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Hoellenpforte

Hoellenpforte

Titel: Hoellenpforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Geringste dabei denken, sie in eine Kiste mit Feuerwerkskörpern zu stecken und sie rechtzeitig zu irgendeinem Freudenfest zu verschicken.
    Sing war in die Küche gegangen und kam mit drei Flaschen Wasser und Sandwiches auf Plastiktellern wieder. Er trug immer noch seinen Begräbnisanzug, hatte aber die Krawatte abgenommen. Die drei setzten sich im Schneidersitz auf den Boden und aßen. Scarlett merkte erst jetzt, wie hungrig sie war. Sie hatte kaum etwas zum Frühstück gegessen, das Mittagessen war ausgefallen und jetzt war es achtzehn Uhr.
    »Es ist nicht möglich, dich auf einem Containerschiff fortzuschaffen.« Jet hatte bemerkt, wie sie die Größe der Kisten abgeschätzt hatte, und anscheinend erraten, woran sie dachte. »Die Kontrollen sind zu streng. Die Häfen werden Tag und Nacht bewacht. Außerdem rechnen sie garantiert damit. Deshalb bringen wir dich in aller Öffentlichkeit fort, direkt vor ihren Augen.«
    »Wie?«
    Er warf einen kurzen Blick auf den anderen Mann, der nickte, als würde er ihm erlauben fortzufahren.
    »Morgen früh wird in Kaulun ein Kreuzfahrtschiff anlegen. Und zwar am Ozeanterminal auf der anderen Seite der Hafencity, nur zehn Minuten von hier. Es bleibt auf seinem Weg von Tokio zu den Philippinen und weiter nach Singapur einen Tag in Hongkong. Du wirst mit diesem Schiff reisen. Es heißt Jade Emperor und ist voller reicher Touristen. Du wirst eine davon sein.«
    »Wie komme ich an Bord?«
    »Die Alten wollen die Welt offensichtlich noch nicht wissen lassen, dass sie diese Stadt übernommen haben. Das ist gut. Wenn die Jade Emperor festmacht, werden sie vorsichtig sein müssen. Natürlich wird es Sicherheitsvorkehrungen geben, aber sie müssen unsichtbar sein. Sie werden die Touristen nicht beunruhigen wollen. Alles soll ganz normal aussehen, was uns einen Vorteil verschafft. Wir werden dich mit den anderen Passagieren auf das Schiff bringen. Und sobald du an Bord bist, bist du in Sicherheit.«
    »Was passiert, wenn ich in Singapur bin?«
    Jet zuckte mit den Achseln. Sing murmelte etwas auf Chinesisch und lachte. »Das ist dein geringstes Problem«, sagte Jet. »Erst musst du den morgigen Tag überleben. Vergiss nicht – da draußen suchen hunderttausend Menschen nach dir. Das hier ist eine Falle und du bist direkt hineinmarschiert. Und jetzt, wo du da bist, ist es nicht so einfach, dich wieder wegzuschaffen.«
    Das war unfair. Scarlett war schließlich nicht freiwillig nach Hongkong gekommen. Sie war gezielt hergelockt worden und hatte keine Möglichkeit gehabt, etwas dagegen zu tun. Aber sie widersprach Jet nicht. Wozu auch?
    »Wir werden dich tarnen«, fuhr er fort. »Wir schneiden dir die Haare und kleiden dich wie einen Jungen. Du musst lernen, auf eine bestimmte Weise zu gehen. Wir werden es dir zeigen. Da ist eine Familie, die die Kreuzfahrt mitmacht. Ihre Namen sind Mr und Mrs Soong. Sie gehören zu unserer Organisation. Zurzeit reisen sie mit ihrem Sohn Eric. Du wirst seinen Platz einnehmen und mit seinem Pass an Bord gehen. Morgen um Mitternacht wirst du in internationalen Gewässern und außer Gefahr sein. Noch Fragen?«
    »Wie soll der Austausch vor sich gehen?«, fragte Scarlett.
    »Wir bringen dich zu einem Laden in der Hafencity. Er gehört auch uns. Offiziell werden dort Tees und chinesische Heilmittel verkauft.«
    »Und was verkauft der Laden inoffiziell?«
    Jet überlegte kurz. Er zögerte, aber aus irgendeinem Grund antwortete er dann doch. »Willst du das wirklich wissen?«, fragte er und lächelte. »Eigentlich verkauft der Laden Opium.«
     
    Scarlett verbrachte die Nacht auf einer Matratze hinter einer Reihe Kisten, die die beiden Männer so aufgestellt hatten, dass sie ein »eigenes Zimmer« hatte. Trotzdem konnte sie kaum schlafen. Es war kalt im Lagerhaus – es gab keine Heizung und sie hatten ihr nur ein paar dünne Decken gegeben. Jede Nacht verbindet den vergangenen Tag mit dem kommenden und noch nie hatte Scarlett sich so zwischen beiden hin- und hergerissen gefühlt.
    Sie dachte an die Monster, die aus dem Aufzug gekommen waren, die Fliegen, die den Wohnblock angesteuert hatten, und die Menschen – waren das wirklich lebendige Menschen gewesen? –, die ihr aufs Dach gefolgt waren. Wie konnte das alles in einer modernen Stadt passieren - Monster, Gestaltwechsler und alles andere?
    Dann fing sie an, über die Leute nachzudenken, die ihr geholfen hatten. Trotz allem, was passiert war, wusste sie fast nichts über sie. Es waren anscheinend sehr viele

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