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Hoellenpforte

Hoellenpforte

Titel: Hoellenpforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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zwischen die Augen. Das Boot schwankte wie wild und das Steuer drehte sich haltlos. Der Bootsmann war verschwunden.
    Dann eröffnete das nächstgelegene Polizeiboot das Feuer. Der Lärm war ohrenbetäubend, als die Kugeln in den Metallrumpf ihres Schiffes einschlugen, eine saubere Lochreihe am Bug hinterließen und dann als Querschläger im Wasser landeten. Eines der Fenster zersprang und Richard zog den Kopf ein, als winzige Glassplitter auf seine Schultern und seinen Rücken prasselten. Die kalte Nachtluft strömte in die Kabine und brachte außer Spritzwasser auch den fauligen Modergeruch der verschmutzten Luft mit. Die Moon Moth schoss vorwärts. Richard kämpfte mit dem Steuer und versuchte, sich nicht erschießen zu lassen. Matt sah sich um. Die Polizeiboote hatten inzwischen gewendet und nahmen die Verfolgung auf. Der große Mann am Bug des ersten Bootes riss plötzlich den Mund auf und heulte – ein Geräusch, das die Nacht zerriss. Es war lauter als die Motoren aller Boote. Nun war Matt sicher, dass diese Kreatur kein Mensch war.
    »Wir müssen springen!«, überschrie Richard das Brüllen des Motors und das Rauschen des Fahrtwindes. »Jamie, kannst du schwimmen?«
    Jamie nickte.
    »Ich bringe uns so dicht ans Land, wie ich kann.« Er drehte sich zu Matt um. »Wenn wir getrennt werden, treffen wir uns…«
    Den Rest des Satzes bekam Matt nicht mit, denn sie lagen wieder unter Beschuss. Diesmal schlugen die Kugeln ins Heck und in den Frachtraum mit den Feuerwerkskörpern ein.
    »Jetzt!«
    Richard ließ das Steuerrad los und sofort begann das Schiff, Schlangenlinien zu fahren. Matt wollte ihn noch nach dem Treffpunkt fragen, aber alles ging viel zu schnell. Richard riss seinen Rucksack hoch und streifte ihn über. Jamie stand direkt neben ihm. Die fünf Polizeiboote waren jetzt nur noch wenige Meter hinter ihnen.
    »Los!«, schrie Richard.
    Jamie rannte aufs Deck hinaus und hechtete, ohne zu zögern, über Bord. Aber Richard folgte ihm nicht. Er hatte die Kabine verlassen und klammerte sich außen an den Handlauf, während die Moon Moth, deren Motoren immer noch auf Vollgas liefen, wie betrunken herumschwankte. Blut und Wasser strömten ihm übers Gesicht und seine Augen blickten wild. So hatte Matt ihn noch nie gesehen. Er biss die Zähne zusammen, hob die Pistole und schoss auf die Kisten mit dem Feuerwerk, wieder und wieder, bis das Magazin leer war.
    Bis zum letzten Schuss passierte nichts. Dann flammte Magnesium auf und brannte sich durch die Plane. Erst da bemerkte Richard, dass Matt immer noch an Bord war. »Spring!«, flehte er.
    Matt sprang.
    Seine Füße hatten kaum das Deck verlassen, als das Feuerwerk losging. Der ganze Laderaum war voll davon - mindestens eine Tonne Schießpulver. Schön anzusehen war die Explosion allerdings nicht. Es war einfach nur ein greller Feuerball, der Richard zu ergreifen schien und ihn in die Luft warf. Das war das Letzte, was Matt sah, bevor er auf dem Wasser aufschlug. Einen kurzen Moment geriet er in Panik. Die See war schwarz und eiskalt. Er hatte immer noch all seine Sachen und Turnschuhe an. Sie zogen ihn nach unten. Es kostete ihn seine ganze Kraft, wieder an die Oberfläche zu kommen.
    Er tauchte auf in einem gleißenden, brennenden Albtraum und holte keuchend Luft. Es sah aus, als stünde die ganze Nacht in Flammen. Die Moon Moth brannte lichterloh. Die Hitze musste so extrem sein, dass sie vermutlich bald die Metallplatten zum Schmelzen bringen würde. Da niemand das Schiff steuerte, war es im Kreis gefahren und hielt jetzt direkt auf die Polizeiboote zu, die zu schwerfällig waren, um ihm auszuweichen. Es war bereits zwischen ihnen. Matt sah Figuren in Helmen und Kampfanzügen, die auf die herannahende Katastrophe starrten. Sie wussten genau, dass sie zu dicht dran waren. Eines ihrer Boote stand schon in Flammen. Der große Mann heulte immer noch – aber jetzt vor Schmerzen. Alles an ihm brannte. Seine Uniform und die darunter liegende Haut lösten sich ab. Schließlich platzte sein Kopf auf und etwas kroch heraus – ein zweiter Kopf, aber kein menschlicher. Dann gab es eine gewaltige weiße Stichflamme, als noch mehr Feuerwerk explodierte, und er wurde außer Sicht geschleudert.
    Nun zündeten einzelne Feuerwerkskörper und Matt sah rote, blaue, weiße, grüne und gelbe Raketen in den Himmel schießen und dort explodieren. Der bunte Sternenregen spiegelte sich im Wasser. Etwa fünfzig Raketen schossen gleichzeitig heraus. Einige flogen in die Luft, andere

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