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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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oder? Das muss eine von den Regeln im Handbuch des Geisterdaseins sein – wenn man in Gefahr ist, sich gleich aufzulösen, sollte man dafür sorgen, dass man gerade mitten in irgendeiner schicksalhaften Aussage ist.«
    Ich nahm meinen Anhänger ab und gab ihn Derek, aber er schob ihn mir gleich wieder in die Tasche.
    »Behalt den wenigstens bei dir, okay?«
    Jetzt war Dr. Banks einfacher zurückzuholen, aber ich konnte ihn nicht halten. Als ich mehr Nachdruck verwendete, sagte er: »Nein, Chloe. Damit holst du Royce.« Er verblasste wieder und seine Stimme kam und ging. »… anderes … versuchen … Gedanken frei … konzentrier dich auf mich … nicht ziehen … nur konzentrieren …«
    Ich tat es. Er sprach weiter, teilte mir mit, ich solle mich entspannen, mich konzentrieren – nicht darauf, ihn herüberzuziehen, sondern ihn willkommen zu heißen.
    In meinem Hinterkopf begann es zu pochen. Ich machte weiter, bis mir ein plötzlicher scharfer Schmerz ein Keuchen abrang. Ich wartete darauf, dass Derek fragte, was los war, aber er saß lediglich da und beobachtete mich.
    Wieder ein scharfer Stich im Hinterkopf. Dann plötzlich schien ein Schwall eiskaltes Wasser durch meine Adern zu strömen, und ich versuchte zu schreien, aber ich konnte nicht. Konnte mich nicht bewegen. Konnte kein Geräusch von mir geben.
    »Chloe?«
    Ich hörte Dereks Stimme, aber ich konnte nicht einmal die Augen in seine Richtung drehen.
    »Willst du meine Hilfe?«, flüsterte Dr. Banks. »Dann musst du mich einlassen.«
    Einlassen? Wohin einlassen? Ich hatte die Frage im Geist kaum gestellt, als ich die Antwort erkannte. Er versuchte, in meinen Kopf zu gelangen.
    Ich kämpfte, tat in Gedanken alles, um ihn von mir zu stoßen, mein Hirn dichtzumachen, ihn zu blockieren, aber das Eis breitete sich immer weiter in mir aus. Dereks Hand schloss sich um meine Schulter, als er nach dem Anhänger in meiner Tasche griff. Ich kippte nach hinten wie eine Statue.
    Aus dem Augenwinkel sah ich eine verschwommene Bewegung, als habe Derek mich abgefangen, aber alles war unscharf. Selbst seine Stimme klang fern und wie gedämpft. Die einzigen Worte, die ich verstand, kamen von Dr. Banks, wie ein Singsang in meinem Kopf.
    »Entspann dich einfach«, flüsterte er. »Ich werde dir nichts tun. Ich will mir deinen Körper nur leihen. Ich muss es in Ordnung bringen. Damals habe ich es mir leichtgemacht, mich umgebracht, bevor ich den fürchterlichen Dingen ein Ende bereitet hatte, die ich begonnen hatte.«
    Von Dr. Banks also hatte meine Mutter gesprochen, als sie mich gewarnt hatte, davon, dass er wahnsinnig geworden war über dem, was Royce getan hatte, über seiner eigenen Rolle bei alldem. Und jetzt steckte er in meinem Kopf.
    Ich spürte, wie mein Rücken über den Fußboden scheuerte, sah die Zimmerdecke vorbeigleiten, als zerrte Derek mich an den Füßen vorwärts. Der Raum flackerte und wurde dunkel. Als er wieder hell wurde, starrte ich zur Decke hinauf.
    »W-was ist passiert?«
    Ich spürte, dass meine Lippen sich bewegten, und hörte meine Stimme, aber niemand antwortete. Ich stand auf.
    »Chloe, komm schon«, sagte Derek hinter mir. »Sag irgendwas.«
    »Sag was?«
    Ich drehte mich um. Er kauerte am anderen Ende des Raums. Ich sah ein Paar Beine neben ihm liegen, die Schuhe zeigten zur Decke. Meine Schuhe. Meine Beine.
    Ich rannte zu ihm. Das war ich. Ich lag ausgestreckt auf dem Fußboden, und Derek hantierte mit dem Anhänger, dessen Band er mir über den Kopf zu ziehen versuchte. Ich hob die Hand. Es war wirklich meine Hand – sie war bedeckt mit den Kratzern, die ich mir letzte Nacht im Wald geholt hatte.
    »Derek?«
    Er antwortete nicht. Ich streckte die Hand nach seiner Schulter aus.
    Meine Finger glitten geradewegs durch sie hindurch.
    Ich war ein Geist.
    Meine Augen öffneten sich – die Augen meines Körpers, der da am Boden lag. Die Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln, das absolut nicht nach mir aussah.
    »Hallo auch.« Die Stimme, die aus meinem Mund kam, war meine, aber der Tonfall, die Betonung waren falsch.
    Derek runzelte die Stirn und versuchte wieder, mir das Band über den Kopf zu ziehen.
    Das andere Ich schlug seine Hand zur Seite. »Das brauche ich nicht.«
    »Doch, tust du.«
    »Nein.«
    Derek schob die Hand weg und zerrte das Band nach unten. Der Anhänger traf auf meiner Haut auf, und ich
spürte
den Aufprall, heiß wie ein Funke, und ich keuchte – ich selbst und mein Körper, ein gleichzeitiges

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