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Höllenjagd

Höllenjagd

Titel: Höllenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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wir uns Cromwell jetzt schnappen, bevor er Zeit hat, etwas zu unternehmen. Wenn er unsere Falle erneut durchschaut, haben wir verloren. Wie wir genug Beweismaterial zusammenbekommen, damit er verurteilt wird, mache ich mir später Gedanken. Außerdem ist er hier nicht auf heimatlichem Boden. Er kann keinen teuren Anwälten Bescheid geben, dass sie ihn auf Kaution rausholen.«
    In den wenigen Minuten, seit er auf den Gleisen stand, hatte niemand den Zug verlassen. Bell stieg aus dem Automobil und ging unsicher zum Waggon hinüber, während Schmerzen und Müdigkeit allmählich von ihm abfielen. Plötzlich blieb er stehen und schlüpfte zwischen Waggon und Kohlentender, als zwei Schaffner ein Motorrad aus dem Waggon auf das Gleis hievten.
    Geduldig wartete er ein paar Minuten, bis ein Mann, der eine Schaffneruniform trug, aus dem Pullmanwagen kletterte und ein Bein über den Sitz des Motorrads schwang, das Bell als eine Harley-Davidson erkannte. Der Mann hatte Bell den Rücken zugewandt und beugte sich nach vorn, um den Benzinhahn zum Vergaser zu öffnen, damit er die Maschine anlassen konnte, während Bell leise am Pullmanwagen entlangschlich und nur knapp einen Meter hinter ihm stehen blieb.
    »Die Harley ist eine gute Maschine«, sagte Bell ruhig, »doch ich ziehe eine Indian vor.«
    Der Mann auf dem Motorrad erstarrte beim Klang der vertrauten Stimme. Langsam drehte er sich um und sah eine Gestalt hinter sich. Die elektrischen Laternen entlang der Abstellgleise tauchten die Szene in ein unheimliches Licht. Der Mann trug einen kurzen Ledermantel über Reithosen und Stiefeln, die aussahen, als wären sie durch einen Sumpf gezogen worden. Die Schutzbrille hatte er auf den Kopf geschoben, von dem schlammverkrustete blonde Strähnen herabhingen. Dennoch - was das Gesicht, die durchdringenden Augen und den schmutzigen Schnauzbart betraf, konnte es keinen Irrtum geben.
    »Sie!«
    »Nicht sehr originell«, sagte Bell zynisch. »Aber da ich in der Bank in Telluride das gleiche Gesicht gemacht habe, will ich mich nicht beschweren.«
    Zwischen den beiden Männern entstand eine Stille, die ewig zu dauern schien, doch Cromwell brauchte nur ein paar Sekunden, um festzustellen, dass die Erscheinung tatsächlich Isaac Bell war. Fassungslos stand Cromwell da und wurde auf einmal bleich.
    »Sie waren tot!«, keuchte er. »Ich habe auf Sie geschossen!«
    »Zwei Mal sogar«, sagte Bell mit hartem Klang in der Stimme. Seine Rechte zog die 45 er Colt-Automatik und hielt sie, die Mündung direkt auf Cromwells Augen gerichtet, so reglos wie eine in Beton gegossene Eisenstange.
    Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte sich Jacob Cromwell völlig überrumpelt. Sein scharfer Verstand, der von übergroßem Selbstvertrauen erfüllt war, hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, wie er sich verhalten würde, falls er tatsächlich einmal verhaftet werden sollte. Mit dem Undenkbaren hatte er sich nie befasst. Er hatte sich stets für unbesiegbar gehalten. Jetzt stand er seinem schlimmsten Feind, der eigentlich tot sein sollte, direkt gegenüber. Er fühlte sich wie ein Kapitän, dessen unsinkbares Schiff auf einen Felsen aufgelaufen war.
    Cromwells Colt-Pistole vom Kaliber 38 war in seiner Manteltasche, doch er wusste, dass Bell ihm das Gehirn wegpusten würde, sobald er danach zu greifen versuchte. Zum Zeichen seiner schmählichen Niederlage hob er langsam die Hände.
    »Was geschieht jetzt?«, fragte er.
    »Ich leihe mir Ihren Sonderzug aus, um Sie nach San Francisco zurückzubringen. Dort werde ich Sie der Polizei übergeben, bis Sie wegen Mordes vor Gericht gestellt und gehängt werden.«
    »Das haben Sie sich schön ausgedacht.«
    »Der Tag musste kommen, Cromwell. Sie hätten aufhören sollen, als Sie uns noch ein Stück voraus waren.«
    »Sie können mich nicht verhaften. Ich habe nichts getan.«
    »Warum sind Sie dann als Schaffner verkleidet?«
    »Warum bringen Sie es nicht hinter sich und erschießen mich jetzt gleich?«, fragte Cromwell mit gewohnter Arroganz.
    »Das wäre nur ein Klaps auf die Finger für Ihre Verbrechen«, sagte Bell in scharfem Ton. »Sie sollten ausreichend Zeit bekommen, sich vorzustellen, wie sich die Schlinge des Henkers um ihren Hals legt.«
    Bronson kam von hinten um den Pullmanwagen herum. Er hatte seinen doppelläufigen Smith und Wesson Kaliber 44 gezückt und auf Cromwells Brust gerichtet. »Gut gemacht, Isaac. Sie haben unseren Freund geschnappt, bevor er ein weiteres Verbrechen begehen konnte.«
    Bell

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