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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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Sackgasse.«
    » Schon kapiert«, antwortete Nightingale. » Warum ist sie eigentlich in einem Heim, wenn sie erst fünfzig ist?«
    » Ich weiß es nicht, aber ich habe eine Adresse«, sagte sie und reichte ihm ein Blatt Papier. » Soll ich Mr. McBride bestellen, damit du ihm die schlechte Nachricht überbringen– und ihm die Rechnung geben kannst?«
    » Bringen wir es hinter uns«, sagte Nightingale, der die Seite studierte, die sie ihm gegeben hatte. Das Hillingdon-Home lag in Hampshire, und es gab keinen Hinweis, um welche Art Einrichtung es sich handelte. Unter der Adresse stand eine Telefonnummer und der Name der Heimleiterin, einer Mrs. Elizabeth Fraser.
    » McBrides Frau hat das Hotelzimmer bezahlt, ist dir das eigentlich aufgefallen?«, fragte Jenny.
    » Ja, ich habe gesehen, wie sie an der Rezeption die Karte gezückt hat. Unglaublich, nicht wahr? Sie schläft mit ihrem Chef und zahlt auch noch dafür. Was hat der, was ich nicht habe?«
    » Als Erstes einmal Charme.« Jennys Lächeln konnte man durchaus als hinterhältig bezeichnen.

29
    » Lauf, lauf, Nummer fünf!«, brüllte Nightingale und schwenkte seinen Wettschein. » Los, mein Junge!«
    » Er heißt Red Rover«, sagte Hoyle neben ihm.
    » Er kennt seinen Namen nicht«, antwortete Nightingale. » Lauf, lauf, Nummer fünf.«
    Die Greyhounds erreichten die zweite Kurve in einer dichten Meute, und Nummer fünf lief irgendwo in der Mitte. Nightingale hatte zwanzig Pfund auf seinen Sieg gesetzt, und zwar nur, weil es ihm gefiel, wie der Hund beim Warmlaufen mit dem Trainer zu lächeln schien.
    Hoyle hatte fünfzig Pfund auf Nummer sechs gesetzt, und als die Hunde in die Endgerade einbogen, fluchte er: Nummer sechs lief als Letzter.
    » Lauf, lauf, Nummer fünf!«, schrie Nightingale.
    Einem schwarzen Hund, dem die Zunge seitlich aus dem Maul hing, schienen neue Kräfte zu wachsen, und er übernahm die Führung. Nur wenige Meter hinter dem mechanischen Hasen überquerte er die Ziellinie. Nummer fünf lief als Dritter ein. Nightingale knüllte seinen Wettschein zusammen. Sie befanden sich im Wimbledon-Stadion in Südlondon. Der Ausflug war Hoyles Idee gewesen– vor seiner Heirat war er regelmäßig hergekommen, aber jetzt schaffte er es nur noch an zwei oder drei Abenden im Jahr. » Wer ist dein Favorit im nächsten Rennen?«, fragte Nightingale und studierte sein Rennprogramm.
    » Old Kentucky«, antwortete Hoyle.
    » Das Wort › old‹ im Namen erscheint mir aber nicht gerade verheißungsvoll«, meinte Nightingale.
    » Er hat seine letzten vier Rennen gewonnen«, erwiderte Hoyle. » Komm schon, wenn er verliert, geb ich dir einen aus.«
    Sie stellten sich in eine Schlange, um ihre Wetten abzugeben. » Ich habe die Adresse dieser Frau, der Gosling die zwanzigtausend Pfund gegeben hat«, sagte Nightingale. » Irgendein Heim in Hampshire.«
    » Du glaubst wirklich, dass sie deine Mutter sein könnte?«
    » Sie ist meine einzige Spur.«
    » Wirst du sie besuchen?«
    » Ich muss, Robbie.«
    » Eigentlich nicht, du brauchst keine schlafenden Hunde zu wecken.« Er grinste. » Keinerlei Doppeldeutigkeit beabsichtigt.«
    Nightingale hielt die Augen auf die Startliste geheftet.
    » Willst du sie besuchen, weil sie deine Mutter ist? Oder wegen dieser Sache mit dem Teufelsvertrag?«, fragte Hoyle mit zum Flüstern gesenkter Stimme.
    » Ich möchte sie eben einfach kennen lernen.«
    » Und was, wenn sie dich nicht kennen lernen möchte?«
    Nightingale sah ihn finster an. » Was meinst du damit?«
    » Sie hat dich vor dreiunddreißig Jahren zur Adoption freigegeben. Während der ganzen Zeit hat sie keinerlei Versuch unternommen, dich zu kontaktieren, und das Letzte, womit sie rechnet, ist, dass du plötzlich auf ihrer Türschwelle stehst.«
    Nightingale kam vorne in der Schlange an und reichte der Kassiererin, einer rundlichen Frau Mitte fünfzig mit blaustichigem Haar und grünem Lidschatten, eine Zwanzigpfundnote.
    » Old Kentucky im nächsten Rennen«, sagte er.
    Die Frau lächelte ihn durch die Plexiglasscheibe an. » Der Teufel wird dich holen, Jack Nightingale.«
    » Was?«, fragte Nightingale und ballte die Faust so fest um das Rennprogramm, dass die Knöchel weiß wurden. » Was haben Sie gesagt?« Er wusste, was sie gesagt hatte– er hatte es ganz deutlich gehört. Ohne jeden Zweifel.
    » Sieg oder Platz?«, fragte die Frau.
    Nightingale war sich sicher, dass er sich beim ersten Mal nicht verhört hatte– sie hatte nicht genuschelt und ihm beim Sprechen

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