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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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zwischen seinen Lippen hervor, ein weißer Knochen ragte aus seinem linken Ellbogen heraus, und sein rechtes Bein zuckte. Er starrte Nightingale an, und sein zertrümmerter Kiefer bewegte sich lautlos.
    Alle sechs Gestalten kamen langsam auf ihn zu.
    Proserpina blickte über die Schulter und runzelte die Stirn. » Da fehlt doch noch jemand«, sagte sie. » Wer fehlt denn? Ach, natürlich…« Sie winkte erneut, und Sophie Underwood tauchte auf. Im Gegensatz zu den anderen trug sie nicht die Zeichen ihres Todes, sondern sah genauso aus, wie Nightingale sie auf dem Balkon ihrer Wohnung gesehen hatte. Das blonde Haar war hinter die Ohren gestrichen, und sie drückte eine Barbie-Puppe an ihr weißes Sweatshirt. Sie sah Nightingale mit zitternder Unterlippe an. » Hier gefällt es mir nicht«, sagte sie. » Ich will heim.« Sie trat ein paar Schritte auf den Schutzkreis zu. » Bitte hilf mir, Jack.«
    Nightingale zwang sich wegzuschauen. Er wusste, dass sie nicht wirklich da war. Sophie war tot und begraben und konnte unmöglich im Schlafzimmer von Gosling Manor stehen. » Ich will heim, Jack«, sagte Sophie und schluchzte los.
    Nightingale sah Proserpina wütend an. » Lass das«, sagte er.
    » Was soll ich denn lassen?«, fragte Proserpina. Sie legte einen Finger an den Mundwinkel und lächelte mädchenhaft. » Bin ich etwa böse? Möchtest du mich bestrafen?«
    » Erschrecke mich nicht mit irgendwelchen anderen«, sagte Nightingale. » Schlag deine Schlachten selbst.«
    Proserpinas Blick wurde hart und sie winkte erneut. Die Gestalten verschwanden. Sie hockte sich hin und näherte sich mit der Hand dem Kreidekreis. » Geweihtes Salzwasser«, sagte sie und nickte anerkennend.
    » Was bist du eigentlich? Eine Teufelin? Eine Dämonin? Bist du wirklich hier, oder bilde ich mir das alles nur ein?«
    » Ich bin, was ich bin, Nightingale«, sagte sie und stand auf.
    » Ich verstehe das nicht«, sagte er und verschränkte die Arme vor der Brust. » Ich verstehe das alles nicht.«
    » Mit Verlaub, du bist nun mal nicht Stephen Hawking, oder? Also, das Buch hatte es nun wirklich in sich. Wie kann man über die Schöpfung des Universums reden, ohne den Himmel oder die Hölle einzubeziehen? Und wieso schlucken es die Leute, dass im einen Moment nichts als Leere gewesen sein soll und im nächsten ein expandierendes Universum, das sich in die Unendlichkeit ausdehnt?«
    » Ich habe das Buch nicht ausgelesen«, sagte Nightingale. » Wenn es eine Hölle gibt, wo ist sie denn dann?«
    » Die Hölle ist überall– man kann sie einfach nur nicht sehen.«
    » Und der Himmel?«
    » Genauso.«
    » Am selben Ort?« Nightingale schüttelte den Kopf. » Vielleicht bist du nicht einmal da. Vielleicht ist das alles einfach nur eine alberne Sinnestäuschung, nachdem ich diesen ganzen Scheiß im Schmelztiegel verbrannt habe.« Er holte sein Päckchen Marlboro heraus. » Möchtest du eine Zigarette? Ich schätze, Krebs gehört nicht zu deinen Sorgen.«
    Er nahm eine Zigarette heraus und schob sie sich zwischen die Lippen. Gerade wollte er sie mit dem Feuerzeug anstecken, da zögerte er. Er sah Proserpina fragend an. » Zigarettenrauch ist unrein, oder? Er würde das Pentagramm schwächen.«
    Proserpina zuckte achtlos mit den Schultern. » Vielleicht«, sagte sie. » Probier es doch aus.«
    Nightingale schob die Zigarette in das Päckchen zurück.
    Proserpina betrachtete das Pentagramm, die Kerzen und den noch immer qualmenden Schmelztiegel. » Wo hast du das alles gelernt?«, fragte sie.
    » Ich habe ein von Sebastian Mitchell verfasstes Tagebuch gelesen.«
    Proserpinas schwarze Augen zuckten. » Und wie bist du daraufgestoßen?«
    » Mein Vater hatte es«, antwortete Nightingale.
    » Es wird dir nichts helfen«, sagte sie und stemmte die Hände in die Hüften. » Es hat deinem Vater nichts geholfen, es hat Mitchell nichts geholfen, und es wird auch dir nichts helfen. Dein Vater hat deine Seele am Tag deiner Geburt an mich verkauft. Der Vertrag ist mit seinem eigenen Blut geschrieben und unverletzlich. Und du trägst das Zeichen.«
    Sie schlich um das Pentagramm herum und kam immer wieder näher, berührte den Kreidestrich aber nie. Es war, als testete sie Nightingales Abwehrbereitschaft aus. Der drehte sich mit ihr im Kreis und ließ sie nicht aus den Augen. Sie sah aus wie ein Punk-Mädchen, aber sie war eine Teufelin aus der Hölle, und man konnte ihr nicht trauen. » Verträge kann man brechen«, sagte Nightingale leise.
    Proserpina warf den

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