Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hoellenpforte

Hoellenpforte

Titel: Hoellenpforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
Vom Netzwerk:
aussah als das Schiff und deren Einrichtung gut in einen Film über den Zweiten Weltkrieg gepasst hätte. Der Kapitän saß vor dem Steuerrad auf einem Hocker, umgeben von Schaltern und Messgeräten, deren Aufschriften schon lange verblichen waren. Es regnete wieder stärker. Das Wasser strömte über die Fenster und machte die Außenwelt fast unsichtbar. Die Rinnsale reflektierten zwar alles, aber erkennen konnte man trotzdem kaum etwas. Tief unten dröhnten die Maschinen. Die ganze Kabine vibrierte. Es roch nach Salzwasser, Diesel und kaltem Rauch.
    Für die drei Passagiere gab es ein niedriges Sofa und ein paar Sessel, die alle durchgesessen und fleckig waren. Richard, Matt und Jamie setzten sich trotzdem hin. Der Kapitän schaltete ein paar uralte Scheibenwischer ein, die zuckten und für etwas Durchblick sorgten. Der chinesische Bootsmann machte die Leinen los und das Schiff glitt ungesehen in die Nacht hinaus.
    Eine lange Lichterreihe tauchte vor ihnen auf. Es war eine Straßenbrücke, fast zwei Kilometer lang, die sich über den gesamten Hafen erstreckte. Aber nachdem sie unter ihr hindurchgefahren waren, war nichts mehr zu sehen. Die Moon Moth hatte zwar Scheinwerfer am Bug und auf dem Kabinendach, aber sie schafften es kaum, den Regen zu durchdringen, und beleuchteten nicht mehr als einen Kreis schwarzen Wassers wenige Meter vor ihnen.
    Der Kapitän schaltete den Radarschirm ein, der die Kabine in ein grünes Licht tauchte. Ein regelmäßiger Piepton unterbrach die Stille wie Kommas einen Satz. Etwa zehn Minuten lang sagte niemand ein Wort, dann brachte der Bootsmann ein verbeultes Tablett herein, auf dem vier Blechtassen mit heißer Schokolade standen.
    »Ihr habt mir noch gar nicht gesagt, wer ihr seid«, bemerkte der Kapitän. Er zündete seine Pfeife an und blies Rauch in die Luft, was die Kabine noch stickiger werden ließ. Außerdem war es sehr warm, vermutlich durch die Hitze der Motoren unter ihnen.
    Richard stellte sie vor. »Ich bin Richard. Das sind Matt und Jamie.« Sie wurden illegal nach Hongkong geschmuggelt und außerdem wusste Han Shan-tung, wer sie waren. Falsche Namen anzugeben war also sinnlos.
    »Mein Name ist Hector Machado, aber ihr könnt mich Captain nennen. Das sagt jeder zu mir, auch wenn ich nicht auf dem Schiff bin.«
    »Sind Sie Spanier?«, fragte Richard.
    »Portugiese. Ich wurde in Lissabon geboren. Schon mal da gewesen?«
    Richard schüttelte den Kopf.
    »Ich habe mir sagen lassen, dass es eine wunderschöne Stadt ist. Ich habe sie verlassen, als ich drei Jahre alt war. Mein Vater ging nach Hongkong, um gegen die Kommunisten zu kämpfen. Das hier war sein Schiff.« Machado zog an seiner Pfeife und stieß eine Rauchwolke aus. »Er wurde genau auf dem Platz erschossen, auf dem ich jetzt sitze. Und seitdem gehört es mir.«
    »Wie viele Männer arbeiten für Sie?« Matt musste an den Mann denken, den er beim Einsteigen gesehen hatte. Warum war er so unfreundlich gewesen?
    »Nur Billy. Ich brauche sonst niemanden.«
    »Was ist in den Kisten?«
    Machado zögerte, als wollte er nicht zu viel verraten. Aber dann zuckte er mit den Achseln. »Feuerwerk. Massenweise Feuerwerk. Mr Shan-tung hat eine Firma, die es in Hongkong vertreibt.«
    »Und was transportieren Sie, wenn Sie kein Feuerwerk liefern?«, fragte Richard. Seine Stimme klang feindselig. Anscheinend fühlte er sich bei diesen Leuten äußerst unwohl.
    »Ich habe alles Mögliche transportiert, Richard. Darunter auch Dinge, von denen Sie bestimmt nichts wissen wollen. Ich habe unter anderem Leute eingeschmuggelt und dafür sollten Sie dankbar sein. Ich kenne alle Tricks. Die Moon Moth ist vielleicht nicht mehr sehr ansehnlich, aber die Schiffe der Hafenpolizei hängt sie locker ab… ganz abgesehen davon, dass die sich für uns nicht interessieren. In dieser Gegend kennt mich jeder. Und lässt mich in Ruhe.«
    »Wie lange arbeiten Sie schon für die Triaden?«
    »Halten Sie das hier für ein Interview? Wollen Sie etwa über mich schreiben?« Machado schwenkte seine Pfeife. »An eurer Stelle würde ich mich aufs Ohr legen. Es könnte eine lange Nacht werden.« Er klemmte sich die Pfeife zwischen die Zähne und sagte nichts mehr.
    Sie fuhren weiter durch die Dunkelheit, nur gelenkt durch das unheimliche grüne Licht des Radarsystems. Die Nacht war so riesig, dass sie sie vollständig verschluckte. Der Mond war nicht zu sehen und auch keine Sterne. Es war nicht zu erkennen, ob es noch regnete, weil ständig Spritzwasser gegen die

Weitere Kostenlose Bücher