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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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Tür aufschloss und hinter sich zumachte. Dann ging er zum Ende des Korridors, drehte sich um und trat hinter die Ecke, wobei er den Koffer auf den Raum gerichtet hielt, in dem Mrs. McBride war. Lange musste er nicht warten. Er hörte, wie die Lifttür aufging, nahm sein Handy heraus, hielt es mit der Linken ans Ohr und zielte mit dem Aktenkoffer in der rechten Hand den Korridor hinunter.
    Mrs. McBrides Liebhaber kam rasch durch den Korridor und schlug dabei mit einer Ausgabe des Evening Standard gegen sein Bein. Er trug einen dunkelblauen Nadelstreifenanzug, der ganz nach Saville Row aussah, der Goldenen Meile des Schneiderhandwerks; über den Arm hatte er einen Kaschmirmantel gelegt.
    Nightingale ging langsam auf ihn zu und murmelte dabei in sein Handy, immer den Aktenkoffer auf den Mann gerichtet, der jetzt an Mrs. McBrides Tür klopfte. Sie machte auf, küsste ihn und zog ihn in dem Moment hinein, als Nightingale auf gleicher Höhe mit der Tür war. Das Timing war perfekt.
    Er ging wieder nach draußen und setzte sich in den Audi. Zwei Stunden später filmte er den Mann, der allein das Hotel verließ und zur U-Bahnstation ging. Fünf Minuten darauf nahm er auf, wie Mrs. McBride aus dem Hotel kam, hochzufrieden wie eine Katze, die gerade Sahne genascht hat.

28
    Jenny blickte von ihrem Computer auf, als Nightingale seinen Aktenkoffer schwingend hereinkam. » Wie ist es gelaufen?«, fragte sie.
    » Perfekt«, antwortete Nightingale. Er legte das Köfferchen auf den Schreibtisch, öffnete das Doppelschloss und klappte den Deckel auf. Behutsam nahm er die Speicherkarte aus der Kamera und gab sie Jenny. » Mach ein paar DVD s davon, vielleicht ist ein bisschen Bildbearbeitung nötig.«
    » Kein Problem«, sagte Jenny. » Übrigens, wie geht es meinem Auto?«
    » Ich hatte einen kleinen Zusammenstoß mit einem Lieferwagen, hab die Seite zerkratzt.«
    » Nein!«
    Nightingale grinste. » Ein Scherz«, sagte er. » Ich habe ihn gehütet wie meinen Augapfel. Und, hast du die Kreditkartenabrechnung bekommen? Sie waren offensichtlich Stammgäste im Hilton. Es wäre nützlich, zu belegen, wie oft sie dorthin gehen.«
    » Ja, aber mein Kontaktmann verlangt mehr Geld.«
    » Weil?«
    » Weil er sagt, dass inzwischen strenger kontrolliert wird– Datenschutzgesetz und so. Jetzt will er jedes Mal dreihundert Dollar.«
    » Wir haben doch genug Geld in der Portokasse, oder?«, fragte Nightingale und steckte sich eine Zigarette an.
    Jenny warf ihm ein sarkastisches Lächeln zu. » Wir haben schon seit drei Monaten kein Geld mehr in der Portokasse. Ich habe ihn von meinem Geld bezahlt.«
    » Setz es auf Mr. McBrides Rechnung«, sagte er.
    » Meine Freundin bei der Rentenbehörde will ebenfalls mehr.«
    » Was ist das nur mit diesen Leuten?« Nightingale seufzte. » Zunächst einmal sollten sie uns sowieso überhaupt keine Informationen verkaufen.«
    » Das dürfte wohl der Grund sein, warum die Preise ständig anziehen«, sagte Jenny.
    » Aber sie hatte Erfolg, oder?«
    » Sie hat es geschafft, Rebecca Keeley aufzuspüren. Lebt anscheinend in einem Pflegeheim. Aber über Mitchell gibt es nichts. Er ist in keiner der Datenbanken zu finden. Er hat nie Steuern gezahlt, war nie auf der Wählerliste und hat noch nie einen Arzt aufgesucht. Der unsichtbare Mann wie er leibt und lebt.«
    » Na, ich hoffe mal, dass wir dafür nichts bezahlen«, sagte Nightingale.
    » Wir bezahlen fürs Nachschauen, Jack, nicht für die Ergebnisse.«
    » Und was ist jetzt mit Keeley los? Sie lebt in einem Altenheim, oder?«
    » Wohl kaum«, antwortete Jenny. » Sie ist erst fünfzig.«
    Nightingale furchte die Stirn. » Fünfzig? Das bedeutet ja, dass sie erst siebzehn war, als sie mich zur Welt gebracht hat.«
    » Du gehst davon aus, dass sie deine Mutter ist, Jack. Und das ist eine gewagte Annahme. Du weißt doch nur, dass Gosling ihr etwa um die Zeit deiner Geburt herum eine gewisse Summe gegeben hat.«
    » Zwanzigtausend Pfund waren damals kein Pappenstiel«, betonte Nightingale. » Er muss sie für etwas Wichtiges bezahlt haben.«
    » Sie hat ihm vielleicht ein Gemälde verkauft. Oder ein Möbelstück.«
    » Er hat äußerst penibel Buch geführt. Jeder Kontrollabschnitt eines Schecks war entweder mit einer Referenznummer oder der Bezeichnung dessen ausgefüllt, wofür er das Geld ausgegeben hatte. Aber auf dem Kontrollabschnitt für Keeley stand nur der Betrag ohne jede Erklärung.«
    » Ich sage ja nur, freu dich nicht zu früh. Vielleicht ist es eine

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