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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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gestrichen, und in der Mitte prangte ein großer, löwenkopfförmiger Türklopfer. Rechts an der Backsteinwand war außerdem eine Messingklingel angebracht.
    Diese drückte Nightingale, und ein melodisches Läuten ertönte. Es klang wie eine klassische Melodie. Dann hörte Nightingale Schritte auf einem Holzboden, und die Tür ging auf. » Wer sind Sie?«, knurrte der Mann mit einem Südlondoner Akzent.
    » Alfie Tyler?«, fragte Nightingale.
    » Wer will das wissen?«, fragte Tyler und zog die Tür weit auf. Er war ein großer Mann, mindestens eine Handbreit größer als Nightingale, und Nightingale war etwas über eins achtzig. Und er hatte mächtige Oberarme, die die Ärmel seines Polohemds zu sprengen drohten, außerdem eine schlanke, aber muskulöse Taille. Am linken Handgelenk trug er eine goldene Rolex, am rechten ein breites Goldkettchen und am Zeigefinger der rechten Hand einen großen Münzring. Wie er da auf der Schwelle seines zwei Millionen Pfund teuren Hauses stand, die Arme vor der mächtigen Brust verschränkt, erhaschte Nightingale den Hauch eines sehr teuren Rasierwassers.
    » Jack Nightingale«, antwortete er langsam und deutlich und achtete dabei genau auf eine Reaktion. Es kam keine, kein Zeichen, dass Tyler je von ihm gehört hatte.
    Tyler starrte ihn mit seiner zweimal gebrochenen Nase wütend und verächtlich an. » Sind Sie ein Bulle?«, fragte er.
    » Nein, nicht mehr«, antwortete Nightingale.
    » Dann machen Sie, dass Sie von meinem Grundstück runterkommen, bevor ich Sie hier rausschmeiße«, sagte Tyler. Wegen seines grau melierten Haars und der Falten um Mund und Augen schätzte Nightingale ihn auf Mitte fünfzig, aber sein Körper entsprach eher dem eines dreißigjährigen Boxers, und Nightingale hatte keinen Zweifel, dass er mehr als fähig war, seine Drohung in die Tat umzusetzen.
    Tyler wollte die Tür schließen, aber Nightingale setzte den Fuß über die Schwelle. » Ich will mich einfach nur mit Ihnen unterhalten, Alfie«, sagte er. Er zog seine Brieftasche heraus und gab ihm eine seiner Visitenkarten.
    Tyler hielt sie zwischen Daumen und Zeigefinger und las sie mit finsterer Miene. » Ein Privatschnüffler?«, fragte er. » Ich zähle jetzt bis fünf, und wenn Sie dann nicht verdammt nochmal von meinem Grundstück verschwunden sind, reiße ich Ihnen den Arsch auf.« Er warf die Karte über Nightingales Schulter.
    » Dann nehme ich meinen Wagen mit, ja?«
    Tiefe Furchen gruben sich in Tylers Stirn. » Was?«
    Nightingale zeigte auf den Bentley. » Das ist mein Auto«, sagte er.
    Tyler legte ihm seine Bärentatze auf die Schulter und grub den Daumen in den Druckpunkt unter der Schulterpfanne. » Sie kotzen mich langsam an, Sie Privatschnüfflertrottel.«
    » Ich bin der einzige Erbe von Ainsley Gosling«, erklärte Nightingale. » Ich habe das Testament gelesen, Alfie, und Sie oder der Bentley sind nicht darin erwähnt. Wenn ich also zu den Bullen gehe, steht der Wagen bald wieder in meiner Garage und Sie sitzen wieder hinter Gittern. Die Gefängnisse sind heute wesentlich überfüllter als damals, als Sie zum letzten Mal drin waren, und es heißt, das Essen sei schlechter geworden.«
    Tyler sah Nightingale mit zusammengekniffenen Augen an. » Woher wissen Sie, dass ich im Knast war?«
    » Ihr Strafregister ist mir egal, und es schert mich auch nicht, wem Sie die Knochen gebrochen oder nicht gebrochen haben, ich möchte einfach nur etwas über Ainsley Gosling erfahren.«
    » Mr. Gosling hat gesagt, wenn er einmal nicht mehr da ist, gehört der Wagen mir.«
    » Er ist aus dem Grab zurückgekommen, um Ihnen das zu sagen, nicht wahr?«, fragte Nightingale.
    Tyler runzelte die Stirn. » Was?« Er ließ Nightingales Schulter los.
    » Wann hat er Ihnen gesagt, dass der Wagen Ihnen gehört?«
    » Andauernd. Er wusste, wie sehr ich das Auto mochte, und er sagte, ich könne es haben. Nach… Sie wissen schon.«
    » Dann hat er Ihnen also gesagt, dass er sich umbringen würde, oder wie?«
    » Was? Nein, das hat er verdammt nochmal nicht. Worauf legen Sie es eigentlich an? Wollen Sie etwa behaupten, ich hätte etwas damit zu tun, dass er sich umgebracht hat? Das ist doch Scheiße.« Er stemmte die Fäuste in die Hüften und sah Nightingale finster an.
    Nightingale steckte sich eine Zigarette an. Er sah, wie Tylers Nasenflügel sich blähten, und hielt ihm das Päckchen hin.
    » Ich versuche, damit aufzuhören«, sagte Tyler.
    » Eine schadet schon nicht«, sagte Nightingale gönnerhaft.

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