Höllenjagd
würde, um die Barreserven aus seiner Bank für den Transport vorzubereiten. Sein Anlagevermögen hatte er bereits telegrafisch außer Landes geschafft, als er in der Bank gewesen war. Alles, was Margaret und er noch tun mussten, war, ein paar Dinge zu packen, das Haus zu verschließen und es einem Makler zum Verkauf zu übergeben. Und sobald sie die Grenze überquert und die Vereinigten Staaten verlassen hatten, würde sie nichts mehr aufhalten.
Bell blickte nachdenklich in ein kleines Feuer im Kamin von Marions Wohnung, während sie in der Küche hantierte. Er hatte eine Flasche kalifornischen Beringer 1900 Cabernet Sauvignon mitgebracht und ein halbes Glas davon getrunken, als Marion das Esszimmer betrat und den Tisch zu decken begann. Er sah auf und hatte das starke Bedürfnis, zu ihr zu gehen und seine Lippen auf ihre zu pressen.
Mit ihrer eleganten Stundenglassilhouette, die runde Hüften und volle Brüste verriet, sah sie umwerfend aus. Sie trug ein rosafarbenes Satinmieder mit Spitzenbesatz, der ihr bis unters Kinn reichte und ihren langen hübschen Hals noch länger machte. Der Rock war ebenfalls rosafarben und lang und fließend wie eine umgedrehte Lilienblüte. Selbst mit der Schürze, die ihren Oberkörper zur Hälfte verhüllte, sah sie elegant aus.
Ihr strohblondes Haar leuchtete im Licht der Kerzen, die auf dem Tisch standen. Es war zu einem weichen Dutt hochgesteckt und ließ ihre zarten Ohren frei. Bell unterdrückte das Bedürfnis, sie zu küssen, und genoss lediglich ihren Anblick.
»Es gibt nichts Besonderes«, sagte sie, als sie zu ihm ging und sich auf die Armlehne seines Sessels setzte. »Ich hoffe, du magst Schmorfleisch.«
»Ich habe eine Schwäche für Schmorfleisch«, sagte er und konnte nicht anders, als sie auf seinen Schoß zu ziehen und sie lang und leidenschaftlich zu küssen. Sie zitterte leicht, und ihre Augen wurden groß und leuchteten in einem tiefen Meergrün. Ihr Atem beschleunigte sich, und sie genoss das Gefühl von Sinnlichkeit, wie sie es bisher bei keinem anderen Mann empfunden hatte. Schließlich erhob sie sich bedächtig von seinem Schoß und stand schwankend da, während sie eine Haarsträhne zurückstrich, die an ihrer Schläfe herabhing.
»Jetzt ist es aber genug, wenn das Schmorfleisch nicht verbrennen soll.«
»Wie lange muss ich meinen knurrenden Magen noch erdulden?«
Sie lachte. »Noch zehn Minuten. Ich warte darauf, dass die Kartoffeln weich werden.«
Er sah ihr nach, als sie in die Küche zurückging, ihr Gang so leicht wie der einer Gazelle.
Als sie die Schüsseln auf den Tisch stellte, schenkte er Wein nach, und sie setzten sich. Eine Zeitlang aßen sie schweigend. Dann sagte Bell: »Es schmeckt köstlich. Irgendeinem Glückspilz wirst du eines Tages eine wunderbare Ehefrau sein.«
Die Worte strichen ihr wie eine warme Brise über den Nacken, und sie spürte, wie ein Schwall Blut in ihre Brüste schoss und sich ihre Brustwarzen aufrichteten. Tief im Innern hoffte sie, dass seine Gefühle in diese Richtung gingen, doch sie fürchtete auch, dass seine Zuneigung nachlassen könnte und er eines Abends in die Dunkelheit hinausspazieren und nie wieder zurückkehren würde.
Bell sah Marions Verwirrung und wagte keinen weiteren Vorstoß. Er wechselte das Thema. »Wie lange ist Cromwell heute in der Bank gewesen?«
Das Gefühl von Zuneigung verwandelte sich in Ärger. Sie war wütend auf sich selbst, weil sie nichts erwidert hatte, statt ihre Gefühle ihm gegenüber auszusprechen. »Er war die meiste Zeit in seinem Büro und tat ziemlich heimlich. Er war auch dreimal im Tresorraum.«
»Hast du eine Ahnung, was er gemacht hat?«
Sie schüttelte den Kopf. »Es war etwas seltsam.« Dann hob sie den Kopf und verzog die Lippen zu einem kleinen Lächeln. »Doch als er im Tresorraum war, bin ich in sein Büro geschlüpft und habe einen Blick auf die Unterlagen geworfen, die auf seinem Schreibtisch lagen.«
Er sah sie erwartungsvoll an, während sie ihn einen Moment lang zappeln ließ, als wollte sie sich dafür rächen, dass er ihre Gefühle, die sie ihm entgegenbrachte, ignorierte. »Er hat Wechsel und Überweisungen ausgefüllt.«
»Das passt. Wir nehmen an, dass er und Margaret das Land verlassen wollen und dabei sind, das Vermögen der Bank an den Zielort zu transferieren. Cromwell wird nicht in der Stadt bleiben und vor dem Bundesgericht gegen uns antreten.«
»Sieht ganz so aus«, sagte Marion ruhig, während sie sich wünschte, sie könnten ihre
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