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Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)

Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)

Titel: Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Beine.
Und nun, ganz langsam, stellten sich die Schmerzen ein. Ihr Hals schien zu explodieren,
ihr Kopf pochte, und über ihr Gesicht lief ein Schwall von Blut, der sich mit den
Tränen mischte, die ihr nun aus den Augen schossen. Mit dem rechten Ärmel wischte
sie die Flüssigkeiten zur Seite, und während sie noch dabei war, den Kopf zu heben,
fiel ihr Blick auf den etwa drei Meter neben ihr knienden Mann. Obwohl, er kniete
nicht mehr. Er saß nun auf seinem Hintern und hielt etwas in der Hand, das ungefähr
in ihre Richtung wies .
    Ach du Scheiße,
der hat eine Pistole!
    Der erste
Schuss krachte im gleichen Moment, in dem sie diesen Gedanken hatte. Sie konnte
den klatschenden Einschlag des Projektils in einen etwa zehn Meter seitlich hinter
ihr stehenden Baum hören, bevor sie sich wieder auf den Boden fallen ließ und sich
so platt wie irgend möglich machte.
    Renn los,
du blöde Kuh! Der Typ sieht nichts und schießt nur in die Richtung, aus der Geräusche
kommen. Renn los, am besten im Zickzack, und versteck dich dabei hinter den Bäumen.
Stehen ja genug davon hier rum.
    Der nächste
Schuss. Er zielte immer noch auf den Punkt, von dem aus sie ihn angesprochen hatte.
Viel zu hoch für den Moment.
    »Da staunst
du, was? Jetzt bist du fällig!«
    Sie griff
nach einem neben sich liegenden Stock und warf ihn ein paar Meter neben sich. Sofort
bewegte sich die Waffe ein paar Zentimeter in diese Richtung und der nächste Schuss
löste sich. Und gleich noch einer.
    Wie oft
kann man mit so einem Ding schießen, fragte Viola sich. Wie viele
Menschen kann man damit eigentlich am Stück umbringen, ohne nachladen zu müssen?
    Die Antwort
auf diese Frage interessierte sie zwar brennend, doch ihr Fluchttrieb tobte noch
immer mit voller Wucht durch ihr Hirn.
    Losrennen!
Sofort!
    Das nächste
Krachen erschien ihr viel näher, doch als sie den Kopf ein wenig anhob, erkannte
sie, dass sich an seiner Haltung nichts verändert hatte. Er saß noch immer im Gras,
hielt mit der einen Hand die Waffe, während die andere die tränenden Augen rieb,
und starrte auf einen imaginären Punkt im Wald, der etwa 30 Grad neben ihrer tatsächlichen
Position lag. Nun allerdings ließ er die linke Hand von den Augen sinken und drehte
seinen Körper ein wenig in ihre Richtung.
    Shit, der
fängt an, wieder etwas erkennen zu können. Das ist nicht gut, Viola, das ist gar
nicht gut!
    Viola Bremer
ging seit vielen Jahren dreimal in der Woche ins Fitnessstudio. ›Bauch, Beine, Titten‹,
nannte sie die Tortur gern. Weitere drei Mal joggte sie an der Fulda. Immer zehn
Kilometer, immer die gleiche Strecke. Nur im Winter, wenn es draußen wirklich zu
kalt war, zog sie sich aufs Laufband im Studio zurück.
    Ich bin
schneller als er, das weiß ich. Aber er hat die Knarre. Und wenn ich noch ein bisschen
warte, sieht er mich und kann mich einfach abknallen. Einfach zielen und tot machen.
    Sie zählte.
Immer, wenn es etwas gab, vor dem sie sich fürchtete, zählte sie. Drei, zwei, eins
und los.
    Wenn ich
es jetzt nicht mache, macht er es. Und es wäre doch, verdammt noch mal, wirklich
bedauerlich, wenn ich an diesem schönen Abend sterben müsste.
    Drei, zwei,
eins und los.
    Sie drehte
ihren Körper, so schnell es ihr möglich war, und das war immerhin deutlich schneller,
als sie es erwartet hätte, robbte die ersten etwa 80, 90 Zentimeter, grub danach
ihre Schuhe in den weichen Wiesenboden, drückte sich ab und sprintete los. Der erwartete
Schuss krachte, zischte an ihr vorbei und fand sein Ziel irgendwo im hinteren Teil
des Waldes. Viola lief, duckte sich dabei immer wieder, schlug Haken und versuchte,
möglichst klein zu bleiben.
    Der nächste
Schuss. Wieder daneben.
    Ihr Hals
brannte nun so sehr, dass sie fürchtete, sich übergeben zu müssen, und in ihren
Lungen loderte ein Höllenfeuer.
    Noch ein
Schuss. Wieder danke … Nein, leider nicht, diesmal. Das
Arschloch hat mich getroffen.
    Sie wäre
am liebsten stehen geblieben, hätte losgebrüllt und nach ihrer Schulter gegriffen,
aus der warmes, dickflüssiges Blut quoll, aber dann würde er gewinnen. Dann würde
er kommen und ihr den Rest geben. Also lief sie weiter, weinend, stumm, keuchend.
Unter ihren Sohlen knackten die Äste, manche waren so hart, dass sie von ihnen zurückgefedert
wurde. Es roch nach Moder und Pilzen.
    Er ballert
nicht mehr hinter mir her. Vielleicht hat er sein Pulver jetzt verschossen.
    Sie misstraute
ihrer Annahme, doch es fiel tatsächlich kein Schuss mehr. Wie viele Sekunden

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