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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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sein.«
    » Ich war in der New Bond Street shoppen«, erzählte sie, » und habe auf einen Kaffee bei Costa vorbeigeschaut. Kurz zuvor hatte ich mich um eine Stelle als Assistentin des Marketingdirektors einer großen Werbegesellschaft beworben und erwartete nach dem Vorstellungsgespräch den Bescheid.«
    » Toller Job«, sagte Nightingale.
    » Na ja, ich trank gerade meinen Latte und dachte, dass die Welt in bester Ordnung sei, da rief mich der Personaldirektor an und erklärte mir, ich hätte den Job nicht bekommen, blah, blah, blah. Während er sein Sprüchlein aufsagte, schaute ich auf eine kostenlose Zeitung, die jemand auf dem Tisch hatte liegen lassen. Derjenige hatte versucht, das Kreuzworträtsel zu lösen, es aber gründlich vermasselt. Er konnte noch nicht mal Esperanto buchstabieren. Jedenfalls, unter dem Kreuzworträtsel standen die Stellenangebote, und jemand hatte deine Anzeige eingekringelt. Während der Personaldirektor mir also erklärte, dass ich für die Stelle nicht ganz die Richtige sei, schaute ich auf eine Anzeige, die mir die Frage stellte, ob ich einen Job wolle, der niemals langweilig sei.«
    » Ich habe den Anzeigentext selbst verfasst«, sagte Nightingale.
    » Ich weiß«, gab Jenny zurück. » Aber wäre ich nicht in dieses Café gegangen und wäre die Zeitung nicht auf der Seite aufgeschlagen gewesen, auf der deine Anzeige stand…«
    » Vielleicht wollte mein Schutzengel, dass du mir beistehst«, sagte Nightingale.
    » Jack!«
    » Das meine ich ernst, Jenny. Ohne dich wüsste ich über all das hier nicht Bescheid. Ich meine, wer kann den heutzutage noch Latein?«
    » Es war pures Glück, Jack. Ein zufälliges Eintreten günstiger Umstände.«
    » Das ist meine unbeholfene Art, mich bei dir zu bedanken. Danke, dass du mich erträgst, und danke, dass du mir die Stange hältst.«
    » Jemand muss es ja machen«, sagte sie.
    » Na, ich bin jedenfalls froh, dass du es bist.« Nightingale sah auf die Uhr. » Du musst jetzt gehen, Jenny.«
    » Kommt nicht in Frage.«
    » Ich muss das hier alleine machen.«
    » Ich bleibe, Jack.«
    Nightingale verschränkte die Arme vor der Brust. » Ich weiß nicht, was gleich geschieht, aber eines weiß ich: Wenn das hier schiefläuft, möchte ich nicht, dass du in der Nähe bist.« Er lächelte zuversichtlich. » Ich ruf dich an, wenn es vorbei ist.«
    » Ach ja, es gibt Handys in der Hölle?«, fragte sie.
    Nightingale wollte sie umarmen, aber sie schüttelte den Kopf und ging.

69
    Aus dem Schlafzimmerfenster sah Nightingale Jenny zu ihrem Wagen gehen. Sie blieb stehen und blickte sich nach dem Haus um. Ihre Blicke begegneten sich. Er winkte ihr zu, aber sie schüttelte traurig den Kopf und wandte sich ab. Nightingale steckte sich eine Zigarette an, während sie in den Wagen stieg und losfuhr.
    Er rauchte langsam und drückte dann die Kippe aus. Er befand sich in Goslings Schlafzimmer, in dem dieser sich getötet hatte. Er zog sich aus und ging ins Badezimmer. Die große Wanne war bereits mit Wasser gefüllt, und er ließ sich hineingleiten. Er hielt den Atem an und tauchte unter, glitt über das kalte Emaille und sah durch das lauwarme Wasser nach oben. Er blieb unter Wasser, bis seine Lunge brannte, dann stieß er sich hoch und atmete aus. Er schrubbte sich mit einer kleinen Plastikbürste und Seife sauber. Er wusch sein Haar zweimal, stieg dann aus der Badewanne und trocknete sich ab. Er zog saubere Unterwäsche, Strümpfe, ein blassblaues Polohemd und Cargohosen an. Er nahm seine Zigaretten und das Feuerzeug aus seinem Anzug, steckte sie in eine der Knietaschen seiner Cargohose und zog ein Paar brandneue Nike-Turnschuhe an. Er betrachtete den gepolsterten Umschlag, nahm das Kruzifix heraus, das er zuvor dort wieder verstaut hatte, und hängte es sich um den Hals. Schließlich kämmte er sich das Haar, betrachtete sich prüfend im Spiegel über dem Waschbecken und ging langsam nach unten.
    Er ging in den Salon und zündete die fünf Kerzen an. Dann trat er ins Pentagramm hinein. Er atmete mehrmals tief durch, um sich zu beruhigen, und zeichnete mit dem Birkenzweig den Kreideumriss nach. Er versprengte noch mehr geweihtes Salzwasser auf dem Rand des Kreises und steckte den Inhalt eines Schmelztiegels in Brand. Die Kräuter und Holzstückchen darin prasselten und zischten und erfüllten den Raum mit dichtem Rauch.
    Er griff nach Jennys Ringbuch und las unsicher und stockend die fremdartigen lateinischen Worte, die sie ihm gezeigt hatte. Ein Wind blies

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