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Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)

Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)

Titel: Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Boy Uli (Ulrich Detrois)
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teilnehmen und keine Posten im Club begleiten durfte. Er musste also noch einmal zwölf Monate warten. Aber auch das hatte er irgendwann überstanden – mit ein bisschen Schleimen hier und ein wenig Geldabdrücken dort. Erst dann wurde Jupp ein richtiger Hells Angel.
    Fortan musste er nur noch seine Aufgaben im Club erfüllen: die Beiträge fristgerecht bezahlen, an Partys teilnehmen und die Regeln beachten. Der Spruch » ACAB – All Cops Are Bastards« stand dabei immer an erster Stelle. Aber es war wirklich nicht besonders schwer, das zu verinnerlichen, denn die Bullen sorgten selbst für ausreichend Hass und Missachtung.
    Fast alle Hells Angels – Jupp zählte nicht dazu – fielen mit ihrem Aussehen und ihren Bikes schnell auf, so dass ihnen jede Polizeikontrolle gehörte. Wurde einer von uns angehalten, musste er den Adler machen, sich fotografieren und filmen lassen. Wenn die Bullen bei ihm etwas Verbotenes fanden, gab es eine silberne Acht um die Arme – und er wanderte in den Knast. Und der Hass gegen die Bullen wurde immer größer. Jupp hielt sich immer aus allem raus.
    Viele deutsche Hells Angels versuchten, auf Abzeichen hinzuarbeiten. Sie wollten, dass jeder an ihrer Kutte ablesen kann, was sie für tolle Hechte sind. Ein Beispiel für diese Aufnäher ist das Dequiallo-Abzeichen. Dieses bekommt jeder Hells Angel, der sich mit einem Polizisten geprügelt hat. Nur Boxen, Stechen und Schießen wird akzeptiert. In unserem Kasseler Charter trug es nur einer an seiner Kutte: Spitzki, ein früherer Bones. Aber er trug es zu Unrecht: Auf einer Dorf-Kirmes spuckte er nach einem Bullen. Den Germany-Präsidenten erzählte er später jedoch, dass er sich mit einem Bullen geprügelt hätte, und erschlich sich somit das Dequiallo-Abzeichen.
    Jedes Jahr werden Mordaufträge auch an deutsche Mitglieder weitergegeben. Nur wenige langjährige Member, die sich damit wirklich gut auskennen, führen solche Aufträge aus. Nach erfolgreicher Erledigung bekommen sie das Abzeichen »Filthy Few«. Dieses kann sich jeder Hells Angel an die Kutte heften, der schon mindestens einen Mord begangen hat. Die, die das Abzeichen öffentlich tragen, sollten sich absolut sicher sein, dass ihre Tat nicht aufgedeckt wird, oder sie haben ihre Strafe bereits abgesessen.
    Was sehr wichtig ist: Bevor ein Hells Angel eine Straftat begeht, muss er seine Eigentumsverhältnisse geklärt haben. In Übersee beispielsweise haben viele Member ihre privaten Wertsachen wie Häuser, Moppeds, Schmuck und Firmen ihrem Charter überschrieben. Dies wurde notwendig, weil der Staat nach einer Straftat immer häufiger das Eigentum, die Wertsachen und die Gelder des festgenommenen Members beschlagnahmte, da diese vermutlich aus illegalen Geschäften stammten. So gingen in Amerika damals neben Clubhäusern auch Fabriken, Schiffe, Flugzeuge und sogar ein Einkaufszentrum in den Besitz des Staates über. Heute gehört fast der ganze Besitz vieler nordamerikanischer Hells Angels ihrem Charter. Diese Regelung sollte 2005 auch in Deutschland eingeführt werden, doch unsere Anwälte stoppten die Überschreibungen, da sie mit dem deutschen Recht nicht zu vereinbaren waren.

Meetings mit Hindernissen
     
    Ich musste nicht so einen langen Weg wie Jupp gehen. Keiner von uns alten Bones musste das. Der Einzige, der bis heute nicht in den Club der Hells Angels aufgenommen wurde, ist der Schoko-Schorsch – so nannte er sich selbst. Ich bin wirklich kein Rassist, doch die Regeln besagen ganz eindeutig: »No Niggers in the Club«. Die Regeln stammen noch aus der Zeit der Gründung der Hells Angels. Sie sind Gesetz für jeden, der im Club aktiv ist.
    Bei den Bones gab es diese Regel nicht. Einige Bones waren schwarz, Besatzungskinder: Mutter weiß, Vater schwarz. Dazu zählte auch Schoko-Schorsch. Er war lange Zeit in Frankfurt aktiv und wollte auch von den Bones zu den Hells Angels wechseln. Doch das ging nicht, denn er war schwarz. Damals war er Anfang vierzig und führte eine Diskothek. Fast jeden Monat bis zu meinem Rauswurf wurde diskutiert, ob er ein Prospect werden könne.
    Ein Präsident aus Norddeutschland war sein stärkster Unterstützer. Er schleppte Schoko-Schorsch zu Partys mit, auch zum German-Run. Dort trafen sich alle Member und Prospects aus Deutschland. Zu Beginn jeder Party wurde ein Foto für das »Familien album« gemacht. Als ich zu der Party kam, sah ich alle dastehen. Ich wollte nicht mit auf das Foto, lehnte mich an das Geländer und filzte die

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