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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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aufstehen, doch Nightingale bat sie mit einem Wink, noch sitzen zu bleiben.
    » Jetzt mal langsam«, sagte er. » Willst du damit sagen, wenn ich so ein Zeichen hätte, müsste ich mir Sorgen machen?«
    » Du hast doch gesagt, du hast keins.«
    » Aber falls doch, denkst du, dass ich dann Grund zur Sorge hätte?«
    » Ich denke, dass ich das Geschwafel eines tief gestörten Menschen lese. Eines armen Schweins, das die Zeit totschlagen musste.«
    Nightingale prostete ihr mit seinem Becher zu. » So ist es recht«, sagte er. » Ich dachte schon, ich müsste mir Sorgen machen.«
    » Sorgen worüber?«
    » Dass du anfängst, diesen Unsinn ernst zu nehmen.« Er trank einen Schluck Kaffee. » Hast du noch diese Freundin in der Rentenbehörde?«
    » Sicher, warum?«
    » Kannst du sie bitten, einmal nachzuschauen, ob Sebastian Mitchell noch am Leben ist?«
    » Falls ja, ist er schon in den Achtzigern. Wenn nicht älter.«
    » Es wäre schön, zu wissen, ob er noch unter uns weilt. Ober ob er ebenfalls einen klebrigen Tod gefunden hat.«

25
    Nightingale schloss die Haustür von Gosling Manor auf und legte den Lichtschalter um. Mehr als ein Dutzend Glühbirnen leuchteten in dem riesigen Kronleuchter auf. Er hatte die Rechnung Freitag bezahlt, und sein Stromversorger hatte versprochen, ihm den Strom übers Wochenende wieder anzuschalten. » Ausgezeichnet«, sagte Nightingale. Er schaltete das Licht aus. Es war noch vor Mittag, und durch ein Oberlicht in der zwei Stockwerke hohen Decke fiel das Tageslicht in die Eingangshalle. Er ging durch den Hauptsalon und schaltete das Licht auch dort kurz ein, um zu überprüfen, ob es funktionierte. Dann ging er in die Eingangshalle zurück und blickte zur Überwachungskamera hoch, die auf den Haupteingang gerichtet war. An der Seite leuchtete schwach ein rotes Lämpchen.
    Er kehrte in den Salon zurück und sah durchs Fenster, dass sich unter den Bäumen etwas bewegte, ein Schatten, der hinter eine dicke Eiche glitt. Nightingale sah aufmerksam hin und fragte sich, was das war. Es war zu groß für einen Hund oder Fuchs gewesen und zu klein für einen Menschen. Es hätte ein Kind sein können, aber was machte ein Kind auf dem Grundstück? Er zündete sich eine Zigarette an und behielt den Baum weiter im Auge. Die Ländereien von Gosling Manor mussten für die hiesigen Kinder eine richtige Attraktion sein. Es gab viele Kletterbäume und geeignete Stellen, um Hütten zu bauen, und da niemand mehr im Haus war, konnte auch keiner sie verjagen. Wenn hier eine Stadt wäre, hätte es schon Vandalismus gegeben, die Fenster wären eingeworfen worden, und auf Türen und Wände hätte man Graffiti gesprüht. Aber auch wenn Landkinder anders waren als die Kinder aus den Innenstadtbezirken, wusste Nightingale, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis hier eingebrochen wurde. Ein leerstehendes Haus war einfach ein zu verlockendes Objekt, selbst wenn es mitten im Nirgendwo stand. Er brauchte entweder einen Nachtwächter oder eine Sicherheitsfirma, die regelmäßig vorbeikam. Wenn sich hier Hausbesetzer einnisteten, wäre das Haus viel schwerer zu verkaufen. Auch das Grundstück brauchte Pflege. Noch war der Rasen makellos, aber Gras wuchs, und bald würde man es mähen müssen. Und jemand würde all das tote Laub zusammenrechen müssen.
    Nightingale seufzte. Es würde ein kleines Vermögen kosten, auch nur die grundlegenden Instandhaltungsarbeiten an dem riesigen Haus durchführen zu lassen, Geld, das er nicht besaß. Und dann würde er außerdem noch eine beträchtliche Erbschaftssteuerschuld zahlen müssen. Selbst wenn er das Haus schnell verkaufte, würde er wohl von Glück sagen können, wenn er nach dem Bezahlen der Hypothek, der Steuer und des Immobilienmaklers auch nur ein paar tausend Pfund gutmachte. Er stieß Rauch aus und überlegte kurz, ob er nicht Feuer an das Haus legen und die Versicherungssumme abkassieren sollte. Nur dass es wahrscheinlich gar keine Versicherung gab. Gosling hatte keine Kredit-Lebensversicherung abgeschlossen, und so hatte er gewiss auch sein Haus nicht gegen Feuer versichert.
    Bei der Eiche war keine Bewegung mehr zu sehen, und Nightingale wandte sich vom Fenster ab. Er ging in die Eingangshalle zurück und zog die Wandverkleidung weg, die den Eingang zum Keller kaschierte.
    Er legte den Lichtschalter oben am Treppeneingang um, und das Neonlicht sprang an. Er hörte im Obergeschoss ein Scharren und erstarrte, die Hand immer noch am Schalter. Ein paar Sekunden lang war

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