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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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der Wirt. » Nimm zwei, zahle einen.« Er stellte das Glas vor Nightingale hin. » Be happy.«
    » Sehe ich etwa glücklich aus?«
    » Sie sehen verdrossen aus«, antwortete der Wirt. » Aber das ist heutzutage nichts Besonderes. Bei drei Millionen Arbeitslosen, halbierten Immobilienpreisen und dem schlechten Stand des Pfund gibt es nicht viel zu lachen. Deswegen haben wir ja die Happy Hour. Wir tun unseren Teil.«
    Nightingale prostete ihm zu. » Cheers«, sagte er. Er trank seinen Whisky, suchte in der Tasche nach seinen Zigaretten und legte sie auf die Theke. » Jedes Mal, wenn ich einen Drink nehme, möchte ich rauchen. Ein Reflex«, sagte er.
    » Ich auch«, gab der Wirt zurück. » Ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt, dass ich in meinem eigenen verdammten Pub nicht mehr rauchen darf. Als das Rauchverbot kam, ist mir mein Geschäft zur Hälfte weggebrochen. Was muss der Staat auch das Kindermädchen spielen.«
    » Und wozu das Ganze?«, fragte Nightingale. » Leben rettet es nicht, weil sowieso jeder stirbt. Selbst wenn man in seinem ganzen Leben keine einzige Zigarette raucht, stirbt man.«
    » Es geht nicht darum, Leben zu retten, es geht darum, unsere Lebensweise zu kontrollieren«, gab der Wirt zurück. Er hatte sich einen Brandy eingeschenkt und stieß mit Nightingale an. » Wissen Sie, wenn wir nicht aufpassen, werden die Drecksäcke demnächst auch noch den Alkohol verbieten. Und was machen wir dann?«
    » Denken Sie manchmal über den Sinn des Lebens nach?«, fragte Nightingale, während er sein Eis im Glas schwenkte.
    » Der ist doch zweiundvierzig, oder?«, meinte der Wirt. » Glaubt man diesem Film, Per Anhalter durch die Sowieso.«
    » Durch die Galaxis«, sagte Nightingale. » Nein, zweiundvierzig war die Antwort auf die letzte aller Fragen. Nicht auf die Frage nach dem Sinn des Lebens.«
    » Also, das ist jetzt aber kniffelig«, murmelte der Wirt. » Der Sinn des Lebens? Das müssen die Kinder sein, oder? Das ist alles, was man zurücklässt, außer seinen Schulden. Seine Kinder. Seine Gene.« Er beugte sich vor. » Ich gebe Ihnen den Rat, haben Sie viel Sex, und zeugen Sie eine Menge Kinder. Dieser bin Laden, wissen Sie, wie viele Kinder der hat? Sechsundzwanzig. Sechsundzwanzig, verdammt nochmal. Es ist egal, wer Sie sind und was Sie tun, gut oder böse, es sind Ihre Kinder, die weiterleben. Ihre Kinder und deren Kinder und Kindeskinder.« Er reckte das Kinn vor. » Ich habe vier und drei Enkel. Zwei von meinen Jungs sind nach Australien gezogen, und ich sehe sie nicht oft, aber darum geht es nicht. Sie sind der Sinn meines Lebens.« Er zog die Augen zusammen. » Haben Sie Kinder?«
    Nightingale schüttelte den Kopf. » Nein.«
    » Da haben Sie die Antwort. Deswegen sind Sie so verdrossen. Kinder geben Ihrem Leben Sinn.« Er grinste. » Allerdings saugen sie einem den Sinn auch aus, aber das ist eine andere Geschichte.«
    Nightingale leerte sein Glas und lächelte. Vielleicht hatte der Wirt ja recht. Vielleicht waren Kinder die Antwort. Aber es war drei Jahre her, seit er eine feste Freundin gehabt hatte, und Kinder gehörten derzeit nicht zu seinen Plänen.
    » Der Teufel wird dich holen, Jack Nightingale«, sagte der Wirt, die Stimme kalt und leblos.
    Nightingale glitt das Glas aus den Fingern und zerschellte auf dem Boden. » Woher kennen Sie meinen Namen?«, fragte er.
    Der Wirt runzelte die Stirn. » Was?«
    » Woher kennen Sie meinen Namen?«
    » Sir, ich habe Sie gefragt, ob Sie noch einen Drink wollen. Es ist nicht nötig, meine Gläser zu zerdeppern.«
    » Sie haben gesagt, der Teufel wird mich holen.«
    » Sie hören Stimmen. Ich habe Sie gefragt, ob ich noch einmal nachschenken soll, aber es sieht so aus, als hätten Sie genug getrunken.«
    Nightingale bückte sich, um die Scherben aufzuheben.
    » Lassen Sie sie liegen«, sagte der Wirt. » Gesetzliche Sicherheitsbestimmungen. Gäste dürfen keine Scherben berühren. Die Brauerei würde mich feuern, wenn man Sie dabei sehen würde.«
    » Tut mir leid«, sagte Nightingale. Er griff nach seiner Brieftasche. » Ich ersetze Ihnen den Schaden.«
    » Vergessen Sie es.«
    Nightingale hob die Hände. » Tut mir leid«, wiederholte er. » Ich habe ein paar harte Tage hinter mir.« Er legte das Geld für den Whisky auf die Theke, trat einen Schritt zurück, drehte sich um und verließ das Pub. Der Terrier hob den Kopf, knurrte ihn an und machte es sich dann wieder auf dem Boden bequem.

56
    Jenny quälte ihre Tastatur, als Nightingale

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