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Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)

Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)

Titel: Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Boy Uli (Ulrich Detrois)
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picture-alliance/dpa/dpaweb)
     
    hatten diese Schmiermichel einigen von uns klangheimlich eine spezielle Software auf die beschlagnahmten Handys gespielt. Das kam raus, nachdem ein auswärtiger Kripo-Beamter, ein Spezi von einem unserer Member, diesen eindringlich gewarnt hatte, beschlagnahmte Handys wieder zu nutzen. Der Bruder und der Bulle waren gut befreundet, da dieser ihm Anfragen zu Personendaten sowie Motorrad- und Autokennzeichen beantwortete. Bei einer Party sah ich einmal, wie die beiden zusammensaßen und ein Beutel Koks über den Tisch wanderte.
    Auf alle Fälle war uns klar, dass die Bullen uns jederzeit abhören konnten, selbst wenn das Gerät ausgeschaltet war. Es gab nur zwei Möglichkeiten: ent weder Akku raus oder Handy abgeben. Da es aber selten klappte, dass alle die Akkus rausnahmen, wurden die Telefone eingesammelt. Klingelte ein Handy während der Sitzung, kostete das fünfhundert Euro Strafe. Nach dem Meeting durfte sich dann jeder sein Handy aus einem großen Karton raussuchen – sehr haarsträubende Szenen, zumal viele das gleiche Gerät besaßen. Klar, dass es schnell mal zu größeren Streitereien kam.
    Wichtige Unterlagen wurden während der Sitzung mit den Namen der Vertreter der einzelnen Charter versehen und an diese ausgehändigt. Nach dem Meeting wurden sie wieder eingesammelt. Als wir diese Papiere noch nicht namentlich aushändigten, kam es oft vor, dass sie einfach verschwanden und von den Bullen bei der nächsten Razzia im Clubhaus oder beim Präsidenten oder Vize-Präsidenten zu Hause sichergestellt wurden.
    Meist verknüpften wir diese Sitzungen mit Partys. Das lief so ab, dass sich die Officers zur Tagung trafen und die Member im Clubhaus der gleichen Stadt feierten. Nach den Meetings stießen wir zur Party hinzu.
    So auch am 3. Februar 2005: Wir Kasseler wurden, wie alle Charter, zur Fünfzehnjahresfeier der Hells Angels nach Berlin eingeladen. Für diesen Tag wurde parallel ein Präsidenten-Meeting angesetzt. Während die Member im Clubhaus feierten, trafen wir uns in einem Berliner Hotel. Wie immer wurden Neuigkeiten und Änderungen besprochen. Das Meeting dauerte etwa drei bis vier Stunden, danach wurden wir von einem gecharterten Bus am Hotel abgeholt und sollten zur Party nach Berlin-Reinickendorf gefahren werden. Wie nicht anders zu erwarten war, flogen wir auf: Während der Fahrt hielt der Bus unerwartet an, SEK -Bullen stürmten hinein, darunter auch eine Polizeibeamtin mit blonden Haaren. Die wollten wissen, was wir dabei hatten: Waffen, Drogen, geheime Daten.
    Ich saß am hinteren Ausgang. Die Polizistin kam direkt auf mich zu, baute sich neben mir auf, schaute mich an, hob ihren rechten Zeigefinger und zeigte auf meine Kutte. »Was hast’n da«, fragte sie grinsend. Als ich herunterschaute, schnippte sie mir gegen die Nase. Ich sprang auf und ballte meine Hand zur Faust. Was sollte das denn? Ich war kurz davor, ihr aufs Maul zu hauen. Doch ich setzte mich wieder, lehnte mich zurück und grinste sie an. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Ob ihr bewusst war, dass ich ihr, ohne zu zögern, die Birne weghauen konnte? Sie war cool und tough.
    Unser Bus wurde sichergestellt, und wir fuhren zur Gefangenensammelstelle. Nach einer Viertelstunde hielten wir vor dem dunkelgrünen Stahltor. Darin befand sich ein Käfig, der so groß war, dass der Bus genau reinpasste. Die Bullen umstellten uns. Wir mussten aussteigen und den Adler machen. Sie tasteten uns von oben bis unten ab. Wir mussten unsere Taschen leeren, die Schuhe ausziehen. Unsere Ausweise wurden kopiert. Sie machten Fotos und Filmaufnahmen von uns, unseren Tattoos und von den Kutten samt Abzeichen – das volle Programm eben. Nach einer Stunde war die Schikane beendet. Die Polizei hatte nichts gefunden.
    Wir konnten wieder einsteigen und wurden von der Polizei zum Clubhaus eskortiert. Die Party war voll im Gange, als unser Bus direkt vor der Tür stoppte. Die Bullen standen Spalier. Wir liefen zwischen ihnen hindurch ins Haus – unter dem grölenden Gelächter aller Member. Ihre Präsidenten kamen unter Polizeischutz. Was für eine Party!
    Etwas Ähnliches passierte mir in Dänemark. Wenn dort eine Party stieg, war der Clubeingang oft hell erleuchtet. Die Bullen hatten Lichtgiraffen aufgebaut, um alles genauestens beobachten zu können. Jeder Hells Angel, der hinein wollte, wurde gefilzt: Der Körper wurde abgetastet, die Taschen wurden durchsucht. Ich wusste das, denn es war nicht meine erste Party in

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