Höllenjagd
Bundesrichter kommen, um sich des Falls anzunehmen, und der Gerichtsort wird irgendwo sein, wo Sie nicht der Liebling der Stadt sind.«
»Ich kann mir die besten Anwälte im Land leisten«, fuhr Cromwell hochmütig fort. »Kein Geschworener, ganz gleich, wer auf dem Richterstuhl sitzt, wird mich bei so schlechter Beweislage für irgendwelche Verbrechen verurteilen, und schon gar nicht bei meinem Ruf, ein Mensch zu sein, der von den Armen und Obdachlosen von San Francisco geliebt wird.«
Bronson machte ein angewidertes Gesicht. Es kostete ihn seine gesamte Willenskraft, um Cromwell nicht mit der Faust ins Gesicht zu schlagen. »Erzählen Sie das den Familien der Opfer, die Sie kaltblütig erschossen haben. Erzählen Sie ihnen, wie Sie sich mit dem gestohlenen Geld den verschwenderischen Lebensstil eines Bankiers in einer Villa in Nob Hill leisten konnten.«
Cromwell lächelte schamlos und sagte nichts mehr.
Der Zug fuhr langsamer. Bronson trat ans Fenster und blickte hinaus. »Wir sind in Santa Barbara... Der Lokführer wird wahrscheinlich Halt machen, um Wasser nachzufüllen.«
»Ich möchte am Bahnhof aussteigen«, sagte Bell. »Es gibt da eine Sache, die ich gerne erledigen würde.«
Sobald der Zug hielt, sprang Bell auf den Bahnsteig und verschwand eilig im Bahnhofsgebäude. Zehn Minuten später, als der Lokführer zum Zeichen der Weiterfahrt die Zugpfeife betätigte, kam er zurückgerannt und kletterte wieder in den Pullmanwagen.
»Was haben Sie gemacht?«, fragte Bronson.
Cromwell hatte sofort das Gefühl, dass es ihm nicht gefallen würde. Er rutschte auf dem Sofa hin und her und beugte sich mit gespitzten Ohren vor.
»Die Telefonverbindung über der Schlucht, wo die Flutwelle durchgegangen ist, funktioniert wieder«, sagte Bell zu Bronson. Dann blickte er Cromwell mit sardonischem Grinsen an. »Ich habe im Büro von Van Dorn angerufen und unsere Agenten beauftragt, Ihre Schwester wegen Komplizenschaft in Gewahrsam zu nehmen.«
»Jetzt sind Sie völlig verrückt geworden!«, rief Cromwell.
»Ich denke, wir können beweisen, dass sie in die Morde des Schlächters verwickelt ist.«
Mit hasserfülltem Gesicht schoss Cromwell vom Sofa hoch, wurde aber von den Ketten gebremst. »Sie mieser Schweinehund!«, zischte er. »Margaret hat nichts damit zu tun. Sie wusste nichts von meinen...« Er zögerte, bevor er sich selbst beschuldigte. Langsam ließ er sich auf das Sofa zurücksinken, während er sich wieder fasste und sein überhebliches Gebaren zurückkehrte. »Sie werden teuer dafür bezahlen, eine unschuldige Frau in Ihre lächerlichen Anschuldigungen hineinzuziehen. Margaret wird innerhalb einer Stunde, nachdem sie fälschlicherweise eines Verbrechens beschuldigt wurde, von dem sie nichts weiß, wieder in ihrem Wohnzimmer sitzen.«
Bell blickte mit der Gewissheit eines Panthers, der im nächsten Moment die Zähne in eine Antilope schlägt, in Cromwells Augen. »Margaret wird reden«, sagte er entschieden.
»Selbst wenn ich schuldig wäre, würde Margaret niemals auch nur ein Wort gegen mich äußern«, war Cromwell überzeugt.
»Ja, aber sie wird reden, um ihren Bruder zu retten. Natürlich wird sie lügen, aber sie wird sich dabei in tausend Widersprüche verstricken, und so wird sie der Zeuge sein, der Sie an den Galgen bringt.«
»Sie unterschätzen Margaret völlig.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Bell ruhig.
Cromwell zeigte ein gepresstes Lächeln. »Sie werden Margaret genauso wenig mit den Verbrechen in Verbindung bringen, wie Sie die Geschworenen von meiner Schuld überzeugen können.«
Bell starrte den Bankier an. »Sind Sie denn schuldig?«
Cromwell lachte und deutete mit einer Kopfbewegung in den Salonwagen. »In Anwesenheit von Zeugen zugeben, dass ich der Schlächter bin? Was erwarten Sie, Bell?« Diesmal gab es kein »Mister«. »Sie bewegen sich auf dünnem Eis, und das wissen Sie ganz genau.«
»Wir werden sehen«, murmelte Bell. »Wir werden schon sehen.«
Bell ging kein Risiko ein. Als sie San Francisco erreichten, befahl er dem Lokführer, am Hauptbahnhof vorbeizufahren und auf einem Abstellgleis auf dem Rangierbahnhof zu halten. Bronson stellte eine kleine Armee von Agenten bereit, um Jacob Cromwell zu einem Krankenwagen zu eskortieren, in welchem er für die Fahrt durch die Stadt auf eine Trage gefesselt wurde.
»Wir können es nicht riskieren, Cromwell ins Bezirksgefängnis zu stecken«, sagte Bell. »Es stimmt, wenn er behauptet, seine Freunde würden ihn innerhalb
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