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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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es da keine… Folgen?«
    » Ich habe den Polizeidienst verlassen«, sagte Nightingale.
    » Aber Sie wurden nicht angeklagt?«
    » Es gab keine Beweise. Keine Zeugen, keine Überwachungskamera. Und ich habe nichts gesagt.«
    Der Sergeant lächelte. » Das ist immer das Klügste«, sagte er, » insbesondere, wenn man es mit den Gummiabsätzen zu tun hat.« Gummiabsätze war der Spitzname für die Kollegen in der Abteilung für Interne Kontrolle, jene Polizei also, die gegen Polizisten ermittelte. » Und jetzt sind Sie Privatdetektiv. Man verdient ganz gut dabei, oder?«
    » Der Verdienst ist okay«, antwortete Nightingale. » Aber man bekommt keine Pension, und es gibt praktisch keine Vergünstigungen.«
    » Fehlt Ihnen die Arbeit als Polizist?«
    Nightingale trank seinen Kaffee. » Sie fehlt mir schon, aber die ganze Scheiße, durch die ich waten musste, um sie zu tun, die fehlt mir nicht.«
    » Eine Menge von den Jungs sagen, sie wünschten, sie hätten den Mut, dasselbe zu tun wie Sie.«
    Nightingale antwortete nicht.
    Der Sergeant blickte ihn an, als wollte er noch mehr sagen, aber stattdessen nickte er und ging.
    Es war kurz nach halb fünf am nächsten Morgen, als der Sergeant die Zellentür aufschloss.
    Er gab Nightingale ein Blatt, auf dem sein Gerichtstermin ausgedruckt war, und erklärte, er könne jetzt gehen. » Gehen Sie heim?«, fragte er.
    » Ich dachte, ich hole erst noch meinen Wagen«, antwortete Nightingale.
    » Dann blasen Sie doch bitte nochmal schnell ins Röhrchen«, sagte der Sergeant. » Ich will ja nicht, dass Sie noch einmal eingesammelt werden. Wahrscheinlich würde man dann mir vorwerfen, dass ich Sie zu früh rausgelassen habe.«
    Nightingale gab noch eine Atemprobe ab, und diesmal war er unter dem Grenzwert. » Ich würde gerne ein Taxi rufen, haben Sie vielleicht eine Nummer?«, fragte er.
    Der Sergeant nickte zu einer Reihe orangeroter Kunststoffsitze hinüber. » Setzen Sie sich doch. Ich schau mal, was ich für Sie machen kann«, sagte er. Er ging zur Theke, telefonierte ein paar Minuten und rief dann Nightingale zu sich. » Zwei von unseren Jungs bringen Sie raus«, sagte er. Nightingale bedankte sich. » Gehört alles zum Service, Jack«, sagte der Sergeant.

21
    Nightingale kam kurz nach acht nach Hause. Er schloss die Haustür auf, machte sich eine Tasse Kaffee und rief Robbie Hoyle an. » Was ist los?«, fragte Hoyle.
    » Vielleicht will ich einfach nur ein bisschen quatschen.«
    » Es ist Samstagmorgen– früh am Samstagmorgen. Mein Tag der Ruhe. Deiner auch. Also nehme ich an, dass irgendwas los ist.«
    » Du solltest Detektiv sein«, sagte Nightingale.
    » Und du Detective«, antwortete Hoyle. » Also, wo brennt’s?«
    » Sie haben mich gestern Abend wegen Alkohol am Steuer eingebuchtet.«
    » Ach du Scheiße«, sagte Hoyle. » Hattest du einen Unfall?«
    » Nein, das nicht. Ich hatte ein paar Bier getrunken, und sie haben mich ins Röhrchen blasen lassen.«
    » Du dummer Sack.«
    » Ja, sicher, ich weiß.«
    » Die nehmen dir den Lappen weg, das weißt du?«
    » Deswegen ruf ich dich ja an, Robbie.«
    » Komm schon, Jack, du weißt genau, dass ich nichts tun kann, wenn die Mühlen erst mal mahlen. Heutzutage nicht mehr.«
    » Ich wollte dich nicht bitten, irgendwelche Fäden zu ziehen«, gab Nightingale zurück. » Ich brauche einen Rechtsverdreher, einen guten. Wer ist zurzeit der Spezialist für Alkohol am Steuer? Es muss doch etwas geben, was das Gericht umstimmt. Ehemaliger Polizist, unter enormem psychischem Druck, der Vater hat gerade Selbstmord begangen– ich denke an mildernde Umstände.«
    » Ich hör mich um«, sagte Hoyle. » Bist du sonst okay?«
    » Alles bestens, nur dass ich mir selbst in den Arsch treten könnte.«
    » Magst du uns morgen besuchen? Anna macht einen Braten.«
    » Vielleicht, Kumpel. Mal sehen, was mein Kater dazu sagt.«
    » Wenn du irgendwelche Hilfe brauchst, gib mir Bescheid«, sagte Hoyle.
    » Besorg mir einfach nur diesen Anwalt, Kumpel«, sagte Nightingale. » Wenn ich meinen Führerschein verliere, bin ich wirklich am Arsch.«

22
    Nightingale verschlief den größten Teil des Samstags. Um sechs Uhr abends wachte er auf, briet sich Eier mit Speck, kochte Kaffee und schaute dann beim Essen Sky News. Eine große Computerfirma hatte zweitausend Arbeitnehmer entlassen, zwei Handelsketten hatten Konkurs angemeldet, und die Arbeitslosenzahlen gingen gegen drei Millionen. Das Pfund fiel weiter, am Aktienmarkt herrschte Flaute, und der lahme

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