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Höllenjagd

Höllenjagd

Titel: Höllenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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sie problemlos eine neue Identität annehmen und die richtigen Leute schmieren, um aufrechte Bürger zu werden, die ein gut aufgestelltes Finanzinstitut eröffnen.«
    Der verwirrte Ausdruck verschwand von Bells Gesicht. »Jetzt bin ich von deiner Intelligenz beeindruckt«, sagte er. »Auf jeden Fall passt es wunderbar zusammen. Kanada wäre wahrscheinlich der letzte Ort gewesen, wo wir gesucht hätten. Die nächstliegende Fluchtroute, die immer wieder von Straftätern benutzt wird, ist die über die südliche Grenze nach Mexiko, um von dort aus weiter in Richtung Süden zu fahren.«
    Dann verflüchtigten sich allmählich die Gedanken an Cromwell, und er war ganz ruhig, sanft und liebevoll, als er sie umarmte. »Ich weiß, dass es einen Grund dafür gab, dass ich mich in dich verliebt habe«, sagte er mit tiefer und heiser werdender Stimme. »Du bist intelligenter als ich.«
    Sie zitterte am ganzen Körper, als sie die Arme um seinen Hals schlang. »O Gott, Isaac! Ich liebe dich auch!«
    Sanft legte er seine Lippen auf ihre und führte sie vom Wohnzimmer ins Schlafzimmer. Sie entzog sich ihm und blickte ihn schelmisch an. »Was ist mit dem Zitronenbaiser?«
    Er blickte in ihr hübsches Gesicht und lachte. »Das können wir auch zum Frühstück essen.«
    Bell konnte nicht wissen, dass das Baiser in wenigen Stunden nur noch eine vage Erinnerung sein würde.

37
    Das San Francisco des Jahres 1906, das auch das Mekka des Westens genannt wurde, war eine Ansammlung von Widersprüchen. Ein Schriftsteller beschrieb es einmal als das Babylon der großtönenden Worte, das Paris der Romantik und das Hongkong der Abenteuer. Ein anderer ging sogar so weit, es als Tor zum Paradies zu porträtieren.
    Vielleicht war die Stadt dynamisch und aufregend, doch in Wirklichkeit war San Francisco eine zersiedelte, schmutzige, rußige, übel riechende, gewalttätige, korrupte und vulgäre Stadt, die weniger Charme hatte als das London des 17. Jahrhunderts. Unerhörter Reichtum mischte sich mit bitterster Armut. Kohlerauch von den Dampfschiffen, Lokomotiven, Gießereien und Heizöfen hüllte die Straßen ein, die bereits vom Dung Tausender Pferde bedeckt waren. Es gab keine Kläranlagen, und die rußgeschwängerte Luft stank faulig.
    Fast alle Gebäude waren aus Holz gebaut. Von den hübschen Häusern auf Telegraph Hill und den stilvollen Villen auf Nob Hill bis zu den Baracken und Schuppen in den Außenbezirken, die der Leiter der Feuerwehr als eine Ansammlung von Pulverfässern beschrieb, die nur darauf warteten, entzündet zu werden.
    Dieses Bild und sein Mythos sollten sich innerhalb von zweieinhalb Minuten dramatisch verändern.
    Um fünf Uhr zwölf am Morgen des 18. April begann die Sonne gerade langsam den östlichen Himmel zu erhellen. Die Gaslaternen in den Straßen waren gelöscht worden, und die Kabelbahnen rumpelten aus ihren Schuppen, um ihre Fahrt die vielen Hügel der Stadt hinauf und hinab aufzunehmen. Arbeiter der Frühschicht waren bereits unterwegs zu den Fabriken, und diejenigen, die nachts gearbeitet hatten, gingen nach Hause. Die Bäcker standen an ihren Ofen, und Polizisten der Frühschicht fuhren noch immer Streife in ihren Revieren und erwarteten einen weiteren ruhigen Tag, als ein leichter Wind ohne den vorherrschenden Nebel von Westen hereinblies.
    Doch um fünf Uhr zwölf wurde die friedliche Welt von San Francisco und seiner Umgebung von einem Unheil verkündenden, dumpfen Grollen erschüttert, das aus dem Erdinneren ein paar Kilometer unter dem Meer hinter dem Golden Gate kam.
    Die Hölle brach über San Francisco herein.
    Das Vorbeben erschütterte die umliegenden Gebiete und war noch bis in die Bay Area zu spüren. Fünfundzwanzig Sekunden später liefen die furchtbaren Druckwellen des großen Bebens wie eine riesige Hand, die einen Stapel Bücher vom Tisch fegt, durch die Stadt.
    Der San-Andreas-Graben, dessen Platten seit Jahrmillionen aneinander rieben, öffnete sich plötzlich, als die Nordamerikanische Platte unter der Erde und die Pazifische Platte unter dem Meer sich voneinander lösten und in entgegengesetzte Richtungen drifteten, die eine nach Norden und die andere nach Süden.
    Die unvorstellbaren Kräfte bewegten sich mit der Geschwindigkeit von 11 000 Stundenkilometern auf die hilflose Stadt zu und hinterließen eine Spur von Tod und Verwüstung.
    Der Straßenbelag, der von Ost nach West führte, hob und türmte sich auf, bevor er wieder zurücksank, während sich das Beben unbarmherzig fortsetzte

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