Höllenhund
war in nachsichtiger Stimmung und hätte noch viel mehr als Babysprache ertragen. Ich klopfte mit dem Schwanz auf den Teppich, in der Hoffnung, sie würde das als Bejahung ihrer Frage auffassen. »Natürlich hast du Hunger«, sagte sie. »Wir wollen dir etwas holen.«
Die Küche war winzig, und auf dem Boden in einem Korb lag Victoria in tiefem Schlaf.
Victoria war die gemeinste, unangenehmste Katze, die mir je über den Weg gekommen ist, sei es nun vor oder nach jener Zeit. Nun sind diese Katzengeschöpfe wegen ihrer Reizbarkeit bekannt, weil sie sich für eine Rasse halten, die mit anderen Tieren nicht zu vergleichen ist und die weit über unsereinem steht. Aber dieses Monstrum schoss wirklich den Vogel ab. Es setzte sich kerzengerade auf, sträubte das Fell und streckte den Schwanz gerade wie einen Ladestock von sich, zischte mich angewidert an.
»Beruhige dich, Katze«, sagte ich besorgt. »Ich bin nur auf der Durchreise.«
»Ganz ruhig, Victoria«, sagte Miss Birdle gleichermaßen besorgt. »Dieses arme Hündchen ist am Verhungern. Ich geb ihm nur etwas zu fressen, dann schicken wir ihn weiter.«
Aber es macht keinen Sinn, einer Katze mit vernünftigen Argumenten zu kommen, die hören einem einfach nicht zu. Victoria war wie der Blitz aus ihrem Korb, sprang mit einem Satz auf den Ausguss und verschwand durch das halb offene Küchenfenster.
»Oh, du liebe Güte!« seufzte Miss Birdle. »Jetzt hast du Victoria aufgeschreckt.« Und dann versetzte mir diese nette alte Dame einen heftigen Tritt in die Rippen.
Ich war so schockiert, dass ich zuerst dachte, ich hätte mir das nur eingebildet, aber der Schmerz bestätigte mir das Gegenteil.
»Jetzt wollen wir mal sehen, was wir haben«, sagte Miss Birdle nachdenklich, den Zeigefinger im Mundwinkel, und sie sah in den Schrank, den sie gerade geöffnet hatte. Es war, als ob nichts geschehen wäre, und ich fragte mich noch einmal, ob wirklich etwas passiert war. Aber der pochende Schmerz an meiner Seite sagte mir, dass sie mich wirklich getreten hatte.
Von jetzt an hielt ich sicheren Abstand zu ihr, beobachtete sie aufmerksam und vorsichtig, als sie einen Teller mit gehackter Leber vor mich auf den Boden stellte. Das Essen war delikat, aber von meiner plötzlichen Nervosität bezüglich der alten Dame etwas beeinträchtigt. Ich konnte einfach nicht verstehen, was passiert war. Ich leckte den Teller sauber und sagte danke, jetzt sehr auf gute Manieren bedacht. Sie streichelte mich am Kopf und gab zufrieden glucksende Geräusche von sich, als sie den leeren Teller sah.
»Du warst wirklich hungrig, wie?« sagte sie. »Ich wette, jetzt hast du Durst. Du sollst etwas Wasser haben.« Sie füllte dieselbe Schüssel mit Wasser und stellte sie mir wieder hin. Ich leckte es gierig aus.
»So, und jetzt komm mit und ruh deine armen Beine aus.« Ich folgte ihr zurück ins Wohnzimmer, wo sie auf einen haarigen Teppich vor dem nicht brennenden offenen Kamin deutete. »Da ruh dich aus, es ist nett und bequem, und ich werd uns ein Feuer machen. Für meine alten Knochen ist es immer noch zu kalt, musst du wissen. Ich hab's gern warm.« Sie plapperte weiter, während sie das bereits vorbereitete Feuer anzündete, und ihre letzten Worte waren weich und behaglich. Ich wurde wieder zuversichtlich und war jetzt überzeugt, dass der seltsame Zwischenfall in der Küche nur ein Ausrutscher ihrerseits gewesen war, ausgelöst dadurch, dass ihre geliebte Katze durch das Fenster gesprungen war. Vielleicht war sie auch nur ausgeglitten. Ich döste, während sie auf dem Sessel vor dem Feuer saß und ihre Worte mich in ein warmes Gefühl von Sicherheit einlullten.
Ich wachte rechtzeitig zum Mittagessen auf, was nichts Besonderes war, weil sie ja eine alte Dame war, die auf sich alleine gestellt lebte. Aber sie gab mir einen anständigen Anteil davon. Die Katze kehrte zurück und war wieder recht verstimmt, als sie mich sah, wie ich Essen hinunterwürgte, von dem sie der Ansicht war, dass es rechtmäßig ihr gehörte. Aber Miss Birdle machte ein großes Theater um sie, rannte in die Küche und kam mit einer offenen Dose Katzenfutter zurück. Sie schüttete etwas davon auf einen kleinen Teller und stellte ihn dem säuerlich blickenden Biest hin. Mit einem drohenden Blick auf mich begann Victoria zu essen, ruckartig, wie Katzen das tun, ordentlich, aber auf Raubtierart, ganz anders, als wir Hunde das in unserer schwerfälligen, uns immer wieder die Lippen leckenden Art tun. Mein Anteil an Miss
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