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Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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würde der Schnee brennen. Eine fiel auf Daraks Ärmelaufschlag, und er schnippte sie weg, wobei er die Wärme deutlich spürte.
    Hier existierte keine Spur von demjenigen, der den Zauber gewirkt hatte, und mit den Flammen erstarb auch die Note des Bösen, schrumpfte zu der grauen Asche verfliegender Magie. Bis morgen früh wäre nichts mehr übrig als ein kalter Schauer, der einem über den Rücken lief.
    Was er hier erspürte, nützte ihm nichts. Frustriert wandte Darak sich ab und lief wieder zurück. Warum war sonst nichts da? Darak wandte keine Magie an, wusste jedoch einiges über sie. Ein Zauberer schüttelte sich diese Art Magie nicht aus dem Ärmel. Sie musste irgendwo herkommen: von einem geweihten Objekt, einer Ley-Linie oder vielleicht einem Opfer.
    Doch es war nichts dergleichen zu entdecken. Wer diesen Zauber gewirkt hatte, musste die Energie anderswo geschöpft und hierher umgeleitet haben. Noch einmal blickte Darak zum Feuer und dem Lichterkranz aus Schnee und Asche.
    In diesem Moment sah er die Frau. Sie stand einige Schritte entfernt und trug nichts als eine Bluse und einen blauen Rock. Ihr braunes Haar war schulterlang. Bibbernd schlang sie die Arme um ihren Oberkörper, weil sie keinen Mantel hatte.
    O nein!
Er hatte ein ungutes Gefühl, sprach sie aber trotzdem an.
    »Alles okay?«, fragte er.
    Sie sah zu ihm auf und runzelte die Stirn, wie alle es taten, wenn sie aufblickten und feststellten, dass sie ihren Kopf sehr weit in den Nacken legen mussten, um in sein Gesicht zu schauen. »Ich weiß gar nicht, wie ich hierhergekommen bin«, sagte sie mit einer Mischung aus Furcht und Verärgerung. »Es schneit. Bei uns schneit es nie.«
    Darak zog seine Jacke aus und hängte sie ihr über die Schultern. »Hier.«
    Sie versank in dem großen Kleidungsstück, schien jedoch dankbar. Dann blickte sie sich um und wirkte, als sähe sie jetzt erst das Feuer. »Ist das die Klinik?«
    »Ja, ein Jammer drum.« Er hatte einen Pullover an, durch den der eisige Wind hindurchpfiff. Diese ganze Sache mit der Ritterlichkeit war gewiss in wärmeren Klimazonen erfunden worden.
    »Hoffentlich verlieren die Schwestern jetzt nicht ihre Jobs.« Sie sah verwirrt aus. »Ich glaube, ich muss nach Hause.«
    Das hatte er erwartet. »Soll ich Sie begleiten?«
    »Ja, bitte. Das wäre nett.«
    Er bot ihr seinen Arm an. Auch wenn er alles andere als ein Gentleman und zumeist nicht einmal höflich war, gab es Momente, in denen man Respekt zeigen musste. »Wo wohnen Sie?«
    Sie zögerte, blickte sich suchend um, fasste sich dann aber. »Da drüben lang.«
    Darak wurde mulmig. Wie weit war es, und wie lange musste er sich mit ihr unterhalten? Diese Dinge wurden nie leichter, egal, wie viele Jahrhunderte verstrichen.
    Sie gingen schweigend los, nahmen Abkürzungen durch Seitengassen und über einen Schulhof. Frost glitzerte auf dem Maschendrahtzaun. Darak blieb dicht an ihrer Seite, darauf bedacht, sie nicht eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
    »Ich bin erst heute Abend nach Hause gekommen«, erzählte die Frau.
    Er bemerkte, dass sie auf eine frische, schlichte Art hübsch war. Unter anderen Umständen hätte er sie gern stundenlang angesehen.
    »Ich wollte den Abend mit meiner Cousine verbringen«, fügte sie hinzu.
    »Ach ja?«
    »Sie ist wie Sie.«
    »Wie ich?«
    »Sie wissen schon, ein Vampir.« Sie warf ihm einen scheuen Blick zu. »Entschuldigen Sie, dass ich so direkt ausspreche, was mir in den Sinn kommt. Normalerweise bin ich geschickter in anständiger Konversation.«
    »Machen Sie sich deshalb keine Gedanken.« Er war schon in seinen besten Momenten schlecht im Smalltalk. »Ihre Cousine ist also eine Vampirin?«
    »Erst hatte ich ein bisschen Angst, aber wenn niemand Talia eine Chance gibt …« Sie verstummte, blieb stehen und sah Darak an. Flehend legte sie eine Hand an ihre Brust. »Bitte, schauen Sie nach, ob sie okay ist!«
    Diese Bitte kam immer und für gewöhnlich erst am Schluss, folglich musste der Ort des Geschehens in der Nähe sein. Er schaute sich um. Hier gab es viele schöne Gebäude, auch ein paar Einzelhäuser. Wo wohnte eine Frau wie sie? Ah, natürlich! Streifenwagen, dort drüben. Die Straße war eine von denen, die eigentlich ruhig sein sollten; aber heute Nacht wimmelte es von Streifenwagen mit blinkenden Lichtern und Männern in Uniformen.
    Immer noch blickte sie ihn an, die Augen umwölkt von Sorgen. Sie reichte ihm kaum bis zum Schlüsselbein.
Erstaunlich, wie viele um Hilfe bitten, damit ihren

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