten hervor,
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