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Höllenknecht

Höllenknecht

Titel: Höllenknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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nichts, Gustelies. Gar nichts.»
    Sie knieten nebeneinander in der Dunkelheit. Gustelies hatte ihre Hand auf seinen Rücken gelegt und strich sanft darüber. Lange saßen sie so. Dann fragte Pater Nau leise: «Was meinst du? Gibt es den Teufel? Oder ist der Teufel ein Teil von Gott?»
    «Natürlich gibt es den Teufel.»
    «Sicher?»
    «Ganz sicher, Bernhard. Denn niemand sonst als der Teufel vermag es, dir den Gedanken, dass Gott und Teufel ein und dasselbe sind, ins Hirn zu setzen.»
    Pater Nau zuckte zusammen, drehte den Oberkörper so, dass er Gustelies zugewandt war. «Meinst du wirklich?»
    Gustelies nickte nachdrücklich. «Woher sonst sollten diese Gedanken stammen?»
    Da lachte Pater Nau, nahm Gustelies in den Arm und küsste sie so herzhaft auf beide Wangen, dass seine Schwester sich schließlich von ihm befreien musste.
    «Wenn du dich nicht dauernd von Bruder Göck beschwatzen und den Messwein unangetastet lassen würdest, dann bräuchtest du auch keine Angst vor dem Teufel zu haben. Ich glaube nämlich, dass du dir ein Leben ohne Teufel mitunter ganz gut vorstellen könntest. Den ganzen Tag Wein trinken, klagen, dass das Leben ein Graus und die Erde ein Jammertal sei, das könnte dir nämlich so passen.»

KAPITEL 13
    «Mir tun die Füße weh; ich habe eine große Blase an der Ferse.» Gustelies hastete neben ihrer Tochter durch die geschäftigen Gassen der Stadt.
    «Jetzt jammere nicht. Ich war die ganze Nacht auf den Beinen und bin sterbensmüde», erwiderte Hella. An jeder Ecke standen Grüppchen zusammen und redeten über den Brand. Einige von ihnen trugen noch ihre rußgeschwärzten Kleider und schienen in der Nacht nicht im Bett gewesen zu sein. Als Hella und Gustelies vorüberkamen, wurden die Gespräche unterbrochen. Eine Krämerin mit roten Backen und gewaltigem Bauch baute sich vor ihnen auf. «Stimmt es, Richtersfrau, dass es Tote gegeben hat?»
    Hella zuckte mit den Achseln. «Woher soll ich das wissen?»
    «Na, wer denn sonst, wenn nicht Ihr?» Die Dicke sah Hella verständnislos an.
    «Wenn Ihr denkt, gute Frau, ich würde mich in die Arbeit meines Mannes einmischen oder sogar heimlich in seinen Akten lesen, dann habt Ihr Euch gründlich getäuscht!» Hellas Ton war so eisig, dass Gustelies am liebsten in schallendes Gelächter ausgebrochen wäre, doch sie hielt sich zurück. Die dicke Frau wich zur Seite. «Entschuldigt, Richtersfrau, man wird ja wohl noch fragen dürfen.»
    Hella warf den Kopf in den Nacken. «Fragen könnt Ihr, aber Antworten bekommt Ihr ebenso wenig wie ich.»
    Gustelies prustete leise und zog ihre Tochter weiter.
    Über der Stadt lag noch immer der Geruch von kaltem Rauch. Auch der Himmel hatte sich mit Wolken bedeckt, die aussahen wie Rauchschwaden. In der Luft tanzten Rußteilchen, überall stand Wasser in Pfützen, die Gassen waren mit feiner Asche bestäubt. Je näher die beiden Frauen der Kannengießergasse hinter dem Dom kamen, umso stärker wurde der Rauchgeruch.
    Plötzlich hielt Hella inne. «Lass uns in die Buchgasse gehen. Ich möchte gern wissen, ob Angelika noch etwas über das Zauberbuch in Erfahrung gebracht hat.»
    Sie wandten sich nach links, gingen ein Stück die Mainzer Gasse entlang und bogen schließlich in die Buchgasse ein. Die Gasse war zwar noch immer vollgestopft von Messegästen, Schaulustigen, Käufern und Verkäufern, doch der fröhliche Lärm, der hier sonst herrschte, fehlte heute. Gleich an der Ecke stand ein Grüppchen Nonnen aus dem nahen Karmeliterinnenkloster. Sie hielten mit Liedern bedruckte Flugblätter in der Hand und sangen, was das Zeug hielt. Wenige Schritte daneben stand ein Dominikaner auf einem alten Fass und hielt flammende Reden wider die Sünden der Welt. «Und ich sage euch», dröhnte er und drohte mit der Faust, wobei sich der Strick, mit dem er seine Kutte zusammen hielt, lockerte. «Und ich sage euch, die Welt wird in Flammen aufgehen, wenn ihr nicht umkehrt und eure Sünden bereut. Die Welt ist schlecht, und ein jeder ist des anderen Feind. Gebt euch die Hand wie Brüder und kehrt um, ehe es zu spät ist.»
    Jetzt löste sich der Strick, der Mönch bückte sich, griff danach und wäre um ein Haar vom Fass gestürzt, hätte Gusteliesihn nicht gehalten. «Gefallene Mönche haben wir hier nicht so gern», kicherte sie und richtete dem Mann die verrutschte Kutte.
    «Ich danke dir, meine Tochter», stammelte der Mönch, ein Milchbart von wohl gerade mal zwanzig Jahren.
    «Gern, Vater», antwortete Gustelies, die sicher

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