Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)
Nomads, den Nomaden, zusammen. Früher verfügten die Nomads über kein eigenes Clubhaus. Sie reisten durchs Land und kamen in den Clubhäusern der einzelnen Hells-Angels-Charter unter. Das aber hat sich im Laufe der Zeit geändert: Inzwischen besitzen fast alle Nomads ein eigenes Clubhaus. Die deutschen Nomads ließen sich vor einigen Jahren in Berlin nieder.
Auch die holländischen Nomads hatten mal ein eigenes Haus. Es wurde geschlossen, nachdem mindestens einer von ihnen im Februar 2004 drei seiner Hells-Angels-Brüder erschossen hatte. Der Grund für die Streitigkeiten war ein millionenschwerer Kokain-Deal, den die Nomads in den Augen ihrer Brüder versaut hatten. Aus Erzählungen weiß ich, dass sie die Brüder damals gegen die Wand im Clubhaus stellten und dann mit unzähligen Kugeln erschossen. Um die Spuren zu beseitigen, zerstückelten sie die drei Leichen und entsorgten sie in den Grachten. Die Löcher, die durch das Geballer entstanden waren, spachtelten sie wieder zu, und das Blut überpinselten sie mit Farbe. Die holländische Zeitung Amsterdam Metro schrieb am 7. August 2009: »Limborgs Nomads wurden im März 2005 für den Mord an ihren drei Brüdern zu sechs Jahren Haft verurteilt. In der nächsten Instanz wurden sie aus Mangel an Beweisen freigesprochen.« Es konnte nicht klar zugeordnet werden, welcher Member geschossen hatte.
Nomads sind Hells Angels, die meist für das Grobe zuständig sind. Wenn ein Charter ein Problem hat, das es nicht selbst lösen kann oder will, werden Nomads angefordert. Sie haben den Vorteil, dass sie vor Ort nicht bekannt sind. Bei ihren Aktionen treten sie völlig anonym auf und benutzen nicht bekannte Fahrzeuge. Nomads werden zum Beispiel gerufen, wenn ein Charter den Einfluss auf die Türsteherszene verloren hat oder ihn gern bekommen würde. Dann gehen sie zum Beispiel in die betreffende Diskothek und sorgen so lange für Ärger, bis der Besitzer sich für eine neue Sicherheitsfirma entscheidet – also eine, die sich in den Händen von Hells Angels befindet. Nomads arbeiten gelegentlich auch für clubfremde Personen, dann allerdings gegen eine hohe Bezahlung.
Die Hells Angels in Deutschland haben wie jeder Motorrad-Club in ihrem Umfeld auch einige befreundete Clubs, sogenannte Supporter-Clubs. Dazu gehören die Red Devils und Brigade 81. Doch wer glaubt, dass die beiden unabhängig sind, liegt falsch: Die Member der Red Devils zum Beispiel waren vorher ganz normale Biker oder ein unabhängiger Motorrad-Club. Sie wurden von den Hells Angels vereinnahmt und in das eigens für sie eingerichtete Red-Devils-Charter integriert. Sie verfügen über keine nennenswerte eigene Struktur, sondern sind Nachgeburten der Hells Angels, denen sie auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind. Leider muss ich zugeben, dass ich zu meiner Zeit selbst dazu beigetragen hatte, dass mein Kasseler Charter zwei Red-Devils-Charter aufmachte.
Die Meinungen zu den Supporter-Clubs in Deutschland gehen weit auseinander: Ungefähr die Hälfte der Hells Angels in Deutschland ist für die Red Devils, die andere lehnt sie kategorisch ab. Bei den Befürwortern steht, wie sollte es anders sein, der Profit im Vordergrund.
Die Supporter sind die Dummen, die Patches, also die Aufnäher mit Club- beziehungsweise Supporter-Symbolen, und andere Fan-Artikel kaufen und somit eine Menge Geld in die Clubkasse bringen. Sie lassen ihre Bikes in Schrauberbuden reparieren, die Hells Angels gehören. Sie kaufen ihre Klamotten und Koks direkt bei Brüdern und unterstützen die Bordellbesitzer, indem sie nur noch in die Puffs gehen, die sich in Händen von Hells Angels befinden.
Vorteil für alle Hells Angels ist, dass die Supporter kostenlos im Club oder zu Hause aushelfen. Sie bewegen sich gern an der Seite der Member und zeigen oft grenzenlose Bewunderung. Das bringt natürlich viele Freunde und noch mehr Anerkennung mit sich. Red Devils betrachten die Hells Angels als ihre Vorbilder und Helden. Die meisten würden sich sogar ein Bein abhacken, um bei den Hells Angel mitmachen zu dürfen. Doch mal ehrlich: Warum sollte ein Hells Angel mit einem Red Devil abhängen, wo er doch in seinem eigenen Club viel bessere Kontakte, die angeseheneren Member und die cooleren Partys hat – und das alles international?
Nehmen wir als Beispiel einen ostdeutschen No-Name-Motorrad-Club. Die Jungs besaßen einen großen Table-Dance-Club, sehr gute Beziehungen zu osteuropäischen Frauen, die in diesem Club gearbeitet haben, und einige
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