Höllenjob für einen Dämon (German Edition)
beiden Seiten der göttlichen Fügung eingelassen. Er hatte zu den wenigen Menschen gehört, die wussten, dass Gan Eden und Hel vom Allmächtigen erschaffen worden waren. Und er hatte von dem Fluch der Wünsche gewusst. Geschickt hatte er Luzifer dazu gebracht, ihn am Leben zu lassen, indem er ihre eigene Gier gegen sie einsetzte. Hinzu kam sein Handel mit Gott. Nur deshalb war Silvester fast einhundert Jahre alt geworden.
Shatan ließ sich neben dem Fahrzeug nieder und lehnte sich an die Fahrertür. Er beobachtete Metatron bei seinen irrwitzigen Runden und unterdrückte ein Schaudern.
Seit Evangelina fort war, fror Shatan. Er wusste nicht weshalb. Er war sich nur sicher, dass es ein Fehler gewesen war, sie gehen zu lassen. Egal, ob sie mit ihrer Argumentation Recht behielt. Mürrisch tappte Shatan mit den Fingern auf den schmutzigen Betonboden. In der Hölle war es entschieden schöner als hier. Nicht zu ändern. Viel tun konnte Shatan jetzt ohnehin nicht, da war es wohl am besten, auszuruhen und wieder zu Kräften zu kommen. Er nutzte der Tochter seiner Herrin nicht besonders, wenn er beim nächsten Kampf mit Gavarel erneut versagte.
Donner und Schwefel, warum konntest du nicht einen anderen schicken, Luzifer? Wieso mich?
Die Antwort blieb aus. Als Seraph hätte er sich an Gott wenden und auf diese Weise mit ihm sprechen können. Als Dämon war ihm dieser Trost verwehrt. Wenn er es könnte, würde er Metatron aufnehmen, um mit ihm geheime Zwiegespräche zu führen, aber auch das war ihm nicht vergönnt.
Er schloss die Lider. Sein Quastenschwanz zuckte behäbig an seiner Hüfte. Shatan fing ihn blind ein und wickelte sich das lederähnliche Körperteil um die Handfläche. Wer hätte gedacht, dass Luzifers Strafe ihm einmal das Leben retten würde? Nicht, dass er der alten Hexe dankbar war. Sie hatte ihn damit demütigen wollen und es zunächst auch geschafft. Doch in diesem Augenblick störte er sich nicht daran.
Das stetige Surren Metatrons wirkte einschläfernd. Sie befanden sich weit genug weg von den übrigen Parkbuchten, dass Shatan das Risiko einging und dem Bedürfnis nach Ruhe nachgab. Seine Schultern entspannten sich, sein Atem ging tiefer. Die Kälte in seiner Brust wollte nicht vergehen, also schlang Shatan die Arme um sich, ohne den Schwanz loszulassen. Ein paar letzte schläfrige Gedanken zogen noch durch sein Bewusstsein.
Evangelina konnte auf sich aufpassen. Sie hatte bereits bewiesen, wie stark sie tatsächlich war. Immerhin hatte sie sich gegen Gavarel gestellt. Also konnte Shatan sich ein wenig Erholung gönnen. Über die bevorstehenden Probleme würde er sich Gedanken machen, wenn es so weit war.
Etwas stach ihn in den Hals. In der Annahme, es sei eine Fliege, schlug Shatan danach. Dann jedoch bemerkte er, dass sich etwas Kaltes an der Einstichstelle ausbreitete. Er hob die Lider und blickte in Lazarus‘ Gesicht.
Der Polizist beugte sich über ihn und lächelte sanft. Er zog seinen Arm zurück. In der Hand hielt er einen Glaskolben.
Shatan versuchte die Stirn zu runzeln. Es misslang. Es fühlte sich an, als wäre sie taub. Er kniff die Augen zusammen, weil Lazarus‘ Züge sich vor ihm zu verzerren begannen.
„Was in Hels Namen …?‟
„Nicht doch, mein Lieber. Mutter mag es nicht, wenn du so fluchst, oder hast du das vergessen?‟
Die Stimme kam Shatan vage bekannt vor, obwohl sie nicht zu der äußeren Erscheinung des Sprechers passte. Sie war weiblich und so vertraut …
Shatan erblasste. Nur die Tatsache, dass er sich nicht rühren konnte, hinderte ihn daran, seinem Gegenüber an die Kehle zu gehen. Etwas lag schwer auf seiner Brust, presste ihn zu Boden. Seine Muskeln fühlten sich an wie vollgesogene Schwämme. Sein heiles Horn pulsierte unter der Haut, ohne auszubrechen.
Eine Falle. Er war tatsächlich auf diesen Trick hereingefallen. Shatan hätte es besser wissen müssen. Andererseits verstand er nicht, warum er in seiner Aufgabe behindert wurde, Evangelina unversehrt in die Hölle zu bringen.
„Lilith.‟
Lazarus warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend. Als er sich wieder über Shatan beugte, legte sich ein zweites Gesicht vor sein Antlitz. Weinrote Locken, Piercings und graue Augen wurden sichtbar. Lilith hatte ähnlich wie Metatron Lazarus‘ Körper besetzt. Vermutlich wäre es Metatron aufgefallen, wenn dieser darauf geachtet hätte. Da jedoch niemand von ihnen damit gerechnet hatte, war ihnen Lilith’s Präsenz entgangen.
„Du warst schon immer
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