Höllenjagd
wird.«
»Wenn ich Ihnen garantiere, dass ich nicht vorhabe zu fliehen, sondern direkt zu meinen Anwälten in der Stadt gehen werde, um die notwendigen Entlassungspapiere von einem Richter zu erwirken, würden Sie mir dann gestatten, das Gefängnis zu verlassen?«
»Vielleicht, wenn ich es könnte«, sagte Weber. »Doch als Leiter des Gefängnisses kann ich Ihnen nicht erlauben, das Gelände zu verlassen, bevor die Entlassungspapiere nicht in meinen Händen sind. Abgesehen davon patrouillieren ein paar Van-Dorn-Agenten draußen vor den Gefängnismauern, um Sie an der Flucht zu hindern.«
Cromwell blickte sich in der fensterlosen Zelle mit der Stahltür um. »Ist jemals einem Häftling die Flucht aus einer Einzelzelle gelungen?«
»Nicht in der Geschichte von San Quentin.«
Cromwell machte eine Pause, um seinen Köder auszulegen. »Angenommen - nur angenommen - Sie bringen mich persönlich nach San Francisco ...«
Weber blickte ihn neugierig an. »Wie stellen Sie sich das vor?«
»Bringen Sie mich zu Bürgermeister Horvaths Büro, und eine Stunde später werden von einem Privatboten 50000 Dollar in bar zu Ihrem Haus auf dem Gefängnisgelände geliefert.«
Weber dachte einen Augenblick über Cromwells Angebot nach. Er wusste, dass er es ernst meinte. Der Bankier war mehrere Millionen schwer, und Weber würde das Geld in bar bekommen, es gäbe also keinerlei Hinweise, falls Gesetzeshüter herumschnüffeln sollten. 50000 Dollar - das war eine enorme Summe. Er könnte das Geld bis zu seiner Pensionierung verstecken. Weber stellte ein paar Berechnungen an, und ihm wurde klar, dass es mehr als genug war, um sich eine Ranch zu kaufen, die alle anderen im Staat in den Schatten stellen würde.
Schließlich erhob er sich vom Stuhl, ging zur Stahltür und klopfte dreimal. Die Tür wurde geöffnet, und der uniformierte Wärter betrat die Zelle. »Ziehen Sie dem Gefangenen eine Kapuze über und bringen Sie ihn in das Büro hinter meinem Haus. Ich werde dort warten.« Dann drehte er sich um und verließ die Zelle.
Zehn Minuten später stieß der Wärter Cromwell in Webers Büro. »Nehmen Sie ihm die Kapuze und die Handschellen ab«, befahl Weber. Sobald das geschehen war, wurde der Wärter weggeschickt.
»Ich verlasse mich auf Ihr Wort als Gentleman und erwarte die Belohnung innerhalb einer Stunde, nachdem ich Sie vor der Treppe des Rathauses abgesetzt habe.«
Cromwell nickte feierlich. »Seien Sie beruhigt, das Geld wird noch diesen Nachmittag in Ihren Händen sein.«
»Gut.« Weber erhob sich und ging zu einem Schrank. Er kehrte mit einem Damenkleid, Hut, Tasche und Schal zurück. »Ziehen Sie das an. Sie haben ungefähr die Größe meiner Frau. Sie werden ihre Rolle spielen, bis wir durch das Innentor und das Haupttor hindurch sind. Halten Sie den Kopf gesenkt, dann merken die Wachen nichts. Ich fahre häufig mit ihr aufs Land oder in die Stadt.«
»Was ist mit den Van-Dorn-Agenten, die die Außenmauer bewachen?«
Weber lächelte dünn. »Ich bin der Letzte, von dem sie ein krummes Ding erwarten.«
Cromwell betrachtete die Kleider und lachte.
»Was ist so lustig daran?«, fragte Weber.
»Nichts«, antwortete Cromwell, »es kommt mir nur irgendwie bekannt vor.«
Cromwell schlüpfte in das Kleid von Webers Frau, wickelte sich den Schal um den Hals und zog den Hut herunter, damit er die Bartstoppeln auf seinem Kinn verdeckte. »Ich bin bereit«, verkündete er.
Weber führte ihn aus dem Büro über den Hof zu der Garage, in der sein Ford Modell T stand. Weber warf mühelos den Motor an und setzte sich hinter das Lenkrad. Langsam rollte der Wagen über den Kiesweg zu den innenliegenden Toren und wurde von einem Wärter durchgewunken. Das Haupttor war eine andere Sache. Dort kamen zwei Wachmänner herbei, um die persönliche Anweisung des Direktors einzuholen, das Tor öffnen zu dürfen. »Shari und ich fahren in die Stadt, um ein Geburtstagsgeschenk für ihre Schwester zu kaufen«, sagte Weber seelenruhig.
Der Wachmann links vom Wagen salutierte pflichtbewusst und winkte ihn durch. Der Wachmann auf der rechten Seite besah sich Cromwell, der so tat, als würde er etwas in seiner Tasche suchen. Der Wachmann beugte die Knie, um unter den Hut zu schauen, doch Weber bemerkte die Bewegung und bellte: »Hören Sie auf zu glotzen, und öffnen Sie das Tor!«
Der Wachmann richtete sich wieder auf und winkte dem Techniker oben im Turm, der das riesige Stahltor aufschwingen ließ. Sobald es weit genug offen war, dass der
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