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Höllenknecht

Höllenknecht

Titel: Höllenknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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holten die Betten herein, Mägde schleppten Pflanzkübel herbei, die der Regen durchnässen sollte.
    Bruder Göck hatte die Schulter so hoch gezogen, wie er nur konnte. Trotzdem rann ihm das Wasser schon in den Kragen seiner schwarzen Kutte mit dem blauen Tau darauf. Die Füße, die in einfachen Sandalen steckten, patschten durch die Pfützen. Bei jedem zweiten Schritt stieß der Antoniter einen Fluch aus. «Schuld ist nur Pater Nau! Wer sonst! Wegen ihm latsche ich hier durch die Nässe.»
    Die nächste Pfütze. Bruder Göck nahm Anlauf und sprang. Er landete weich. Zu weich. Der Matsch spritzteihm bis hinauf zu den Knien. «Na, wunderbar. Danke, Pater Nau. Nur wegen dir und deinem Teufelskram, dem dreimal Vermaledeiten!» Empört eilte Bruder Göck weiter, ohne noch auf den Weg zu achten. Schon prallte er gegen eine junge Frau. «Oh, Verzeihung», stammelte er, «das habe ich nicht gewollt, Gnädigste.»
    Die schöne Patrizierin strich sich das Kleid zurecht, zog eine Augenbraue hoch und ging wortlos weiter. Beinahe genießerisch blickte Bruder Göck ihr eine Weile nach. Ein Windstoß fing sich in seinem Chorhemd und sorgte auch für eine kalte Dusche. Bruder Göck stöhnte auf und wischte sich mit dem Ärmel das Gesicht trocken, ehe er weiterhastete. «Ich kann mir jetzt schon vorstellen, was der Bruder Vestarius zu meinen Kleidern sagen wird», fluchte er weiter vor sich hin. «Ich höre ihn schon, wie er sich beschwert. Seit ich der Herr über die Klosterwäsche bin, so wird er anfangen, seit ich dafür sorge, dass die Brüder in reinlichem Gewand Ehre einlegen, bist du es, du, immer wieder du, dem es jeden Tag gelingt, so schmutzig wie ein Ferkel zu erscheinen. O ja, ich werde mir wieder seine Predigt anhören müssen. Und wem habe ich das zu verdanken? Pater Nau. Dir, mein lieber Bernhard. Dir und deiner dämlichen Sehnsucht nach dem Teufel.»
    Er hieb den Türklopfer aus Messing so heftig gegen das Türblatt, dass das Holz krachte.
    «Ja, ja, um Gottes willen, ich komme ja schon!», rief Pater Nau von drinnen. Dann hörte Bruder Göck ihn nach seiner Schwester rufen, offensichtlich vergeblich. «Wo steckt das Weib denn nun schon wieder? Sie tut, als wäre sie ein Goldschatz, der mit jedem neuen Versteck an Wert gewinnt.»
    Bruder Göck kicherte. «Jetzt mach endlich auf, du falscherHeiliger», rief er fröhlich und schüttelte das Wasser aus seinen Haaren.
    «Igitt!», rief Pater Nau, als er den Haustürschlüssel endlich gefunden hatte. «Du triefst ja wie eine abgesoffene Katze. Warte nur, wenn Gustelies dich erwischt! Sie wird dir einen Lappen in die Hand drücken und dir zeigen, wo der Staubwedel hängt, mein Lieber.»
    Kopfschüttelnd betrachtete er die kleinen Pfützen, die Bruder Göck auf dem Weg in die Küche auf den Fliesen hinterließ.
    «Ein guter Freund, Pater, würde mir jetzt einen Würzwein anbieten, damit ich nicht krank werde. Ein wahrer Freund würde noch Honig hineintun, damit mir der Hals geschmeidig bleibt.»
    «Hmm, hhmm», machte Pater Nau und sah sich hilflos in der Küche um. «Wenn ich wüsste, wo sie den Wein und den Honig hat   …»
    Bruder Göck stöhnte. «Du hast die Frau nicht verdient. Bei Gott nicht.» Er seufzte noch einmal lauter, dann verdrehte er die Augen und blickte zur Decke: «Herr, warum hast du mich zum Antoniter gemacht und nicht ihn? Ich weiß die Küche der guten Gustelies viel besser zu schätzen.» Dann legte er die Hände auf den Tisch. «In der Vorratskammer steht ein Holzregal. Dort stehen die Honigtöpfe. Davor befindet sich ein Fass. Wenn du Glück hast, ist es schon angestochen. Links daneben ist ein Wandbord mit Krügen und Kannen. Füll du eine große Kanne mit Wein. Ich hole inzwischen die Becher.»
    Er stand auf, öffnete die Tür des gewaltigen Küchenschranks und griff zielsicher zu. Kurz darauf kam auch Pater Nau mit einer Kanne zurück.
    «Was treibt dich her?», fragte er.
    «Freundschaft, mein Lieber. Nichts als reine Freundschaft zu dir.»
    Pater Nau runzelte die Stirn. «Wer’s glaubt, wird selig. Ich kenne dich schon fast zwanzig Jahre. Und in all den Jahren bist du nur zu mir gekommen, wenn du etwas wolltest.»
    Bruder Göck lachte und trank einen großen Schluck. «Köstlich», stöhnte er, wischte sich den Mund und erwiderte: «Dann fängt heute ein neues Zeitalter an. Jawohl. Ich bin nämlich gekommen, um dir eine freudige Mitteilung zu machen und hoffe, dass du nun deine Seelenruhe wiederfindest.»
    Pater Nau lehnte sich zurück und

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