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Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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veranstalteten.
    Es war ein Alptraummoment, denn sein Instinkt ermahnte Lor zu warten, während sein Gehirn forderte, dass er losstürmte. Er rang mit sich, wägte die Risiken ab. Unterschätzte er den Feind? Traute er ihm zu viel zu? Was übersah er?
    Nun, er konnte schlecht den ganzen Tag hier herumstehen, zumal die anderen Hunde schon ungeduldig von einer Pfote auf die anderen traten. Letztlich musste er es riskieren.
    Lautlos huschten sie in den Haupttunnel und begaben sich in Position. Die Hunde verteilten sich über die gesamte Gangbreite und schlichen sich dicht an die feuerbällewerfenden Angreifer, um ihnen zu zeigen, wozu Höllenhunde fähig waren.
    Erst als Lor seinen Platz in der Mitte der Formation einnahm, erkannte er das Problem.
    Diese neuen Tunnel waren breit und hoch, und dort, wo die Wände sich oben zu einem Bogen krümmten, befanden sich Vorsprünge im Mauerwerk, die einen schmalen Sims zu beiden Seiten formten. Da oben hockten Scharfschützen, die schmutzig grüne Westen mit dem gekreuzten Klingensymbol der Schlächter trugen.
Schlächter!
    Ihre Gewehre waren direkt auf die Hunde gerichtet. Es gab nur weniges, womit man einen Höllenhund verwunden konnte, beispielsweise Munition, die mit Quecksilber versetzt war, dem Metall von Merkur, der über die Hunde herrschte, wenn sie die Seelen der Toten ins Jenseits führten. Das war zwar nicht allgemein bekannt, doch die Schlächter dürften es wissen, denn solche Dinge lehrten sie ihre Kinder durch lustige Aufzählreime.
    Mit einem kurzen scharfen Bellen befahl Lor den Rückzug.
    Sie drehten sich um und rannten, als die Heckenschützen bereits anfingen, den Tunnel mit Kugeln zu durchlöchern. Sowie die Munition auf den Stein aufschlug, explodierte silbrigen Flüssigkeit an den Wänden und auf dem Boden.
    Die Hunde rasten, um den Gewehrsalven zu entkommen, doch es flogen auch Feuerbälle über sie hinweg, die ihnen das Nackenfell mit schneidender Hitze versengten. Lor legte seine Ohren an und machte sich so lang und flach wie möglich. Er hörte einen Schmerzensschrei: Einer der anderen Hunde war zu langsam oder hatte schlicht Pech.
    Warte mal, hier war ich schon!
    Der Tunnel verengte sich, und immer seltener gingen andere Gänge zu den Seiten ab. Sie rannten so schnell, dass die Ziegelsteine zu einem rotbraunen Strom verschwammen. Sie wurden gehetzt! Am Ende des Tunnels erwartete sie eine Sackgasse, in der sie alle sterben würden.
    Diese Szene hatte er in einer Prophezeiung gesehen, und er wusste, wie sie ausging.
    Abschlachten.
    So war sein Vater gestorben: Das Rudel rannte um sein Leben und wurde von Dämonen in eine Todesfalle gejagt. Als Lors Vater sich umdrehte und seine Leute verteidigen wollte, war es zu spät gewesen.
    Diesmal nicht!
Lor machte ihr Spiel nicht mit. Er wirbelte auf seinen Hinterpfoten herum und begann, in die andere Richtung zu flitzen.
    Geradewegs auf die Gefahr zu. Mit dem bisschen, was er an Atem entbehren konnte, heulte er einen Notruf.
    Die anderen erwiderten ihn.
    Ihm blieben fünfundvierzig Sekunden, ehe er in Schussweite der Schlächter war.

[home]
29
    W enn man keine Spinnen mochte, waren die unterirdischen Tunnel eindeutig nicht der Aufenthaltsort erster Wahl. Daraks niedrige Körpertemperatur machte ihn für die meisten beißenden Insekten unattraktiv, aber er konnte sie trotzdem nicht leiden. Man hätte ihn jederzeit mit einem Bengalischen Tiger konfrontieren können, sollte ihm aber mit den Krabbeldingern vom Hals bleiben. Was er natürlich nie laut ausgesprochen hätte.
    Spinnweben und zerbrochene Eikokons hingen entlang der Wände. Irgendetwas hier unten musste sehr nahrhaft sein, dass die Spinnen diesen Ort so mochten.
    »Ist das der einzige Weg?«, wollte die Königin wissen.
    Es war das erste Mal, das sie sich beklagte, also fand er die Frage akzeptabel. »Es ist der, auf dem man uns am wenigsten erwartet. Dieser Durchgang sollte unbewacht sein. Wir sind in fünfzehn Minuten im Hilliard Fairview.«
    Statt eine lange Fahrt über den Highway zu riskieren, hatte Omara vom Flughafen aus ein Wasserflugzeug zum Binnenhafen genommen. Nia, die wegen der frühen Ankunft der Königin nicht mehr als Geisel eingesetzt werden musste, überwachte die Wagenkolonne, die als Ablenkung losgeschickt worden war. Der Plan sah vor, dass Belenos Omara in ihrer Limousine oben vermutete, während sie in Wahrheit durch die Kanalisation wanderte. Diese List verschaffte Lor hoffentlich hinreichend Zeit, um Belenos auszuschalten.
    Darak

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