Höllenherz / Roman
er als Nächstes tun sollte. Zuerst wollte er Talia nach dem lateinischen Wort an der Wand fragen. Es war möglich, dass sie den Begriff verstand. Aber würde sie es zugeben, falls dem so wäre?
Ein Wagen rauschte vorbei und schlitterte, weil der Lenker nicht mit dem Fahren auf glatten Straßen vertraut war. Lor trat zurück, um den Schneeklumpen auszuweichen, die von den Reifen aufgeschleudert wurden.
Nachdem er mit Talia gesprochen hatte, würde er in ein paar Vampirclubs und Bars gehen. Dies hier war nicht das Werk eines Einheimischen, also musste er sich nach einem neuen Gesicht umsehen und den aktuellen Klatsch hören.
Normalerweise musste ein Neuankömmling die Erlaubnis des herrschenden Monarchen einholen, in dessen Hoheitsgebiet zu jagen. Auf diese Weise wusste man stets, wer sich wo aufhielt. Außerdem gehörten Vampire dem, der sie gewandelt hatte, und Deserteure wurden bestraft. Abtrünnige auf der Flucht – wie Talia – bemühten sich tunlichst, niemandem aufzufallen.
Wenn er es recht bedachte, war der hässliche Vampir, den er am Vorabend verhaftet hatte, ebenfalls ein Unbekannter.
Interessant!
War Mr. Gruselvisage nur einer von vielen Blutsaugern, die herbeigereist kamen, um den ersten reißzahnigen Kandidaten aller Zeiten anzufeuern? Viele Untote waren gekommen, die sich die geschichtsträchtige Wahl nicht entgehen lassen wollten. Für einen Mörder war es ein Leichtes, in der Menge unterzutauchen.
Klasse. Einfach klasse!
Lor lief zurück zu seinem Wohnhaus. Sein Beschützerinstinkt befand sich in Habtachtstellung. Er nahm den hinteren Eingang und wollte über die Treppe nach oben gehen. Doch kaum bog er um die Ecke zum Parkplatz, erstarrte er. Ein unheimlicher Geruch lag in der Luft, für den Geruchssinn eines Höllenhundes mehr als deutlich.
Lor zog die Schultern hoch, schützte instinktiv seinen Nacken. Diese Präsenz war ein Vampir. Männlich. Dominant.
Feind.
Lor suchte die Schatten auf dem Parkplatz nach einer dunkleren Stelle, einem Hinweis auf Bewegung ab. Nichts. Noch während er dastand, verwehte der Geruch im feuchtkalten Wind.
Der Fremde musste kürzlich hier vorbeigekommen sein, war aber nicht geblieben. Wofür Lor dankbar hätte sein sollen. Nach wie vor in Gedanken auf Talia konzentriert, näherte Lor sich dem Cop, der am Treppenhauseingang wachte.
»Ist hier in den letzten paar Minuten jemand vorbeigekommen?«, fragte Lor ihn und zog gleichzeitig seinen Führerschein aus der Tasche, um zu beweisen, dass er hier wohnte.
Der Cop schüttelte den Kopf. »Nein.«
Lor öffnete die Tür und stieg die Treppe bis zu seinem Stockwerk hinauf. Hier war der Geruch noch frisch.
Entweder hatte der Cop Pause gemacht, als der Vampir kam, oder er war hypnotisiert worden. Vampire konnten menschliche Erinnerungen auslöschen.
Wie auch immer, Lor würde die Quelle des Gestanks finden und sie aus seinem Territorium entfernen. Auf keinen Fall ließ er zu, dass ein fremder Vampir sich in seinem Haus herumtrieb.
Selbst die größten schmecken wie Hühnchen.
Verwestes, ekliges Hühnchen, aber egal.
Seine Schultern schmerzten vor Anspannung, als Lor sich zwang, bei seinem Plan zu bleiben: zuerst Talia, dann der Vampir. Er stieß die Tür zum Korridor im fünften Stock auf und schritt auf seine Wohnung zu.
Als er den Türknauf drehte, stellte er fest, dass nicht verriegelt war. Vor Schreck richteten sich die kleinen Haare auf seinen Armen auf.
Eindringling!
Lor stürmte in die Wohnung. Leer. Er stieß die Schlafzimmertür auf.
Auch hier war niemand.
Talia war fort.
Knurrend wandte Lor sich um und rannte in den Korridor zurück.
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10
Mittwoch, 29. Dezember, 13 Uhr 25
101.5 FM
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